Steuerliche Maßnahmen

Steuerliche MaßnahmenSteuertipps zum JahreswechselWenn zum Jahresende der Jahresabschluss ansteht, gilt es für die Unternehmen wieder, steuerliche Maßnahmen zu überprüfen und zu optimieren. Auch in diesem Jahr ist es ratsam, sich mit anstehenden Steueränderungen zu befassen und entsprechende Maßnahmen einzuleiten.Der Gesetzgeber setzt zum Jahreswechsel mit dem „Jahressteuergesetz 2010“ wieder einmal zahlreiche Gesetzesänderungen um, auf die sich die Unternehmen einstellen müssen. Bei den insgesamt rund 180 Änderungen des Gesetzesentwurfs handelt es sich im Wesentlichen um einzelne Korrekturen und Detailänderungen bei verschiedenen Steuergesetzen. Für den 26. November 2010 ist der Beschluss des Bundesrats über den Gesetzesentwurf vorgesehen. Die Finanzverwaltung hat mit den „Lohnsteuer-Änderungsrichtlinien 2011“ einige Vereinfachungen bekannt gegeben, die insbesondere bei der steuerlichen Behandlung von Arbeitnehmern hilfreich sind.Abschreibungsmöglichkeiten nutzenBis Ende des Jahres 2010 kann noch die degressive Abschreibung genutzt werden, die danach ausläuft. Werden bewegliche Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens bis zum 31. Dezember 2010 angeschafft, können diese danach mit bis zu 25 Prozent pro Jahr vom Restbuchwert abgeschrieben werden. Diese Abschreibung bringt in den ersten drei Jahren nach dem Kauf eine deutlich höhere Abschreibung als die lineare Abschreibung. Als „angeschafft“ in diesem Sinne gilt ein Wirtschaftsgut, wenn die Lieferung erfolgt beziehungsweise eine eventuelle Montage durch den Lieferanten abgeschlossen ist. Wirtschaftsgüter mit einem Wert von maximal 410 Euro netto (sogenannte geringwertige Wirtschaftsgüter) können noch in 2010 sofort in voller Höhe abgeschrieben werden, wenn sie bis 31. Dezember 2010 angeschafft werden. Alternativ ist bei Wirtschaftsgütern bis 1000 Euro netto die Bildung eines mit 20 Prozent jährlich abzuschreibenden Sammelpostens möglich. In diesem Fall ist eine Sofortabschreibung in voller Höhe nur für in diesem Jahr angeschaffte Wirtschaftsgüter bis 150 Euro möglich.Weihnachtsfeier steuersparend planenDie Kosten einer Weihnachtsfeier sind bis zu einem Betrag von 110 Euro je Arbeitnehmer steuer- und sozialversicherungsfrei. Damit kann der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer die Aufwendungen für Speisen und Getränke, für den äußeren Rahmen (zum Beispiel für Saalmiete, Musik oder Kegelbahn) oder auch für Eintrittsgelder (zum Beispiel Theaterkarten) bis zu der Grenze von 110 Euro steuerfrei zuwenden. Aber Achtung: Es handelt sich um eine Freigrenze, das heißt, wird der Betrag von 110 Euro auch nur geringfügig überschritten, so ist der gesamte Betrag steuer- und sozialversicherungspflichtig. Daher sollten Arbeitgeber streng darauf achten, dass diese Grenze je Mitarbeiter nicht überschritten wird.Beispiel: Ein Arbeitgeber veranstaltet für seine 30 Mitarbeiter eine Weihnachtsfeier in einem Restaurant. Die Aufwendungen betragen einschließlich Umsatzsteuer:Saalmiete 100 EuroSpeisen und Getränke 2800 EuroDiscjockey 300 EuroInsgesamt 3200 EuroBei 30 Teilnehmern entfällt auf jeden Teilnehmer ein Betrag von 106,70 Euro. Die 