Hawthorne. Der Elektroauto-Hersteller Tesla will das Lastwagen-Geschäft aufmischen. Firmenchef Elon Musk stellte in der Nacht zum Freitag einen strombetriebenen Sattelschlepper vor. Er soll auch mit voller Ladung von 40 Tonnen eine Reichweite von rund 800 Kilometern erreichen, sagte Musk. Die Produktion werde im Jahr 2019 beginnen.
Vier Motoren unter der Haube
Musk nannte keinen konkreten Preis für den Lastwagen, sondern betonte lediglich, dass Diesel-Lkw pro Kilometer 20 Prozent teurer seien. Der Sattelschlepper hat vier Motoren – und Tesla verspricht, dass er pannenfrei eine Million Meilen (1,6 Millionen Kilometer) schaffen kann. Auch mit zwei ausgefallenen Motoren könne das Fahrzeug immer noch einen Diesel-Lastwagen schlagen, versicherte Musk. In 30 Minuten solle die Batterie auf eine Reichweite von gut 640 Kilometern hochgeladen werden können. Unterwegs könne man dafür die gleichen „Supercharger“ -Schnelladestationen von Tesla nutzen wie die Autos.
Der Lkw-Fahrer soll in der Mitte der Kabine zwischen zwei großen Touchscreen-Displays sitzen. Damit spart sich Tesla auch verschiedene Versionen für den Links- oder Rechtsverkehr. Der Sattelschlepper bekommt die Funktionen des Assistenzsystems Autopilot und eine besonders robuste Windschutzscheibe. „Sie übersteht eine Atomexplosion – oder Sie bekommen Ihr Geld zurück“, scherzte Musk in seiner üblichen etwas ungelenken Manier.
Reservierung ab sofort möglich
Der Lkw kann ab sofort reserviert werden, dabei müssen 5000 Dollar hinterlegt werden. Branchenexperte Axel Schmidt von der Unternehmensberatung Accenture sieht durchaus Anwendungsfälle, in denen elektrische Lastwagen Sinn machen. „Es wird bis zu einem flächendeckenden Einsatz aber wahrscheinlich viel mehr Zeit vergehen als bei Autos“ – bei denen die durchschnittliche Fahrentfernung in Deutschland 38 Kilometer betrage. „Was sicherlich nicht funktioniert – auch nicht mittel- und langfristig – ist der Langstrecken-Verkehr etwa von München nach Hamburg über Nacht mit einem 40-Tonnen-Sattelschlepper. Das bekommt man elektrisch nicht hin, außer man fährt mit eine Leitung wie die Straßenbahn.“
Auch Branchengrößen wie Daimler arbeiten bereits an Lastwagen mit Elektro-Antrieb. Als einen entscheidenden Punkt sieht Accenture-Experte Schmidt die Kosten, die derzeit vor allem vom Preis der Batterien hochgetrieben werden. „Ein Fuhrunternehmer muss Geld verdienen. Und bei einer Marge von ein bis drei Prozent zählt wirklich jeder Cent. Das muss sich rechnen, sonst macht das niemand.“ Zugleich könnte mit politischen Entscheidungen für den Umweltschutz auch der Betrieb von Lastwagen mit Verbrennungsmotor für die Unternehmen in Zukunft deutlich teurer werden. (dpa/ag)