Basel/Mannheim. Die Transportbranche rechnet mit weiter steigenden Preisen. Dies ist das Ergebnis des Transportmarkt Barometers für das zweite Quartal 2010, welches die Forschungsinstitute Progtrans und ZEW heute vorgelegt haben. Demnach bestätigen die Ergebnisse die schon seit dem Spätsommer 2009 spürbare Erwartung, dass die Transportnachfrageeinbrüche aufgrund der Wirtschaftskrise im Verlauf des Jahres 2010 weitgehend überwunden werden.
Im Hinblick auf die Transportpreisentwicklung wirken laut Transportmarkt Barometer zwei wichtige Einflussfaktoren zunehmend preissteigernd: Die sich konsolidierende Transportmengenentwicklung eröffne in den meisten Märkten Preisanhebungsspielräume. Und bei der Entwicklung der Kraftstoffpreise sei ein weiterer Anstieg zu verzeichnen. Die genannten Faktoren würden in den meisten Transportmärkten für steigende Aufkommensperspektiven und für eine generelle Erwartung steigender Preise sorgen.
Das Urteil der befragten Experten zur Entwicklung des Transportaufkommens im nächsten halben Jahr bringt deutlich die Erwartung zum Ausdruck, dass die Transportnachfrageeinbrüche aufgrund der Wirtschaftskrise mittlerweile überwunden sind oder es bald sein werden. Die Erwartungen für die einzelnen Transportzweige und für die verschiedenen Relationen sind zum Teil aber weiterhin unterschiedlich: Vor allem Luftfracht und Seeschifffahrt profitieren vom Aufschwung. Hier sei der aktuell stärkste Optimismus anzutreffen.
Im Straßengüterverkehr, bei den KEP-Diensten sowie im Kombinierten Verkehr werden die Entwicklungen ebenfalls recht zuversichtlich eingeschätzt, so das Ergebnis der Untersuchung. Beim Schienengüterverkehr sind die Erwartungen demnach moderater und vor allem bei der Binnenschifffahrt deutlich zurückhaltender. Im Bezug auf die einzelnen Transport-Relationen zeigen sich bei den Europaverkehren für die einzelnen Verkehrszweige leichte Unterschiede. Wachstumsmotor seien eindeutig die interkontinentalen Verkehre, vor allem Richtung Asien/Pazifik.
Eine große Mehrheit der Experten des Transportmarkt Barometers erwartet, dass die Transportmengen im Straßengüterverkehr im kommenden halben Jahr schwach, also um ein bis fünf Prozent zulegen werden. Diese Einschätzungen übertreffen aber Großteils sogar die Erwartungen der „Boomjahre" 2007und 2008. Die aktuellen Mautstatistiken bestätigen, mit einem Anstieg der LKW-Fahrleistungen in den ersten vier Monaten 2010 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 3,5 prozent, die aufsteigende Tendenz der LKW-Transportnachfrage.
Die Einschätzungen der Experten zur Preisentwicklung im kommenden Halbjahr lassen sich in zwei Muster einteilen: Verkehrszweige mit mehrheitlich stabilen und solche mit mehrheitlich ansteigenden Preiserwartungen. Dabei sind für die einzelnen Verkehrszweige und Relationen durchaus Unterschiede festzustellen. Beim Straßengüterverkehr, bei der Luft- und vor allem bei der Seefracht gibt es laut Transportmarkt Barometer die deutlichsten Erwartungen eines Preisanstiegs. Bei den KEP-Diensten sowie im Schienengüterverkehr halten sich die Einschätzungen stabiler und leicht steigender Preise ungefähr die Waage. Bei der Binnenschifffahrt zeigen die Frachtraten laut Erhebung nur eine schwach steigende Tendenz.
Preisentwicklung bei verschiedenen Verkehrsträgern
Untersucht wurde in der aktuellen Studie auch die Preisentwicklung in den verschiedenen Verkehrsträgern. Als Haupteinflussfaktor auf die Preise im Straßengüterverkehr werden „Engpässe im Frachtraum" betrachtet. Mit 47 Prozent aller Nennungen, teilt knapp die Hälfte der Befragten diese Einschätzung. Die Debatte über Überkapazitäten an LKW-Laderaum scheint damit zumindest in nächster Zeit vorüber zu sein, so das Fazit der Experten. Auf Platz 2 der Preiseinflussfaktoren liegt im Straßengüterverkehr mit 28 Prozent aller Nennungen der intramodale Wettbewerb. Er dürfte dem erwarteten Angebotsengpass in nächster Zeit entgegenwirken, ohne ihn aber komplett zu kompensieren. Auf der Schiene ist der wichtigste Einflussfaktor auf die Preisbildung die Konkurrenz mit den anderen Verkehrsträgern. Auf diesen Einfluss entfallen 55 Prozent aller Nennungen. Eine ähnlich hohe Bedeutung hat die intermodale Konkurrenz für das Binnenschiff und – in schwächerer Ausprägung – für den Kombinierten Verkehr.
Für die Luftfracht wird als Haupteinflussfaktor mit 43 Prozent die Kostenentwicklung genannt. Gemäß den Experten hat dieser Einflussfaktor bei keinem anderen Verkehrszweig eine derart hohe Bedeutung. Auf den Plätzen 2 und 3 folgen mit ähnlich hoher Bedeutung Laderaumengpässe (29 Prozent) und der intramodale Wettbewerb (24 Prozent). Bei der Seefracht wird die Zusammensetzung der Preiseinflüsse ähnlich gesehen wie im Straßengüterverkehr: eine überragende Bedeutung der Kapazitäten (43 Prozent), gefolgt vom Wettbewerb mit der jeweiligen Konkurrenz (24 Prozent. (sb)