110-Euro-Grenze ist nicht überschritten und damit alle Zuwendungen steuer- und sozialversicherungsfrei.Ablauf von AufbewahrungsfristenDie Aufbewahrung und Archivierung von Buchführungsunterlagen ist gesetzlich vorgeschrieben und für die Unternehmen häufig eine lästige Pflicht. Gerade auch im Rahmen der betrieblichen EDV muss während der Aufbewahrungsfristen der Zugriff auf die Daten ermöglicht werden. Genutzt werden sollte daher die Möglichkeit, mit Ablauf der zehn- oder sechsjährigen steuerlichen Aufbewahrungsfristen die entsprechenden Buchführungsunterlagen zu vernichten. Zu beachten ist dabei allerdings, ob die Unterlagen trotz der offiziellen Vernichtungsmöglichkeit möglicherweise als Beweise für ein Einspruchs- oder Klageverfahren oder für eine spätere Betriebsprüfung benötigt werden. Nach dem 31. Dezember 2010 können regelmäßig vernichtet werden:Bücher, Konten und Aufzeichnungen, in denen die letzte Eintragung im Jahr 2000 und früher erfolgt ist,Jahresabschlüsse, Lageberichte oder Eröffnungsbilanzen, die 2000 oder früher aufgestellt wurden,Buchungsbelege (zum Beispiel Bescheide, Rechnungen, Kontoauszüge, Reisekostenabrechnungen, Lohn- und Gehaltslisten) aus dem Jahr 2000,Lohnkonten und Unterlagen zum Lohnkonto mit Eintragungen aus 2004 oder früher undsonstige für die Besteuerung bedeutsame Dokumente und Geschäftsbriefe (zum Beispiel Ausfuhr- und Einfuhrbelege) aus dem Jahr 2004 oder früher.Einführung der elektronischen LohnsteuerkarteAb 2012 wird das Lohnsteuerabzugsverfahren auf ein elektronisches Verfahren umgestellt. Die für die Berechnung der Lohnsteuer benötigten Daten werden in einer Datenbank der Finanzverwaltung hinterlegt und für die Arbeitgeber in elektronischer Form zum Abruf bereitgestellt. Die Angaben der bisherigen Vorderseite der Lohnsteuerkarte (zum Beispiel Steuerklasse, Kinder, Freibeträge) werden zukünftig als „Elektronische LohnSteuerAbzugsMerkmale (ELStAM)“ bezeichnet. Im Jahr 2011 gibt es laut dem Entwurf des Jahressteuergesetzes 2010 einen Übergangszeitraum: Arbeitgeber dürfen die Lohnsteuerkarte nicht wie bisher am Jahresende vernichten, sondern müssen die darauf enthaltenen Eintragungen einmalig auch für den Lohnsteuerabzug im Jahre 2011 zugrunde legen. Die Finanzämter versenden keine neuen Lohnsteuerkarten für das Jahr 2011.Für die Arbeitgeber ist der Abruf der elektronischen Lohnsteuerabzugsmerkmale der Arbeitnehmer nach der Registrierung im Elster-Online-Portal der Finanzverwaltung unter www.elsteronline.de möglich. Im Regelfall wird dies vom Steuerberater übernommen. Weitere Informationen stehen unter www.elster.de zur Verfügung.Erleichterung bei der Erstattung von Mahlzeiten an ArbeitnehmerBei der Erstattung von Mahlzeiten an Arbeitnehmer anlässlich von beruflich veranlassten Auswärtstätigkeiten lässt die Finanzverwaltung zukünftig vereinfachte Nachweise zu. Die „Lohnsteuer-Richtlinien“ werden mit Wirkung zum 1. Januar 2011 aktualisiert und sind für Lohnzahlungszeiträume anzuwenden, die nach dem 31. Dezember 2010 enden. Grundsätzlich können Mahlzeiten bei Auswärtstätigkeiten mit dem üblichen Endpreis oder aus Vereinfachungsgründen mit dem amtlichen Sachbezugswert bewertet werden. Voraussetzung