Trier. Weil er 72 aus Tschechien stammende Lastwagenfahrer ausgebeutet haben soll, steht ein Spediteur aus der Eifel seit Donnerstag vor dem Trierer Landgericht. Die Fahrer hätten von ihrem Ersparten und mitgebrachten Lebensmitteln leben müssen, hieß es in der Anklage. Der 47-Jährige ist unter anderem wegen Menschenhandels zum Zweck der Ausbeutung der Arbeitskraft angeklagt.
Zwischen 2008 und 2010 soll der Angeklagte außerdem insgesamt 124 Fahrer aus Tschechien ohne Arbeitsgenehmigung beschäftigt und keine Sozialversicherungsbeiträge gezahlt haben. Die Staatsanwaltschaft beziffert den Schaden auf 1,1 Millionen Euro. Der Unternehmer war Inhaber mehrere Speditionsfirmen mit Sitzen in Bleialf, Luxemburg und zuletzt in Tschechien. Seit Mai sitzt der gelernte Kraftfahrer aus Prüm in Untersuchungshaft.
"Versprochene Lohnzahlungen blieben aus oder wurden willkürlich gekürzt", heißt es in der Anklageschrift. Der Grundlohn betrug im Durchschnitt 2,62 Euro pro Stunde, Spesen wurden den Fahrern häufig nicht ausgezahlt. Die Fahrer hätten die Verhältnisse als "katastrophal" bezeichnet.
Laut Anklage soll der 47-Jährige einen "Strafenkatalog" festgelegt haben, mit dem er weitere Lohnabzüge rechtfertigte. So hätten die Fahrer rund 50 Euro zahlen müssen, wenn sie etwa ihre Pause überschritten. Bis zu 15 Stunden täglich und bis zu sechs Wochen ohne Unterbrechung hätten sie arbeiten müssen. "In der Hoffnung, ihren Lohn zu erhalten, arbeiteten die Fahrer weiter."
Der Angeklagte wolle sich zu den Vorwürfen äußern, sagte sein Verteidiger. Zu Prozessbeginn machte er aber noch keine Angaben zur Sache. Bis zum nächsten Verhandlungstermin solle er sich "seine Art und Weise der Einlassung überlegen", sagte der Vorsitzende Richter. Der Prozess wird am 2. November fortgesetzt. (dpa)
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