Düsseldorf. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie "Europäische Lieferketten 2004”, der European Logistics Association (ELA) und der Unternehmensberatung A.T. Kearney. Galt die Logistik in der Vergangenheit branchenübergreifend stets als einer der zentralen Bereiche für Kostenreduzierungen, gaben nun mehr als drei Viertel der für die Studie befragten Unternehmen an, in Zukunft mit stagnierenden oder gar steigenden Logistikkosten zu rechnen. "Der stete Anstieg der Supply Chain Komplexität fordert seinen Tribut und wird den jahrzehntelangen Trend fallender Logistikkosten ins Gegenteil umkehren", sagt Bernhard Rieder, Vice President bei A.T. Kearney: "Vor allem der hohe Einkaufsanteil außerhalb Westeuropas und die von den Kunden erwartete hohe Quote fehlerfreier Auslieferungen sind die größten Komplexitätstreiber. Aber auch immer kürzere Durchlaufzeiten, die ständig steigende Anzahl lagerhaltiger Artikel (SKU) sowie auf Kundenseite die Nachfrage nach immer komplexeren Servicelevels, stellt die Logistik vor immer größere Herausforderungen." Von dieser Entwicklung besonders betroffen sind vor allem Industrien, in denen die Logistikkosten einen hohen Umsatzanteil ausmachen: "Dieser beträgt aktuell im Bereich Maschinenbau 7,5 Prozent, in der Prozessindustrie 6,8 Prozent und im Segment Konsumgüter und Medien 6,3 Prozent. Vergleichsweise weniger betroffen ist der Pharma-Bereich in dem lediglich 2,5 Prozent des Umsatz für Logistik aufgewendet werden", so Rieder. "Unsere Analyse führte zu verschiedenen ganz wesentlichen Strategien, um den Komplexitäts- und Kostensteigerungen begegnen zu können", so Rieder: "Einen der wichtigsten Hebel sehen wir in der Segmentierung der Lieferketten nach Service- und Kostenanforderungen der Kunden. Eine solche Differenzierung der Logistik wird bereits von 50 Prozent der europäischen Unternehmen durchgeführt. Diese konnte dadurch ihre Kosten im Schnitt um etwa 15 Prozent und die Durchlaufzeiten um knapp 22 Prozent verringern." Weiteres unerschlossenes Potenzial liegt in der Optimierung der Kooperation und Kommunikation mit Kunden und Lieferanten durch den effektiven Einsatz von Informationstechnologie. Ein Viertel der Unternehmen konnte so die Termintreue von 91,5 auf 95 Prozent und die Fehlerfreiheitsquote von 97 auf 98,5 Prozent erhöhen. Der Outsourcing-Grad ist mit durchschnittlich 23 Prozent bereits relativ hoch. "Wir gehen davon aus, dass sich diese Quote bis 2008 nur begrenzt um etwa vier Prozentpunkte erhöhen wird", so Stephan Mayer Co-Autor der Studie und Logistik-Experte bei A.T. Kearney. Speziell der Bereich der physischen Prozesse wird bereits hochgradig von externen Partnern erledigt. Entsprechend wird beispielsweise die Quote im Bereich Operations von 87 Prozent nur noch geringfügig auf 90 Prozent in 2008 anstiegen. Vor allem im Bereich strategische Funktionen besteht jedoch signifikanter Nachholbedarf. So erwarten die A.T. Kearney-Experten bei Planung & Management einen Anstieg von heute 42 Prozent auf etwa 51 Prozent in 2008. In Folge der Verschiebung der Prozesse im Outsourcing-Fokus gehen die Unternehmen auch in ihrem Entscheidungsprozess differenzierter vor und nennen als wichtigste Kriterien zur Auswahl eines Outsourcing-Partners Kostenreduktion (77 Prozent), Verbesserung der Service-Qualität (49 Prozent) und Zugang zu speziellem Expertenwissen (53 Prozent). Die meisten Unternehmen haben ihre Erfahrungen mit Outsourcing bereits gemacht – sowohl gute als auch weniger gute. Entsprechend wird eine Outsourcing-Entscheidung sehr systematisch und gezielt angegangen. Wichtigster Grund, sich gegen Outsourcing zu entscheiden, ist mit 70 Prozent die Befürchtung, im Rahmen der Fremdvergabe die Kontrolle über die Prozesse zu verlieren.
Studie: Logistikkosten steigen wieder
Aufgrund fortschreitender Globalisierung und wachsender Prozesskomplexität werden die Logistikkosten nach jahrzehntelangem Rückgang bis 2008 um durchschnittlich acht Prozent ansteigen.