Frankfurt/Main. Für die Spediteure in Hessen und Rheinland-Pfalz ist ein Ende der Wirtschaftskrise infolge der Corona-Pandemie bis auf Weiteres nicht in Sicht. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des SLV (Speditions- und Logistikverband Hessen/Rheinland-Pfalz). Demnach lag der durchschnittliche Umsatzverlust der Branche in den beiden Bundesländern in den ersten sechs Monaten bei 20 bis 25 Prozent.
Während 13 Prozent der Spediteure aufgrund der schlechten Auftragslage bereits Mitarbeiter entlassen mussten, erwarten laut Erhebung weitere 13 Prozent dies für das zweite Halbjahr. Ihre Liquiditätssituation schätzen zwar 80 Prozent der Befragten für die zweite Jahreshälfte nicht als gefährdet ein, jedoch beurteilen über 40 Prozent die Existenzfrage als derzeit noch nicht absehbar.
„Insbesondere tausende mittelständische Firmen aus allen Branchen, die aktuell und bis ins nächste Jahr hinein von Insolvenz bedroht sind, könnten hier noch eine nicht absehbare Kettenreaktion auslösen“, sagte der SLV-Vorstandsvorsitzende Hans-Georg Maas.
Viele Hilfsprogramme nicht angekommen
Der Verband sieht weiterhin Handlungsbedarf bei der Bundesregierung: Sie soll auch in den nächsten Monaten mit zielführenden Maßnahmen und Hilfspaketen den Mittelstand unterstützen. „Viele Hilfsprogramme sind in der Speditionsbranche bei den mittelständischen Unternehmen aufgrund zu komplexer Rahmenbedingungen nicht angekommen“, berichtete der SLV-Geschäftsführer Thorsten Hölser von Rückmeldungen aus der Mitgliedschaft.
Die Corona-Krise habe deutlich gezeigt, dass die Logistikbranche für die Wirtschaft und Versorgung der Bevölkerung uneingeschränkt systemrelevant ist. Deren Image habe in der Öffentlichkeit und Politik in der Krise einen neuen Stellenwert erhalten. „Hier erwarten wir nun aber von der Politik, dass sie unserer Branche auch zukünftig und beim nächsten Wirtschaftsaufschwung die gleiche Wertschätzung und Unterstützung zukommen lässt, wie in der Krise“, ergänzte Hölser.
Mehr Unterstützung für Luftfrachtspediteure
Vor allem die Luftfrachtspediteure hätten in Zusammenarbeit mit Airlines, Frachtabfertigern und dem Flughafen Frankfurt eine gewaltige Leistung vollbracht, in dem sie unter anderem zahlreiches Schutzmaterial transportiert haben. Damit habe die Aircargo-Branche erheblich dazu beigetragen Flughäfen, Luftfahrtgesellschaften und viele Arbeitsplätze am Leben erhalten.
Man erwarte daher nun dringend auch Unterstützung der Politik bei der Vereinheitlichung des europäischen Luftsicherheitsgesetzes, da die deutschen Luftfrachtspediteure noch immer durch die nationalen Alleingänge des Luftfahrt Bundesamtes (LBA) unter massiven Wettbewerbsverzerrungen zu leiden hätten, so der SLV. (sn)