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Paris verzichtet auf Schienenautobahn-Projekt

05.05.2015 10:49 Uhr
Paris verzichtet auf Schienenautobahn-Projekt
Das ehrgeizige Projekt für den Kombinierten Verkehr zwischen Dourges bei Lille und Tarnos im Südwesten des Landes wird nicht errichtet 
© Foto: Kombiverkehr

Die seit Jahren geplante Kombitransportverbindung zwischen Dourges bei Lille in Nordfrankreich und Tarnos im Südwesten des Landes wird nicht errichtet.

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Paris. Die seit mehreren Jahren geplant gewesene Kombitransportverbindung zwischen Dourges bei Lille in Nordfrankreich und Tarnos im Südwesten des Landes wird nicht errichtet. Das gab Verkehrsstaatssekretär Alain Vidalies nach einer Internet-Meldung bei einem Interview mit dem Rundfunksender France Bleu Gascogne bekannt. Die 1000 Kilometer lange Linie, bekannt unter dem klangvollen Namen „Autoroute ferroviaire Atlantique“, hätte Anfang kommenden Jahres in Betrieb genommen werden sollen.

Vidalies begründete den Verzicht auf das Projekt mit wirtschaftlichen und ökologischen Gründen. Der Staat habe den Vertrag wegen fehlender Rentabilität und nach öffentlicher Begutachtung des Vorhabens nicht unterzeichnet, erklärte der Staatssekretär. Es hätte Folgen für die Anrainer-Bevölkerung gehabt, sei finanziell unausgewogen und wäre für den Staat ein „großes Risiko“ gewesen.

Der damalige beigeordnete und für Verkehr zuständige Minister Frédéric Cuvillier, hatte den Bau der Linie vor 2 Jahren angekündigt. Die für Paris damit entstehenden Kosten wurden auf 375 Millionen Euro geschätzt. Alain Vidalies zitierte für das nunmehr beschlossene Aus die ablehnenden Stellungnahmen zweier Behörden.

Schon im Juli letzten Jahres hatte das Amt für die Regulierung der Schienenaktivitäten ARAF ein Negativvotum abgegeben: Die Folgen der mit öffentlichen Geldern subventionierten neuen Atlantiklinie für die privaten Bahnunternehmen, die auf derselben Achse zwischen Bayonne und Dourges ihrerseits schon mit dem Schienenoperateur Novatrans tätig seien, ließen sich nicht genügend abschätzen; ferner werde es auf der an einzelnen Stellen ohnehin schon saturierten Strecke Probleme mit den nötigen Schienennutzungszeiten geben, und zum Dritten befand das Amt die vorgesehene Vertragsdauer ebenso unausgewogen wie etwaige Vertragsstrafen. Das Pariser Generalkommissariat für öffentliche Investitionen habe das Projekt nun seinerseits abgelehnt, und zwar wegen „negativer Rentabilität“, berichtete Vidalies.

In der Region Nord-Pas-de-Calais hatte man große Hoffnungen auf die geplante Linie als Mittel zu ihrer Strukturierung gesetzt. Durch das Kombitransportprojekt wären der Süden Frankreichs und auch Spanien mit dem Logistikterminal von Dourges verbunden worden. Die Nutzungserwartungen waren ab 2016 von 85000 LKW ausgegangen, die man hätte von der Straße auf die Schiene verladen können. Damit wäre der LKW-Verkehr in Süd-Nord-Richtung entlastet und die notorisch verstopften Nadelöhre um Lille und Paris verdünnt worden, lauten jetzt die negativen Kommentare zu dem Pariser Beschluss. In Dourges hätte man die Linie überdies an den geplanten Kanal Seine-Nord anbinden können. Für Philippe Vasseur, Chef der Industrie- und Handelskammer im Nord-Pas-de-Calais, stellt sich jetzt die Frage, ob man an dem ernsthaften Willen der Regierung zur Förderung des Schienentransports zweifeln müsse. Es sei „inkohärent, sich in Paris auf den Empfang der Weltklimakonferenz einzurichten“ und gleichzeitig eine Entscheidung zu treffen, die mit der Verteidigung der Umwelt nicht zu tun habe, erklärte Vasseur. Am heftigsten fiel die Reaktion bei den Grünen aus. Sie wiesen darauf hin, dass die Regierung vor gerade 6 Monaten das Projekt einer Lkw-Ökosteuer abgeblasen habe. Offenbar hege man in Paris in Sachen alternativer Transportmodelle „keinerlei Ambitionen“ mehr. „Frankreich bleibt also weiter dazu verdammt, ein Durchfahrtsschlauch und Transitland für alle Lkw zu bleiben“, kommentierte für die Gruppe Europa-Ökologie Die Grünen deren Co-Präsidentin Sandrine Rousseau den Verzicht auf die Atlantik-Kombiverbindung.

Frédéric Cuvillier beklagt, dass Frankreich damit einen weiteren Vertrauensverlust bei seinen europäischen Partnern in der Transportpolitik erleide. Die Verlagerung von der Straße auf die Schiene im Rahmen eines Atlantikkorridors habe zu den von der EU unterstützten und finanzierten Prioritäten gehört. Der frühere Fachminister kann sich nicht vorstellen, dass sein Land „schlicht und einfach seine Ambitionen zur Schaffung eines europäischen Transportnetzes aufgegeben habe“ und fordert „dringend“ , „über konkrete alternative Lösungen“ nachzudenken. (jb)

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