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Tauziehen um Bahnstrecke in Norddeutschland dauert an

22.04.2020 11:19 Uhr
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Weil sich der Schienengüterverkehr in Lüneburg zu ballen droht, gibt es Proteste von Anwohnern und der Stadt (Symbolbild)
© Foto: Rhein Cargo

Um Hannover, Bremen und Hamburg mit der Bahn besser zu verbinden, ist nach langem Streit nun ein Ausbau bestehender Strecken in Planung. Bei Lüneburg führt allerdings der wachsende Güterverkehr zu heftigen Protesten.

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Hannover. Bei heiterem Wetter gleitet der Zug über die ausgebaute Bahnstrecke zwischen Verden und Rotenburg. Dort, wo die Fahrt an Wohngebieten vorbeiführt, schirmen hohe Lärmschutzwände die Gleise ab. In der Computersimulation der Deutschen Bahn können sich Anwohner im Internet bereits genau anschauen, wie der Ausbau der für Güterzüge wichtigen Verbindung mit einem zweiten Gleis demnächst aussehen könnte. Beim auf 3,9 Milliarden Euro veranschlagten Ausbau des Bahnnetzes von Hannover Richtung Bremen und Hamburg ist die Planung auf diesem 25 Kilometer langen Abschnitt am weitesten gediehen. Eine Herausforderung bleibt unterdessen die Trassenführung bei Lüneburg.

Trotz Bemühungen der Planer um Transparenz und verlässliche Daten bleibt die Erarbeitung der Bahngleise eine Sisyphusarbeit. Die seit 1992 vorangetriebene Planung sah zunächst die Y-Trasse vor, eine Neubaustrecke zwischen den drei Ballungsräumen für den ICE-Verkehr. Die betroffenen Landstriche fühlten sich übergangen, zäher Widerstand und eine Kostenexplosion führten 2012 zum Abrücken von der Planung. Ein Dialogforum mit Bund, Ländern, Bahn, Kommunen und Bürgerinitiativen legte Ende 2015 schließlich ein Ausbaukonzept bestehender Strecken, die Variante Alpha-E, als Alternative vor. Der Fokus lag inzwischen auf dem wachsenden Güterverkehr.

Bürgerinitiativen gegen eine Neubaustrecke

Und dieser droht sich im Raum Lüneburg zu ballen. Bis zu 400 Güterzüge täglich werden auf der Nord-Süd-Strecke von Hamburg über Lüneburg bis Uelzen prognostiziert. Die Stadt Lüneburg und andere Anlieger laufen deshalb Sturm gegen die Idee, den gesamten Verkehr auf einer auf drei Gleise ausgebauten Strecke mitten durch die Orte zu bewältigen. Die Bahn prüft den Bau von Ortsumfahrungen, was wiederum den Unmut der Bürgerinitiativen gegen eine Neubaustrecke weckt. Alle ernsthaft in Betracht kommenden Alternativlösungen zwischen der bestehenden Strecke und der Autobahn 7 würden hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf Mensch, Natur und Umwelt untersucht, betonte ein Bahnsprecher.

Zu den Vorgaben, die der Bund der Bahn für das Großvorhaben gemacht hat, gehört ein Zeitgewinn von 11 Minuten für die schnellen ICE-Züge zwischen Hamburg und Hannover: Die Milliardeninvestition soll auch Reisende in die Hansestadt schneller ans Ziel bringen. Das zwingt zum Verzicht auf enge Kurvenradien. Die letzten in einer „gläsernen Werkstatt“ den Kommunen vorgestellten möglichen Varianten wären zweigleisige Umgehungen, die Lüneburg, Deutsch Evern und Bad Bevensen eng am Verlauf der Bestandsstrecke umfahren. Voraussichtlich Ende 2022 soll eine Vorzugsvariante gefunden sein, sagte der Bahnsprecher.

Umfahrungsstrecke laut Gutachten unnötig

Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD) verliert bei dem zähen Gezerre um den dringend benötigten Bahnausbau inzwischen die Geduld. Nach der letzten Beratungsrunde Ende Januar forderte er Land und Bund auf, unverzüglich im Sinne von Tausenden Pendlern die bestehende Strecke Lüneburg-Hamburg aufzuwerten.

Die Bürgerinitiativen, die sich gegen Neubaustrecken starkmachen, haben unterdessen im Januar ein Gutachten des in Bahnprojekten erfahrenen Gutachters Martin Vieregg vorgelegt. Dieser kam zu dem Schluss, dass eine Umfahrungsstrecke unnötig ist. Voraussetzungen wären aber ein Ausbau der Ausfahrt aus dem Hamburger Hauptbahnhof und ein viergleisiger Ausbau der Strecke nach Lüneburg. Auch diese Hinweise beziehe die Bahn in die Betrachtungen ein, so der Sprecher.

Auf allen Abschnitten des Bahnprojekts kommen die Planungen inzwischen voran, so der Bahnsprecher. In diesem Jahr haben sie auch auf dem Abschnitt Bremerhaven-Bremen-Langwedel-Uelzen, der sogenannten Amerika-Linie, begonnen. Für den Ausbau hatte sich Niedersachsens vorheriger Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) stark gemacht. Zwischen Hannover und Celle wurde inzwischen der Baugrund untersucht. Durch eine Verbesserung der Gleislage solle das Tempo von 200 auf 230 oder 250 erhöht werden. Alleine für das Teilstück von Verden bis Rotenburg wagen die Planer bereits, einen Baubeginn zu avisieren. Dieser könnte in der Mitte des Jahrzehnts liegen. (dpa/sn)

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