Nürnberg/Berlin. Die Vermittlung im Bahn-Tarifstreit mit den früheren CDU-Spitzenpolitikern Kurt Biedenkopf und Heiner Geißler soll im Laufe der kommenden Woche beginnen. Das sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Manfred Schell, am Freitag in Nürnberg. Der Vermittler Geißler sagte, Ziel der Vermittlungsgespräche werde sein, „das notwendige Mindestmaß an Vertrauen zwischen Unternehmen und Belegschaft wiederherzustellen“. Ohne dieses Vertrauen könne das wichtigste Transportunternehmen der Republik nicht florieren. „Es geht um eine Befriedung“, fügte er in der „Süddeutschen Zeitung“ hinzu. Bahn-Transport-Vorstand Norbert Bensel begrüßte am Freitag den einstweiligen Streikverzicht der GDL. Dieser sei „für die deutsche Wirtschaft ein wichtiges Signal, das schafft für unsere Kunden Planungssicherheit.“ Der Vorsitzende der Verkehrsgewerkschaft Transnet, Norbert Hansen, sieht einen Erfolg der Vermittlung keineswegs garantiert. Die Chancen einer Einigung lägen bei „unter 50 Prozent, weil die Fronten doch sehr verhärtet sind“, sagte er am Freitag im Bayerischen Rundfunk. Hansen bot dem GDL-Vorsitzenden Manfred Schell an, sich an Verhandlungen über die Bezahlung für einzelne Berufsgruppen zu beteiligen. Innerhalb des Tarifvertrages sei eine Differenzierung nach Berufsgruppen durchaus möglich. „Er kann sogar eine federführende Rolle für die Lokführer bei den Verhandlungen einnehmen - dagegen ist nichts einzuwenden. Vielleicht ist das eine Brücke, die Herr Biedenkopf und Herr Geißler erkennen“, sagte Hansen. Der Transnet-Chef kritisierte zugleich, die GDL habe mit überzogenen Forderungen „eine ganz erhebliche Störung der Kollegialität und des betrieblichen Friedens“ bei der Bahn verursacht. In einem Brief an Schell warf Hansen nach Informationen des „Tagesspiegels“ (Samstag) der GDL sogar vor, die Bahn zu Betriebsauslagerungen und Arbeitsplatzabbau zu treiben. In dem Schreiben heiße es: „Die sich jetzt abzeichnende Situation wird am Ende dazu führen, dass es nur Verlierer gibt.“ Der geforderte eigene Tarifvertrag der GDL mit bis zu 31 Prozent mehr Lohn würde „zu weitreichenden grundsätzlichen Verschlechterungen in der Wirtschaftsentwicklung und in der Unternehmensstruktur führen.“ Zu befürchten sei, dass die Bahn als Ausgleich für die Belastungen „einerseits entsprechende strukturelle Veränderungen vornehmen wird, die sie aus bestimmten Abhängigkeiten befreit, und andererseits mit Sicherheit eine nicht unbedeutende Anzahl an Arbeitsplätzen akut gefährdet wird“. (dpa)
Tarifstreit: Vermittlung in der nächsten Woche
Vermittlung im Bahn-Tarifstreit soll kommende Woche beginnen