Paris. Der Betrieb von Europas längster Schienenautobahn, die von der französisch-spanischen Grenze bei Le Boulou bis nach Calais und von dort dank integriertem RoRo-Bahnservices direkt weiter nach Großbritannien führt, ist am 9. Juli zum zweiten Mal suspendiert worden. Der von der SNCF-Tochter VIIA Britanica als Betreiberin gefasste Beschluss ist am 18. Juli gemeinsam von allen Beteiligten inklusive der Stadt Calais bestätigt worden. Frühestens im September könne der Verkehr wieder aufgenommen werden, gaben die nordfranzösischen Häfen Boulogne und Calais und VIIA in bekannt. Bis dahin sollen die Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der bis zu 48 Auflieger befördernden Züge noch einmal verstärkt werden.
Seit Anfang Juli waren die Züge auf den letzten Kilometern der neuen Verbindung vor Calais, wo sie nur 20 Kilometer pro Stunde fahren können, in einem solchen Ausmaß das Ziel von Migranten, dass ihr Verkehr eingestellt werden musste, heißt es in der Mitteilung. Die blinden Passagiere hätten dabei nicht nur die transportierten Güter, sondern auch das rollende Material selbst beschädigt, um mit den Zügen ihr ersehntes Ziel England erreichen zu können. Im „Dschungel“ bei Calais, ihrem wilden Camp, warten mehrere Tausend Migranten auf eine solche Gelegenheit. Unter den aktuellen Umständen könne VIIA Britanica ihren Kunden die Sicherheit der beförderten Güter nicht mehr gewährleisten, bestätigte VIIA-Sprecherin Justine Basson auf Nachfrage.
Die Schienenautobahn zwischen Le Boulou und Calais hätte schon Mitte Januar dieses Jahres in Betrieb genommen werden sollen. Der Start musste aber damals schon wegen der Migrantenprobleme in Calais um zwei Monate verschoben werden. Für Jacques Gounon, Chef des Eurotunnelbetreibers zwischen Calais und England, sind die Flüchtlingsattacken nicht der wahre Grund für den jetzt beschlossenen Stopp der Linie: „Diese Verbindung hat nicht genügend Kunden. Deshalb haben sie sie jetzt suspendiert“, behauptete er. (jb)