Hamburg. Zum Auftakt der Elbvertiefung hat sich Besuch aus Berlin angesagt: Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) gibt an diesem Dienstag das Startsignal für die lange umstrittene Maßnahme. Bei einer zweistündigen Ausfahrt auf die Elbe unterhalb des Hamburger Hafens werden die konkreten Baumaßnahmen erläutert und gezeigt. Das Schiff wird im schleswig-holsteinischen Wedel jenseits der Hamburger Stadtgrenze ablegen.
Mit der Elbvertiefung, der neunten in den vergangenen 200 Jahren, reagiert der Hamburger Hafen auf die wachsenden Schiffsgrößen. Schiffe mit einem Tiefgang bis zu 13,50 Meter sollen künftig unabhängig von Ebbe und Flut den Hamburger Hafen erreichen oder verlassen können, mit der Flutwelle darf der Tiefgang maximal 14,50 Meter betragen.
Deutlich größere Schiffe
Die Containerschiffe, die den Hamburger Hafen anlaufen, sind in den vergangenen Jahren nochmals deutlich größer geworden. Im Verkehr mit Asien, der in Hamburg die wichtigste Rolle spielt, werden Schiffe mit mehr als 20 000 Containern (TEU) Tragfähigkeit eingesetzt. Sie könnten deutlich mehr Ladung aufnehmen, wenn die Elbe vertieft ist.
Ebenso von hoher Bedeutung ist eine Begegnungsbox auf der Höhe von Wedel, an der sich zwei große Containerschiffe passieren können. Die Fahrrinne wird in diesem Abschnitt auf 385 Meter verbreitert. Damit ist die Unterelbe keine Einbahnstraße mehr; die Kapazität verdoppelt sich.
Drei Millionen TEU mehr Umschlag
Insgesamt könnten nach dem Abschluss der Maßnahmen drei Millionen TEU zusätzlich im Hamburger Hafen umgeschlagen werden, ohne dass den Reedern Kosten durch weitere Schiffsanläufe entstehen. In den vergangenen Jahren stagnierte die Umschlagleistung des Hafens bei rund neun Millionen TEU und die Konkurrenten in Rotterdam und Antwerpen zogen davon. In der Rangliste der weltgrößten Häfen steht Hamburg nicht mehr unter den Top Ten, sondern auf Platz 19. Zu Beginn dieses Jahres zog der Containerumschlag erstmals seit langem wieder deutlich an.
Keinen Grund zum Feiern haben am Dienstag die Umweltschützer, die mehr als zehn Jahre lang mit allen juristischen Mitteln gegen die Elbvertiefung gekämpft haben. Klagen laufen immer noch, aber gebaut wird nun trotzdem. Der Schutz der seltenen Sumpfpflanze Schierlingswasserfenchel und andere Argumente der Naturschützer haben dazu geführt, dass eine ganze Reihe von Projekten für den ökologischen Ausgleich zum Gesamtpaket der Elbvertiefung gehören.
Arbeiten dauern offiziell bis 2021
Mit der Ausfahrt am Dienstag wird zwar offiziell mit den Arbeiten in der Fahrrinne begonnen, die noch bis 2021 dauern werden. Doch tatsächlich laufen schon seit Beginn des Jahres vorbereitende Arbeiten, indem unter Wasser im Strombett der Elbe riesige Ablageflächen für den Aushub der Bagger geschaffen werden. Bei der Elbvertiefung werden insgesamt rund 40 Millionen Kubikmeter Baggergut aus der Elbe geholt und an anderer Stelle wieder deponiert.
Die Gesamtkosten der Elbvertiefung sind noch nicht endgültig klar, aber die Größenordnung schon: Rund 776 Millionen Euro, davon soll der Bund rund 490 Millionen Euro davon tragen, die Stadt 286 Millionen Euro. Bislang seien die Arbeiten im Zeit- und Kostenplan, heißt es bei der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt in Bonn. Die endgültige Abrechnung wird wohl erst 2021 vorliegen, wenn alle Maßnahmen abgeschlossen sind. (dpa)