Fehmarn/Kopenhagen. Die Vorbereitungen für den Bau des geplanten Tunnels zwischen Fehmarn und der dänischen Insel Lolland gehen in die nächste Etappe. Seit Montag liegen in Schleswig-Holstein die Planungsunterlagen öffentlich aus. Damit gehe die deutsche Genehmigung des größten Verkehrsprojekts in Nordeuropa in die entscheidende Phase, sagte der Vorstandsvorsitzende der staatlichen dänischen Projektgesellschaft Femern A/S, Claus F. Baunkjær. Vier Jahre lang seien technische, umweltfachliche und Sicherheitsaspekte intensiv untersucht worden. Das Milliardenprojekt sei transparent geplant, solide finanziert und werde beide Länder noch näher zusammenbringen.
Der Bau des 18 Kilometer langen Tunnels soll 2015 beginnen und 2021 abgeschlossen werden. Das dänische Parlament sowie der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein müssen das Vorhaben noch genehmigen.
Die Planungsunterlagen können nun einen Monat lang auf Fehmarn, an einigen weiteren Orten im Kreis Ostholstein und in Kiel eingesehen werden. Betroffene Bürger, Behörden und Umweltverbände können dann Stellungnahmen abgeben. Anschließend wird der Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr Erörterungstermine abhalten, die unterschiedlichen Interessen abwägen und mit seinem Planfeststellungsbeschluss eine abschließende Entscheidung treffen.
Nabu kritisiert formale Verfahrenseröffnung
Die Umweltverbänden hätten nur einen Monat lang Zeit, die mehr als 10.000 Seiten umfassenden Planungsunterlagen zu prüfen und Stellung zu beziehen, rügte der Nabu und kritisierte, dass das Verfahren überhaupt formal eröffnet wird. „Es ist wieder mal ein trauriger Tag für den Umwelt- und Naturschutz“, sagte Bundesgeschäftsführer Leif Miller. „Auf Teufel komm raus soll in diesem sensiblen Bereich der Ostsee ein ökonomisch wie ökologisch überflüssiges Gigantomanie-Projekt realisiert werden.“ Wenn die Prüfung der Unterlagen entsprechend ausfalle, werde der Nabu gegen den Planfeststellungsbeschluss juristisch vorgehen.
Der Verband sieht erhebliche ökologische Risiken, weil die Ostsee eines der am stärksten gefährdeten und belasteten Ökosysteme weltweit sei. Die Rinne des Fehmarnbelt stünden als Teil eines Verbundes von Natura 2000-Schutzgebieten nach EU-Recht unter besonderem Schutz. Das Tunnelprojekt werde nachhaltige Schäden anrichten. Schweinswale, Kleinlebewesen und Fische fänden in dem Gebiet Rückzugsmöglichkeiten und ausreichend Nahrung.
Der Nabu hat Deutschland und Dänemark wiederholt aufgefordert, aus dem Vorhaben auszusteigen. „Aufgrund fehlerhafter Berechnungen des Bedarfs und verschleierter Folgekosten reiht sich die Fehmarnbelt-Querung nahtlos in andere ökonomisch unsinnige Großprojekte wie Berliner Flughafen, Stuttgart 21 oder die Elbphilharmonie ein“, sagte Bundesgeschäftsführer Miller. (dpa)