Silizium statt Zellstoff

Papier und Toner: Drucken kostet Verbrauchsmaterial und das nicht zu knapp. Zudem muss jemand zum Drucker laufen, das Papier holen, knicken, lochen, abheften und den Ordner ins Archiv tragen. Auch das kostet. Geld, dass sich Wolfgang Kammhuber, Geschäftsführer der Himolla Logistik, sparen wollte (siehe Kasten oben rechts). Daher hat er dem Zellstoff in seiner logistischen Prozesskette den Kampf angesagt. Ein erster Sieg gelang ihm im Jahr 2005. Alles fing an mit dem Kauf eines Scanners für den Standort Taufkirchen. "Mit dem Einscannen sämtlicher Belege haben wir im ersten Schritt unsere Ablage schon deutlich vereinfacht", erinnert sich Kammhuber. Im September 2012 wollte er mehr und hatte die Idee, alle Abläufe in der Auslieferung fast papierlos zu gestalten. Zu diesem Zweck investierte Himolla Logistik in ein durchgängiges mobiles Auftragsmanagement und ein revisionssicheres Archivierungssystem, das jedes Dokument automatisch dem richtigen Auftrag zuordnet und schnell auffindbar macht. Jetzt können Mitarbeiter und Kunden über ein zentrales Internetportal fast in Echtzeit auf alle Informationen zugreifen. Das Auftragsmanagement realisierte Kammhuber mit dem Telematiksystem PSV3 von TIS. "TIS war von Anfang an bereit, auf unsere Sonderwünsche einzugehen und konnte uns in kurzer Zeit eine für unsere Bedürfnisse angepasste Lösung liefern", so der Geschäftsführer. Alle 35 eigenen Fahrzeuge wurden im Januar 2014 mit mobilen Datenterminals von Motorola ausgestattet. Im April folgten noch 36 LKW von Subunternehmern. Computer steuert den Fahrer Die mit der PSV3-Software versehenen Geräte von der Größe eines Smartphones geben den Fahrern einen eindeutigen Ablauf vor. "Die Fahrer können keinen der Punkte überspringen, sodass wir über einen standardisierten Prozess mit einer entsprechend hohen Qualität verfügen", erklärt Kammhuber. Die zu einer Tour zusammengefassten Auftragsdaten heißen "Transportliste", wobei jede Sendung im Durchschnitt drei Positionen umfasst. Im ersten Schritt schickt die Disposition die Liste über eine Schnittstelle direkt aus dem Tourenplanungssystem zum Handterminal. Der Fahrer bestätigt den Erhalt auf dem Touchscreen und öffnet den ersten Auftrag. Danach übernimmt das Terminal automatisch die Navigation zur Entladestelle, wo der Empfänger den Erhalt der Sendung per Unterschrift auf dem Display quittiert. Auch hier sind die Abläufe klar definiert: Zunächst muss jeder Barcode gescannt werden, bevor sich am Terminal automatisch die Fotofunktion öffnet. Um den Prozess fortzusetzen, muss der Fahrer die abgelieferte Sendung fotografieren. "So erfassen wir bei der Auslieferung lückenlos den ordnungsgemäßen Zustand der Ware", betont der Logistikchef. Vom Ablieferort fast direkt ins Web Anschließend wird der neue Lieferstatus zusammen mit Zeitstempel, Foto und Quittung per Mobilfunk an den PSV3-Server geschickt. Von dort gehen die Daten dann im Zweiminutentakt per FTP-Server (File Transfer Protocol) zu Himolla und stehen für Abrechnung und Recherchen im Webportal zur Verfügung. Die klaren Abläufe gelten aber nicht nur bei Auslieferungen, sondern auch bei den Retouren. Für Himolla gehört es zum Service, dass die bereits an den Handel ausgelieferten Polstergarnituren bei Problemen nachträglich überarbeitet werden. Dazu müssen Sendungen beim Händler abgeholt und ins Werk zurückgebracht werden. In der Vergangenheit kam es immer wieder vor, dass die avisierten Möbel zum vereinbarten Termin nicht bereitstanden. "Die Fahrer mussten unverrichteter Dinge weiterfahren, wobei der Abholversuch nicht quittiert wurde". Im Nachhinein konnte Kammhuber nicht belegen, dass sein Team für die verzögerte Abholung nicht verantwortlich ist. Mit der Telematik hat sich die Beweislage geändert: Steht die Ware bereit, wird sie fotografiert. In diesem Fall quittiert der Fahrer den Empfang auf dem Display seines Handterminals. Kann die Sendung nicht übernommen werden, muss dies der Versandleiter des Händlers per Unterschrift bestätigen. "Jetzt gibt es keine Ausreden mehr", erklärt Kammhuber. Dieser Effekt der auf Chips aus Silizium statt auf Papier aus Zellstoff basierenden Lösung ist mindestens so wertvoll wie das gesparte Geld für Papier, Toner und Ablage. In der ersten Woche nach der Einführung konnte Kammhuber fünf Reklamationen eindeutig aufklären - zugunsten von Himolla. Schritt für Schritt durch Auslieferung und Retoure Aus der Tourenplanung geht der Auftrag direkt auf das ...Handterminal des Fahrers. Auf dem Gerät, etwas größer als ein Smartphone, bestätigt er den Job am TouchscreenDanach öffnet sich die Navigationsfunktion und bringt den Fahrer direkt zum KundenAm Ziel scannt der Fahrer zuerst den Barcode, damit startet der Übergabeprozess ...... zu dem auch ein Foto von der abgelieferten Sendung gehört, das deren Zustand dokumentiertAm Ende quittiert das Wareneingangspersonal den Empfang des Sofas Himolla Logistik im Überblick Vom Werkverkehr zur Logistik-Tochter Die Himolla Logistik GmbH ist ein Tochterunternehmen des Polstermöbelherstellers Himolla mit Sitz in Taufkirchen. Als ehemaliger Werkverkehrs-Fuhrpark befördert die Spedition mit 35 eigenen LKW nicht nur die eigenen Produkte, sondern auch Möbel und Matratzen anderer Marken wie Schlaraffia, Sedda, Puhlmann oder Oelsa. Pro Tag werden 2500 bis 3000 Kubikmeter Ware umgeschlagen.Die Marke Himolla ist ein Kunstwort, das sich aus den Begriffen himmlisch, mollig und angenehm zusammensetzt. In Taufkirchen werden auf einer Produktionsfläche von etwa 83.000 Quadratmetern täglich gut 1600 Polstermöbel produziert. Dabei können die Kunden aus einem Sortiment von mehr als 500 Modellen mit unzähligen Varianten wählen. Himolla beschäftigt fast 1100 Mitarbeiter am Standort Taufkirchen, südlich von München an den Autobahnen A 8 und A 99 gelegen. sv

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