Berlin/Frankfurt am Main. Obwohl sich das Coronavirus weltweit immer mehr ausbreitet und die Lieferketten stört, schätzen deutsche Transport- und Logistikverbände die Lage noch nicht so gravierend ein, dass die Bundesregierung gegensteuern muss. Anders als die Omnibusbetriebe und die Industrie in Deutschland halten der Bundesverband Spedition und Logistik (DSLV) und der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) derzeit noch keine staatlichen Liquiditätshilfen und Förderprogramme für die betroffenen Unternehmen ihres Wirtschaftszweigs für notwendig. Für den Fall, dass sich die Situation allerdings weiter verschärft, stehen sie im Austausch mit den zuständigen Bundesministerien.
DSLV sieht europäischen Straßengüterverkehr stabil
„Die durch den Coronavirus hervorgerufene Störung der Lieferketten und die hieraus resultierenden negativen wirtschaftliche Folgen sind insbesondere im See- und Luftfrachtgeschäft spürbar, doch auch auf diesen Märkten können geänderte Beschaffungswege die Versorgung von Industrie und Handel mit Ausweichszenarien derzeit weitgehend noch aufrechterhalten“, erklärte Frank Huster, Hauptgeschäftsführer des DSLV, am Donnerstag. Der europäische Landverkehr, darunter der deutsche Stückgutmarkt, verzeichne noch keine signifikanten Mengeneinbrüche. „Existenzielle Folgen sind daher momentan überschaubar“, sagte Huster. Der DSLV steht demnach gleichwohl in Kontakt mit dem Wirtschaftsministerium und der Bundesagentur für Arbeit, um zu verdeutlichen, dass die Logistikbranche notfalls unterstützt werden müsse. Dabei geht es ihm auch darum, die Versorgung von Industrie, Handel und der Bevölkerung weiterhin sicherstellen zu können.
BGL warnt vor übertriebenen Reaktionen
„Hamsterkäufe sind unseres Erachtens eine übertriebene Reaktion, die im Einzelfall unnötige Logistikprobleme hervorrufen“, sagte BGL-Vorstandssprecher Dirk Engelhardt. Sollte es generell zu stärkeren Produktionsschwankungen und damit zu volatilen Transportvolumen kommen, könnten aus seiner Sicht staatliche Hilfsprogramme eine sinnvolle Stütze für die betroffenen Unternehmen sein. „Insbesondere sollte die Zeit bis zum Ausbleiben von Containerschiffen aus China genutzt werden, um Kurzarbeitsregelungen sowie kurzfristige finanzielle Unterstützungen einsatzbereit zu machen.“ Aktuell befragt der BGL seine Mitglieder, um sich einen Überblick über die konkrete Betroffenheit im Transportgewerbe zu verschaffen. „Wir sind mit diversen Ministerien im Austausch, um mit ihnen zu gegebener Zeit die Ergebnisse dieser Umfrage zu diskutieren“, so Engelhardt. (ag)