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Pakete per U-Bahn? Scheuer will beim Lieferverkehr neu denken

17.02.2020 11:07 Uhr
Pakete per U-Bahn? Scheuer will beim Lieferverkehr neu denken
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer will die Auslieferung von Paketen per U-Bahn testen
© Foto: Grafissimo/Getty Images/iStock

Lieferfahrzeuge, die in der zweiten Reihe parken: Vor allem wegen des boomenden Onlinehandels legen Paketdienste stark zu. Das sorgt im Stadtverkehr oft für Ärger. Bei der Lösung will Verkehrsminister Scheuer neu denken.

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Berlin. Angesichts des zunehmenden Lieferverkehrs in Städten will Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer die Auslieferung von Paketen per U-Bahn testen lassen. „Ich wäre dazu bereit, ein Pilotprojekt mit einer Stadt zu machen, wo wir eine U-Bahn umbauen und eine spezielle Paket-U-Bahn daraus machen“, sagte der CSU-Politiker den Zeitungen der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft (Samstag). Diese Bahn könne nachts von 2.00 Uhr an fahren und Pakete sowie Päckchen zu Zwischenlagern – sogenannten Mikro-Hubs – an Haltestellen in einzelnen Stadtteilen transportieren.

„Wir installieren Mikro-Hubs, von dort aus können die Lieferanten die Waren mit einem Elektro-Lastenfahrrad weitertransportieren“, sagte Scheuer. Er rechnet damit, dass der Lieferverkehr, der etwa wegen des Haltens von Fahrzeugen in der zweiten Reihe für zusätzliche Staus sorgt, um bis zu 20 Prozent reduziert werden könnte. „Wir sollten bereit sein, neu zu denken und nicht immer das Aber zu sehen. Es geht darum, dass wir oberirdisch Verkehr reduzieren“, sagte Scheuer. Wegen des boomenden Onlinehandels hat der Lieferverkehr in den vergangenen Jahren stark zugelegt.

Branche für neue Vorschläge offen

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) zeigte sich offen für den Vorschlag. Die Branche stehe für Diskussionen bereit. „Erklärtes Ziel der Branche und auch der Politik ist es, die Klimaschutzziele im Verkehrssektor möglichst schnell zu erreichen“, sagte VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff der Deutschen Presse-Agentur. „Dazu ist eine Verlagerung von Verkehren, sowohl für Personen als auch Güter, auf die umweltfreundlichen Verkehrsmittel zwingend notwendig. Um dies zu erreichen, sollte man auch auf den ersten Blick ungewöhnliche Ideen durchaus diskutieren und abwägen.“

Allerdings müssten mehrere Fragen geklärt werden, betonte Wolff. So dürften die normalen Abläufe nicht gestört werden. „Nachts beziehungsweise nach Betriebsschluss werden in den U-Bahnsystemen notwendige Reparaturen und Instandhaltungen durchgeführt, die man während der normalen Betriebszeit nicht umsetzen kann“, sagte er. Nötig sei auch mehr Personal.

„Auslieferung per U-Bahn“-Idee existiert schon länger

Die Idee, Pakete per U-Bahn oder Straßenbahn zu verschicken, ist nicht neu. So gab es in Berlin bereits entsprechende Überlegungen. Dort hatten etwa in den 1930er Jahren Güterstraßenbahnen Pakete ausgeliefert. In der US-Großstadt Chicago wurden eigens Tunnel für den Warentransport per Metro gebaut. Aufgrund des Aufschwungs bei Lastwagen wurde die unterirdische Belieferung aber 1959 eingestellt. In der französischen Stadt St. Etienne wurden 2016/17 versuchsweise Waren und Pakete mit Straßenbahnen hin- und hergefahren. Zum Abschluss hieß es, das Projekt sei wirtschaftlich nicht realisierbar, zudem habe es technische Probleme gegeben. Die Schweiz will ausarbeiten, wie Anlagen für den unterirdischen Gütertransport gebaut und betrieben werden können. (dpa/ja)

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