ist, dass eine Bewirtung auf Veranlassung des Arbeitgebers vorliegt. Hierzu wird neu geregelt, dass es ausreichend ist, wenn die Aufwendungen für eine Mahlzeit vom Arbeitgeber dienst- oder arbeitsrechtlich ersetzt werden und die Rechnung auf den Arbeitgeber ausgestellt ist. Damit verzichtet die Finanzverwaltung auf die bisher erforderliche Vorausbuchung durch den Arbeitgeber. Dies bedeutet eine deutliche Erleichterung bei der Erstattung von Mahlzeiten durch Arbeitgeber.Vereinfachung beim Ersatz von Fort- und WeiterbildungsleistungenVereinfachung schafft die Finanzverwaltung zukünftig beim Ersatz von Fort- und Weiterbildungsleistungen durch den Arbeitgeber. Soweit diese Bildungsmaßnahmen im ganz überwiegend betrieblichen Interesse des Arbeitgebers durchgeführt werden, führen berufliche Fort- und Weiterbildungsleistungen des Arbeitgebers nicht zu steuerpflichtigem Arbeitslohn. Hierfür muss zukünftig nicht mehr zwingend der Arbeitgeber Rechnungsempfänger sein. Voraussetzung ist nur, dass der Arbeitgeber die Übernahme beziehungsweise den Ersatz der Aufwendungen allgemein oder für die besondere Bildungsmaßnahme schriftlich zugesagt hat.Behandlung von Unfallkosten eines FirmenwagensUnfallkosten eines Firmenwagens zählen bisher zu den Gesamtkosten eines Fahrzeugs, die vom Arbeitgeber insgesamt steuerfrei erstattet werden konnten. Ab 2011 müssen Unfallkosten nach den überarbeiteten „Lohnsteuer-Richtlinien“ zwischen Unfallkosten für Dienst- und Privatfahrten getrennt werden. Werden danach vom Arbeitgeber anlässlich einer Privatfahrt entstandene Unfallkosten getragen, für die der Arbeitnehmer schadensersatzpflichtig ist, so sind diese Kosten beim Arbeitnehmer stets als geldwerter Vorteil aus der Firmenwagenüberlassung zu erfassen. Die Finanzverwaltung hat jedoch eine Vereinfachungsregelung zugelassen, wonach Unfallkosten bis 1000 Euro (zzgl. Umsatzsteuer) je Schaden – nach Abzug von Versicherungsleistungen oder Leistungen Dritter – als Reparaturkosten behandelt werden und damit in voller Höhe steuerfrei ersetzt werden können.Umsatzsteuer bei GüterbeförderungsleistungenSeit dem 1. Januar 2010 liegt der Leistungsort auch bei Güterbeförderungsleistungen und ähnlichen Leistungen, die an einen Unternehmer erbracht werden, beim Leistungsempfänger (§ 3a Abs. 2 Umsatzsteuergesetz). Dies gilt nach der bisherigen Gesetzeslage auch dann, wenn die genannten Leistungen tatsächlich ausschließlich im Drittlandsgebiet ausgeführt werden. Allerdings kann dies in den Fällen, in denen der Leistungsempfänger in Deutschland ansässig ist, zu einer Doppelbesteuerung führen, wenn der Drittstaat eine der deutschen Umsatzsteuer entsprechende Steuer erhebt und sich nach dem Recht dieses Staates der Leistungsort dort befindet. Nach der im Entwurf des Jahressteuergesetzes 2010 vorgesehenen Neuregelung soll zukünftig in solchen Fällen der Leistungsort im Drittlandsgebiet liegen, wenn die Leistung tatsächlich im Drittlandsgebiet genutzt oder ausgewertet wird. Diese Regelung war bisher nur im BMF-Schreiben vom 8. Dezember 2009 enthalten.Fristverlängerung beim VorsteuervergütungsverfahrenInländische Unternehmer, die im Ausland Lieferungen oder sonstige