Ab 1. Oktober 2015 soll die Höhe der LKW-Maut nach vier Achsklassen unterschieden werden. Ist diese Veränderung ein Vorteil im Vergleich zur bisherigen Regelung mit zwei Achsklassen?
Jörg Eichhorn: Teils, teils. Zunächst mal ist es aus unserer Sicht gut, dass der Dreiachser eine eigene Klasse erhält und damit Geld gespart werden kann.
Wieso können Sie damit Geld sparen?
Derzeit muss man mit einem Dreiachs-Sattelzug 14,10 Cent pro Kilometer zahlen. Ab dem 1. Oktober 2015 sind es dann 13,40 Cent pro Kilometer. Das ist schon ein Vorteil. Als problematisch empfinde ich jedoch, dass der Sattelzug mit Euro-5-Motor und fünf Achsen 15,6 Cent zahlt, während der Hängerzug mit vier Achsen mit fast zwei Cent pro Kilometer weniger davonkommt. Der Sattelzug ist damit der Verlierer dieser neuen Einteilung, während der Hängerzug bevorzugt wird. Ich frage mich: Warum? Mit zunehmender Achsanzahl werden doch die Straßen auch mehr geschont und sollten daher diese Fahrzeuge weniger, und nicht mehr bemautet werden. Zudem hat in den letzten Jahrzehnten das Sterben der Hängerzüge eingesetzt. Der weitaus größte Anteil der LKW sind Sattelzüge.
Ist der Mautsatz für Sattelzüge vielleicht deshalb höher, weil es so viele davon gibt und die Politik so die Mauteinnahmen maximieren kann?
Ich kann mich dieses Gefühls nicht erwehren. Man muss ja bedenken, dass Euro-5-Fahrzeuge noch lange fahren werden, weil sie so umweltfreundlich sind. Hinzu kommt, dass Euro-1- und Euro-2-Fahrzeuge stark entlastet werden. Müssen Vier- und Fünf-Achser bislang 28,8 Cent zahlen, sind es ab dem 1. Oktober nur noch 21,8 Cent (Euro 1) beziehungsweise 20,8 Cent (Euro 2). Ich kann nicht nachvollziehen, warum diesen Altfahrzeugen ein solch hoher Nachlass gewährt wird, während ein umweltfreundlicher Euro-5-Sattelzug mit fünf Achsen ab dem 1. Oktober 2015 sogar stärker zur Kasse gebeten wird als bislang.
Wird Ihr Unternehmen für den eigenen Fuhrpark künftig weniger Fünf-Achs-LKW kaufen?
Eher nein. Wir setzen bei uns bislang wie in der Möbelbranche häufig der Fall Möbelkoffer mit drei Achsen ein. Das sind jedoch Spezialkoffer, die fast doppelt so teuer sind wie Tautliner. Diese Einachser betrachten wir bei uns als Auslaufmodell, weil wir uns immer mehr um gewerbliche Rückfrachten bemühen und weil sich diese Möbelkoffer kaum verkaufen lassen. Deshalb werden wir für unseren Fuhrpark verstärkt Vier- und Fünfachser kaufen.
Welchen Mautsatz zahlen Sie Ihren Dienstleistern künftig?
Für mich ist der Mautsatz bezogen auf das Fahrzeug kein Kriterium bei der Preisfestlegung. Ich frage einen Preis für die gesamte Transportleistung ab und vergleiche diesen mit den Preisen der Wettbewerber.
Werden die Frachtraten in Summe dann eher sinken, weil die neuen Mautsätze insgesamt niedriger liegen als die aktuellen?
Da wird sich nicht viel verändern. Die Dieselpreise tendieren gerade eher nach unten, steigende Lohnkosten sprechen eher für höhere Frachtraten. In Summe erwarte ich eine Konstanz beim Preisniveau.
Sie müssen innerhalb eines Jahres jetzt mit drei verschiedenen Mautsätzen rechnen. Ist das ein Problem?
Nein. Wir machen keine Preise, in denen die Maut explizit aufgeführt wird, sondern vereinbaren ein Gesamtpaket. Deshalb bereiten uns die verschiedenen Tarife keine Sorgen.
Das Interview führte VR-Redakteur Michael Cordes
Hintergrund:
Zum 1. Oktober 2015 gibt es neue LKW-Mautsätze. Der neue Gesetzentwurf der Bundesregierung sieht die Staffelung der Mautsätze statt bislang in zwei Achsklassen (bis drei Achsen sowie ab vier Achsen) künftig in vier Achsklassen (zwei, drei, vier sowie fünf Achsen und mehr) vor. Eine Tabelle mit den neuen Mautsätzen finden Premium- und E-Paper-Abonnenten zum Download unter www.verkehrsrundschau.de/dokumente. (cd)