Halstenbeck. Die Möbelspedition Hertling Hamburg mit Sitz in Halstenbeck hat sich vor Kurzem von fünf Mitarbeitern getrennt, die mutmaßlich der rechtsextremen Szene angehören. Wie aus Berichten des „Hamburger Abendblattes“ und des „Norddeutschen Rundfunks“ (NDR) hervorgeht, sollen die Beschäftigten in sozialen Netzwerken neben dem Firmenlogo rassistische Parolen und Symbole verbreitet haben. Aus ihren Internet-Profilen ist laut Medienangaben ersichtlich gewesen, dass sie für Hertling arbeiteten.
Seit dem 3. März 2014 steht die Spedition im Internet am Pranger. Damals hatte die linke Gruppe „No Nazis Neumünster“ berichtet, dass insgesamt fünf Angehörige aus der rechtsextremen Szene Norddeutschlands in dem 1865 gegründeten Familienbetrieb mit über 100 Mitarbeitern arbeiten. Auf ihrer Website schreibt sie, dass die Mitarbeiter in der NPD Neumünster aktiv sind und an Aufmärschen teilnehmen. Das betroffene Unternehmen kommt dort allerdings nicht zu Wort.
Geschäftsführer Rolf-Oliver Hertling erfuhr erst über einen Mitarbeiter von den Neonazi-Vorwürfen gegen sein Unternehmen. „Es ist schlimm, auf diese Weise mit etwas in Verbindung gebracht zu werden, was so überhaupt nicht den eigenen politischen Vorstellungen entspricht“, sagte er dem „Abendblatt“. Mithilfe eines Anwalts trennte er sich so umgehend von den vermeintlichen Rechtsextremen. Vier von ihnen waren über Subunternehmer angestellt gewesen, sodass er die Verträge leicht kündigen konnte. Der einzigen direkt Angestellte wurde sofort beurlaubt. Er erhielt eine fristgemäße Kündigung und eine Abfindung.
Konkurrent schwärzt Hertling bei Kunden an
Doch damit war das Thema nicht vom Tisch: Zwei Monate später erhielten alle Stammkunden des Halstenbeker Unternehmens anonyme Briefe mit Hinweisen auf die besagte linke Internetseite. Hertling vermutet einen Mitbewerber hinter der Aktion. Um den erneuten Vorwürfen zu begegnen, gab der Möbelspediteur laut dem „Abendblatt“ eine eidesstaatliche Versicherung ab, dass keiner der betroffenen Mitarbeiter mehr für das Unternehmen tätig ist. Zudem wurde demnach ein Datensatz erstellt, in dem der Vorgang und die Kündigungen detailliert festgehalten sind und die jeder Kunde einsehen kann.
Der Imageschaden sei dennoch riesig, erklärte Hertling dem „Abendblatt“. Jeder seiner Mitarbeiter muss deshalb inzwischen Unternehmensrichtlinien unterschreiben, in denen festgehalten ist, dass das Herkunftsland bei der Einstellung von Mitarbeitern keine Rolle spielt und dass Hertling rassistische Äußerungen nicht duldet. „Wir beschäftigen Menschen aus vielen Nationen mit unterschiedlichen Religionen. Menschen mit rechtsextremer Gesinnung im Betrieb – das ist für uns rein menschlich und als Unternehmen vollkommen untragbar“, betonte der Firmenchef gegenüber dem „NDR“. (ks/ag)