Berlin/Bonn. Wer in Deutschland ein Paket nach Hause bestellt, könnte dafür langfristig mehr bezahlen müssen. So rechnen die Paketdienste DPD und Hermes damit, dass Haustür-Bestellungen künftig standardmäßig teurer sind als Lieferungen an Paketshops oder Paketstationen. „Wir erwarten, dass sich die Haustürzustellung branchenweit zu einem höherpreisigen Premiumservice entwickelt“, sagte ein Sprecher von DPD, der Deutschland-Tochter der französischen Post. Wettbewerber GLS hat einen ähnlichen Standpunkt. Teilweise haben die Firmen bereits in Verträgen mit Online-Händlern Preisunterschiede festgeschrieben, der Regelfall ist das aber nicht.
Eine Sprecherin von Hermes sagte: „Wir müssen uns [...] überlegen, inwieweit eine Haustürzustellung als Standardleistung langfristig tragbar ist.“ Sie verwies auf Länder wie Schweden, wo diese Belieferung schon seit langem standardmäßig extra koste. Hermes und DPD gewähren Online-Händlern bereits Rabatte, wenn deren Kunden an Paketshops und Paketstationen gehen und nicht an die Haustür. Beim privaten Paketversand sind Preisunterschiede bei Hermes und DPD zudem schon jetzt üblich. Wenn man also eine Sendung aufgibt in einem Paketshop und diese an einen anderen Paketshop verschickt und nicht an eine Privatadresse, ist das billiger. Wenn man im Internet bestellt, ist der Preisunterschiede hingegen noch nicht Standard.
DHL plant keine Zuschläge für die Haustürzustellung
Der Wettbewerber GLS, Tochter der britischen Royal Mail, hat Zuschläge für die Haustürzustellung bei einigen Firmenkunden schon für das Weihnachtsgeschäft eingeführt. Haustürlieferungen an Privatkunden seien aufwendiger als gewerbliche Lieferungen an Firmen, wo die schnelle Annahme der Pakete gewährleistet sei, sagte eine GLS-Sprecherin. Details nannte sie nicht. GLS hat Preisaufschläge gegenüber Unternehmen durchgesetzt, in dessen Auftrag die Firma Pakete transportiert. Ob diese Unternehmen den höheren Haustürpreis weiterreichen an ihre Endkunden, ist unklar.
Der Marktführer Deutsche Post DHL plant hingegen keine Zuschläge für die Haustürzustellung. Auch Hermes und DPD betonten, sie hätten keine konkreten Vorhaben samt baldiger Umsetzung. Dennoch verdeutlichen die grundsätzlichen Überlegungen und der Schritt von GLS, dass Bewegung ist im Preisgefüge am Paketmarkt. Denn der Kostendruck auf der letzten Meile steigt immer mehr. Oft sind Empfänger zudem nicht daheim, dann muss der Paketbote bei Nachbarn und anderswo klingeln. Es sei nur logisch, wenn dieser zeitliche und logistische Mehraufwand sich in den Preisen widerspiegele, argumentieren Hermes, DPD und GLS.
Arbeitsminister will Nachunternehmerhaftung ausweiten
Die diskutierten Zuschläge sind unter anderem notwendig, weil die Personalkosten immer weiter steigen. Derzeit sind Subunternehmen von einzelnen Paketdiensten diesbezüglich in der Kritik. Zuletzt hatte Verdi-Chef Frank Bsirske von teils „mafiösen Strukturen“ gesprochen. Er hatte moniert, dass Paketdienste Firmen engagierten, die wiederum andere Firmen beauftragen, die dann Menschen aus der Ukraine, aus Moldawien oder aus Weißrussland in die Lieferfahrzeuge setzten. Es würden Stundenlöhne von 4,50 Euro oder 6 Euro gezahlt bei Arbeitszeiten von 12 oder sogar 16 Stunden pro Tag.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will deshalb per Gesetz gegen Missstände in der Paketbranche vorgehen. Konkret soll die sogenannte Nachunternehmerhaftung, die sich bisher nur auf die Zahlung des Mindestlohns bezieht, auf die Sozialversicherungsbeiträge ausweitet werden. Das bedeutet, dass der eigentliche Auftraggeber für die korrekten Arbeitsbedingungen bei allen Subunternehmern verantwortlich ist. Die großen Zustelldienste müssten bei Verstößen ihrer Subunternehmer gegen die Sozialversicherungspflicht also selber einstehen und die Beiträge zahlen. (dpa)