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Straßentransporte: Frankreich nimmt Polen unter die Lupe

20.02.2018 09:56 Uhr
Autobahn in Polen
Auch in Frankreich sind immer mehr polnische Lkw unterwegs
© Foto: Picture alliance/NurPhoto

Laut einer Erhebung nimmt die Dominanz polnischer Transporteure auf europäischen Straßen immer mehr zu.

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Paris. Der Pariser Branchenbeobachter Conseil National Routier (CNR) hat in einer Studie eine wachsende Dominanz polnischer Transporteure auf den europäischen Straßen festgestellt. Binnen sieben Jahren hätten sich deren Kabotageleistungen verzehnfacht, heißt es darin unter anderem. Darüber hinaus liege der Selbstkostenpreis pro Kilometer bei den Polen 34 Prozent unter dem der französischen Mitbewerber.

Rund 80.000 Straßengütertransporteure seien in Polen gemeldet. Sie beschäftigten mehr als 230.000 Mitarbeiter und seien 2015 zusammen auf einen Umsatz von 24,8 Milliarden Euro gekommen, - doppelt so viel wie sechs Jahre zuvor. Seit Eintritt Polens in die Europäische Union im Jahr 2004 habe die von den dortigen Transportunternehmen bis 2015 erbrachte Leistung 260,7 Milliarden Tonnenkilometer erreicht.

Große Differenz bei den Löhnen

Der CNR hatte dem polnischen Gewerbe schon 2011 eine Untersuchung gewidmet und die jüngste jetzt auch im Lande selbst durchgeführt. Vor sechs Jahren betrug die Differenz im Vergleich der Betriebskosten pro Kilometer 38 Prozent. Verglichen mit 2015 hat sie sich demnach nur unwesentlich verringert und die Polen arbeiten immer noch deutlich über 30 Prozent günstiger als ihre französischen Kollegen. Besonders billig sind laut CNR-Studie die Löhne, die die polnischen Fahrer bekommen. Hier liegt die Differenz mit Frankreich bei 16 Cent pro Kilometer für die Polen und bei 45 Cent für die Franzosen, und daran habe sich seit 2011 kaum etwas geändert, heißt es in dem Bericht.

International ist Polen seit 2007 mit 28 Prozent Marktanteil bei den beförderten Warenmengen die Nummer Eins. Das macht die im Lande selbst seit 2013 festgestellte Stagnation im heimischen Straßengütertransport mehr als wett. Vorläufige Zahlen für das Jahr 2016 bestätigen das internationale Wachstum. Es lag demnach bei 11,5 Prozent gegenüber nur 5,9 Prozent für das Gewerbe in Europa.

Zuwachs der Kabotage-Transporte

Stark zugelegt hat auch der Kabotage-Transport durch polnische Unternehmen. 2008 betrug der Anteil am gesamten Transport erst ein Prozent, 2015 hingegen schon sechs Prozent. 67 Prozent davon werden für oder in Deutschland geladen, gefolgt von Frankreich mit 12 Prozent. Die Kabotagemenge hat sich in Frankreich zuletzt verfünffacht, in Deutschland jedoch fast verdreißigfacht. Wie ddie Erhebung  weiter feststellt, sind die polnischen Transporteure zunehmend auch in einem neuen Marktsegment aktiv, und zwar in dem des Warenverkehrs zwischen Drittländern.

Trotz dieser bemerkenswert positiven Zahlen für das östliche EU-Mitglied haben die vom CNR befragten polnischen Unternehmen nicht verheimlicht, mit welchen Sorgen sie sich konfrontiert sehen. Sie betreffen vor allem den allgemeinen Tarifrückgang in Europa. Ferner mussten sie feststellen, dass die West-Transporteure die von den Polen ausgehende Gefahr erkannt und mit entsprechenden Gegenmaßnahmen und zusätzlichen Bemühungen um schärfere Gewerbeauflagen darauf reagiert haben. In Deutschland war es etwa die Einführung eines Mindestlohns, in Frankreich die Verpflichtung, die wöchentliche normale Ruhezeit für Fahrer außerhalb der Kabine zu verbringen. Beides sei in Polen sehr negativ aufgenommen worden, und die Franzosen berichten von einer zunehmend spannungsgeladenen Atmosphäre während ihrer Gespräche vor Ort.

Fahermangel betriffft auch Polen

Eine weitere Sorge bereitet den Polen ein seit fünf Jahren beobachteter Fahrermangel, was den bisherigen Produktivitätsvorteil des Landes im Straßengütertransport zu gefährden drohe. Im selben Maße beginnen die polnischen Fahrer, bessere Arbeitsbedingungen zu fordern, unter anderem kürzeren Fahrtstrecken und häufigere Möglichkeiten, mehr Zeit zuhause zu verbringen. Gleichwohl steigen die Fahrerlöhne nur ganz geringfügig, denn den Mangel an Fahrpersonal kompensieren Unternehmen durch Anwerbungen bei den östlichen Nachbarn: in der Ukraine, in Russland, Georgien oder in Kasachstan. (jb)

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