Bonn. In Deutschland wurden im 1. Halbjahr 2021 rund 123.000 Existenzgründungen angemeldet – 4,3 Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Das meldet das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn auf Basis der Gewerbeanzeigenstatistik des Statistischen Bundesamtes. Demnach fanden in den ersten sechs Monaten des Jahres die meisten gewerblichen Existenzgründungen im Handel und Baugewerbe statt, gefolgt von den Gründungen in den unternehmensnahen Dienstleistungsbereichen und im Gastgewerbe. Auch im Bereich Verkehr und Lagerei wagten wieder mehr den Schritt in die Selbstständigkeit. Hier zählte das IfM Bonn 5837 gewerbliche Existenzgründungen nach 5251 im ersten Halbjahr 2020.
Der zweite Lockdown ab November 2020 sowie der dritte Lockdown ab April 2021 habe das Gründungsgeschehen im gewerblichen Bereich deutlich weniger ausgebremst als der erste Lockdown im Frühjahr 2020, so das IfM Bonn. Allerdings hätten die Gründungsaktivitäten noch nicht das Vorpandemie-Niveau erreicht – nur im Gesundheits- und Sozialwesen sowie in den Finanz-/Versicherungsdienstleistungen hätten sich im ersten Halbjahr 2021 deutliche Zuwächse gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 gezeigt.
Weniger Kleingewerbe
"Der Zuwachs an Gründungen von Hauptniederlassungen um 15 Prozent im Vergleich zum Frühjahr 2020 ist aus volkswirtschaftlicher Perspektive besonders bedeutsam, da in diesen Betrieben meist weitere Arbeitsplätze eingerichtet werden“, berichtet Rosemarie Kay, stellvertretende Geschäftsführerin des IfM Bonn. Ihr Anteil an allen Existenzgründungen sei auf 40 Prozent gestiegen. Der Anteil der Kleingewerbegründungen ist laut Kay hingegen erstmals seit vielen Jahren unter 50 Prozent gefallen.
Insgesamt geht das IfM Bonn davon aus, dass sich das Gründungsgeschehen im zweiten Halbjahr 2021 weiter positiv entwickelt. Anders als gelegentlich gemutmaßt erwarten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler übrigens nicht, dass es im zweiten Halbjahr zu einer Welle an Unternehmensschließungen kommt. Schließlich könne die Mehrzahl der Unternehmen ihrer Geschäftstätigkeit inzwischen weitgehend ohne pandemiebedingte Einschränkungen nachgehen, so das IfM. Allerdings könnten Engpässe bei Vorprodukten und Arbeitskräften sowie Preissteigerungen einige Unternehmen in ihrer Existenz bedrohen. (mh)