Köln. Die Gütertransportleistung auf Europas Schienen erreichte im Jahr 2017 nahezu das Niveau der Vorkrisenjahre, wobei vor allem die ehemaligen Staatsbahnen in Polen, Italien und Österreich ihre Verkehrsleistung steigern konnten. Eine zentrale Rolle spielte für die Betreiber der kombinierte Verkehr auf der Nord-Süd-Achse, wie das Beratungsunternehmen SCI Verkehr mitteilte.
Nach der belgischen Lineas, die eine radikale Neuorientierung vollzogen hat, konnten auch die Güterverkehrsbahnen PKP Cargo, Mercitalia und Green Cargo wieder ein Wachstum der Verkehrsleistung in Europa verzeichnen. Insbesondere PKP Cargo kehrte damit zurück in die Gewinnzone, nachdem der Betreiber Umstrukturierungen des Geschäfts vorgenommen hatte. Andere Unternehmen, wie der österreichische Betreiber Rail Cargo Austria, haben laut SCI Verkehr 2017 von der guten wirtschaftlichen Situation in Europa profitiert.
In Deutschland sei die Transportleistung in den Statistiken um einen Zuwachs von 13 Milliarden Tonnenkilometer korrigiert worden. Die zusätzliche Transportleistung verbuchten laut SCI Verkehr die privaten Güterverkehrsunternehmen, welche ihren Marktanteil in Deutschland in den vergangenen drei Jahren stark ausbauen konnten.
Viele Staatsbahnen stoppen Rückgang ihres Marktanteils
In Europa hingegen insgesamt wurde der Rückgang des Markanteils der ehemaligen Staatsbahnen erstmalig aufgehalten. Viele dieser Betreiber positionieren sich verstärkt länderübergreifend und wachsen außerhalb ihres Heimatmarktes. Die Verkehrsleistung in Europa stieg 2017 auf 469 Milliarden Tonnenkilometer und es wird erwartet, dass in den folgenden zwei Jahren das Vorkrisenniveau von 474 Milliarden Tonnenkilometern erreicht wird. Vor allem in den Märkten der Visegrád-Gruppe (Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn) und in Slowenien wurde neben einem deutlichen Wirtschaftswachstum auch ein signifikanter Anstieg der Verkehrsleistung verzeichnet.
Der kombinierte Verkehr ist laut SCI Verkehr dabei der Haupttreiber im Schienengüterverkehr. Insbesondere Hinterland-Transporte der europäischen Häfen würden hier „dynamisch“ wachsen. Um das Wachstum des Marktes nachhaltig zu sichern und den Anteil der Schiene an der Transportleistung Europas zu erhöhen, seien Investitionen in Infrastruktur, grenzüberschreitende Verkehre, Automatisierung und Digitalisierung dringend notwendig. (tb)