Duisburg. Die Fachsparte des Fraunhofer Instituts in Nürnberg zählt die Logistik mit einem Marktvolumen von 170 Milliarden Euro zu einem der führenden Wirtschaftszweige in Deutschland. Sie rangiert hinter Automobilindustrie und Gesundheitswesen auf Platz drei, gleichauf mit dem Maschinenbau. Doch ebenso wie stinkende Laster auf den Autobahnen verpönt sind, scheuen sich Städte aus Angst vor Verkehrsproblemen, ihre Gewerbegebiete für Speditionsfirmen zu öffnen. Schon werden geeignete Flächen für den Ausbau knapp und drohen, die Expansion zu bremsen. „Die Suche nach Logistikstandorten in Deutschland ist qualvoll“, weiß Schenker-Chef Hans-Jörg Hager zu berichten. Die Kommunen warteten mit großen Flächen viel lieber auf die Ansiedlung der Industrie. „Die Leistung der Logistikbranche wird völlig unterschätzt“, klagt auch Erich Staake, der Chef des Duisburger Hafens. Dabei geht es längst nicht mehr um den reinen Gütertransport, sondern in einer Kette von Dienstleistungen darum, den Waren der Kunden den letzten Schliff zu geben. Der Logistiker überwacht etwa für Maschinenbauer den Ersatzteilbedarf, er rüstet Importautos für den Kundenmarkt um oder er spielt Software auf Computer auf. Die Branche spricht von der Kontraktlogistik. Logistikdienstleister sichern sich über Jahre ein immer größeres Stück vom Gesamtmarkt und setzen nach der Fraunhofer-Studie in Deutschland inzwischen 80 Milliarden Euro um. Insgesamt ist der Logistikmarkt stark zersplittert. Die führenden zehn Unternehmen der Branche kommen auf ein Marktvolumen von knapp 20 Milliarden Euro. Neben den an Zukäufen interessierten Branchenriesen mischen international inzwischen auch Finanzinvestoren bei der Neuordnung mit. Auftakt der Fusionswelle war die Übernahme des britischen Unternehmens Exel durch DHL/Deutsche Post Mitte 2005 für 5,5 Milliarden Euro und der Erwerb des US-Unternehmens Bax durch Schenker/Deutsche Bahn Anfang 2006 für 900 Millionen Euro. Global vertreten sind in der Kontraktlogistik nur vier oder fünf Unternehmen. Neben DHL zählt Schenker zu den Unternehmen in Europa mit dem dichtesten Transportnetz. Das Unternehmen bildet zusammen mit Railion und Intermodal die Logistiksparte der Deutschen Bahn, die ihren Güterverkehr im vergangenen Jahr um 15 Prozent auf über 17 Milliarden Euro steigerte. Schenker steht allein für über 13 Milliarden Euro. Auch 2007 und 2008 will das Unternehmen zweistellig wachsen. „Wir wollen das aus eigener Kraft schaffen und wo es sinnvoll ist auch wieder zukaufen“, sagt Bahn-Vorstand Norbert Bensel. Um sich für das stürmische Wachstum zu rüsten, sucht Schenker nach geeigneten Flächen. Fündig geworden ist das Unternehmen in Duisburg. Auf dem Hafengelände wird ein Logistikterminal gebaut und das Geschäft hier stark zusammengezogen. „Duisburg hat eine ideale Lage und ist für den Verkehr auf Schiene, Wasser und Straße optimal eingerichtet“, sagt Hager. Dass sich Schenker hier niederlasse habe strategische Gründe. Bei wachsendem Containerverkehr werden die großen Seehäfen nach seiner Einschätzung bald verstopfen und es sei mit stark steigendem Zulieferverkehr aus Rotterdam und Hamburg nach Duisburg zu rechnen. Der Duisport ist nicht nur der größte europäische Binnenhafen, sondern auch der größte Containerumschlagplatz Europas an einem Binnenstandort.
Transportgewerbe ist gut in Fahrt – Spediteure auf Standortsuche
Der Konjunkturmotor im Transportgewerbe brummt, und die Branche wächst mit hohem Tempo.