Leistungen beziehen, können die ihnen in Rechnung gestellte ausländische Umsatzsteuer unter bestimmten Voraussetzungen erstattet bekommen (sogenanntes Vorsteuer-Vergütungsverfahren). Das Verfahren zur Vorsteuervergütung innerhalb der EU wurde zum 1. Januar 2010 grundlegend verändert und auf ein elektronisches Verfahren umgestellt. Aufgrund technischer Probleme bei der Umstellung wird die Frist zur Abgabe der Anträge (30. September 2010) einmalig für Erstattungsanträge des Abrechnungszeitraumes 2009 bis zum 31. März 2011 verlängert.Elektronische RechnungBisher werden Rechnungen nach wie vor überwiegend in Papierform erstellt, obwohl grundsätzlich auch die Übersendung einer elektronischen Rechnung gesetzlich zugelassen ist. Hierfür besteht allerdings die Hürde der sogenannten elektronischen Signatur, um die Authentifizierung der Rechnung sicherzustellen. Nach jahrelangen Forderungen der Wirtschaft nach einer Vereinfachung der Voraussetzungen der elektronischen Rechnung wird im Jahr 2011 nun voraussichtlich Vereinfachung geschaffen: Im Wege eines Gesetzgebungsverfahrens zur Steuervereinfachung soll auf die Vorausset-zung der elektronischen Signatur zukünftig verzichtet werden. Damit folgt Deutschland zahlreichen anderen EU-Ländern und die elektronische Rechnung wird sich endlich auch in der Praxis durchsetzen.Einführung der elektronischen BilanzUm das Besteuerungsverfahren zu modernisieren, soll die elektronische Kommunikation zwischen Unternehmen und Finanzamt ausgebaut werden. Ursprünglich sollten daher schon für das Wirtschaftsjahr 2011 alle bilanzierenden Unternehmen verpflichtet sein, die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung elektronisch an das Finanzamt zu übermitteln (sogenannte „E-Bilanz“). Da hierfür allerdings die technischen und organisatorischen Voraussetzungen noch nicht vorhanden sind, wird die elektronische Bilanz nun um ein Jahr für nach dem 31. Dezember 2011 beginnende Wirtschaftsjahre verschoben. Die Finanzverwaltung will die Zeit bis dahin nutzen, mit einzelnen Unternehmen eine „Pilotphase“ durchzuführen, um das Verfahren vor der bundesweiten Einführung in der Praxis zu erproben. Unabhängig davon bedeutet die Umstellung auf die elektronische Bilanz für die Unternehmen in jedem Fall zunächst einen nicht unerheblichen Umstellungsaufwand, da die technischen Vor-aussetzungen für die Einführung der E-Bilanz geschaffen werden müssen. Hier sollten frühzeitig entsprechende Vereinbarungen mit dem Steuerberater und dem Softwareanbieter getroffen werden. ❙❚■ Rechtsanwältin Monika Wünnemann ist Referentin für Steuern und Finanzpolitik beim Bundesverband der Deutschen Industrie e.V.Unternehmer sollten sich rechtzeitig mit steuerlichen Änderungen beschäftigenBeispielAbschreibung 2010Abschreibung 2011Abschreibung 2012Erwerb November 2010(degressive Abschreibung)2500 € (60.000 € x 25% x 2/12)14.375 € (Restwert 57.500 € x 25%)10.781 € (Restwert 43.125 € x 25%)Erwerb 2011(lineare Abschreibung)0 €10.000 €10.000 €Vergleich der Abschreibung eines Wirtschaftsguts zum Preis von 60.000 Euro im Jahr 2010 und im Jahr 2011Steuerliche MaßnahmenSteuerliche Maßnahmen

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