Duisburg. „Die Binnenschiffer müssten neue Ideen entwickeln und neue Geschäftsfelder entdecken“, rief Erich Staake, Vorstandsvorsitzender der Duisburger Hafen AG, auf dem Kongress die Branche auf, stärker auf die Veränderungen zu reagieren. Staake, der auf dem Duisburg-Gipfel den neu ausgelobten Europäischen Binnenschifffahrtspreis „Anker 2012“ verliehen bekam, mahnte die Partikuliere, sich nicht nur als Transporteur zu verstehen. „Sie müssen sich in der Wirtschaftskette so einrichten, damit ein angemessener Anteil auf Sie entfällt“. Allerdings, das schränkt auch der Duisport-Chef ein, sei das vor allem den großen Marktteilnehmern vorbehalten. „Wenn Sie es nicht alleine schaffen, dann im Verbund mit anderen“, rief Staake zu mehr Kooperation unter den Binnenschiffern auf.
Sinkender Anteil am Modal Split
Andrea Beckschäfer, Geschäftsführerin des Branchenverbandes BDS-Binnenschiffahrt, wies die Kritik an der Passivität vieler Partikuliere zurück. Die Partikuliere würden seit Jahren in logistischen Ketten denken und ihre Leistung nicht nur auf den Transport beschränken. Geholfen hat es ihnen nicht. In den letzten Jahren verlor die Binnenschifffahrt in Deutschland immer mehr an Bedeutung. Trotz einer steigenden Verkehrsleistung gingen die Anteile der Binnenschifffahrt am Modal Split von 2000 bis 2011 zugunsten von Straße und Schiene von 13 auf 9 Prozent zurück, belegen Zahlen des Bundesamts für Güterverkehr. Selbst traditionelle Binnenschiff-Güter wie Erze, Metallabfälle, Brennstoffe oder Düngemittel werden immer öfter auf alternativen Verkehrsträgern transportiert. Wachstum gibt es dagegen bei Containerbeförderungen, die von den Häfen Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam ins Hinterland gehen.
Erfolgsstory Container
Der Container sei eine Erfolgstory, konstatierte Staake. Die Binnenschifffahrt habe sich auf diese neuen Transporte gut eingestellt. Dennoch ist es für die Schiffer schwierig, mit der Bahn zu konkurrieren, da beispielsweise keine Wechselbrücken transportiert werden könnten. Staake warnte vor einem weitern Rückgang bei den traditionellen Gütern. Der Erfolg der erneuerbaren Energien sorge dafür, dass etwa die Kohle weiter auf dem Rückmarsch sein.
Deutlich wurde in den Diskussionen auch, dass der Branche ein gemeinsames Sprachrohr gegenüber der Politik fehlt. Die beiden Binnenschifffahrtverbände BDS und Bundesverband der Deutschen Binnenschiffahrt können sich kaum auf eine gemeinsame Linie verständigen, arbeiten in einigen Bereichen sogar gegeneinander. Der Duisburg-Gipfel versteht sich als Nachfolger des Forums „Binnenschifffahrt“, das bis zum letzten Jahr in Mainz stattfand. Mittelfristig soll die Tagung zu einem Kongress mit Messe rund um die Binnenschifffahrt ausgebaut werden. (ah)