Outsourcing nimmt weiterhin zu

Für die Logistikdienstleister ist es eine gute Nachricht: Die Logistik in der Chemieindustrie gewinnt bei den Verantwortlichen immer mehr an Bedeutung. Und weil nach Alternativen gesucht wird, die Supply Chain effektiver und kostengünstiger zu gestalten, rücken die Leistungen der Logistikdienstleister zunehmend in den Fokus. Großkonzerne prägen die Ergebnisse Das ist ein Resultat der Miebach Chemielogistik-Studie 2016 "Logistik-Performance als Treiber der Unternehmens-Performance", die im Oktober veröffentlicht wurde. Um die Ergebnisse richtig einschätzen zu können, sollte man wissen, wer an der Studie teilgenommen hat. 51 Unternehmen aus der Chemieindustrie haben mitgemacht, darunter viele größere Betriebe. So gaben 61 Prozent der Befragten an, dass ihr Unternehmen einen Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro erwirtschaftet. Deshalb heißt es in der Studie auch, dass die größeren Betriebe bei der Untersuchung im Vergleich zur Marktsituation überdurchschnittlich stark vertreten seien. Knapp jeweils ein Viertel der Antwortenden gehören dem Bereich Spezialchemie und dem Segment chemischer Endprodukte an. Weniger als zehn Prozent ordnen sich der Grundchemie oder Rohstoffe/ Raffinerie-Erzeugnisse zu. Auf den Chemiehandel entfallen knapp fünf Prozent, während es sich bei einem Drittel der Teilnehmer um diversifizierte Unternehmen mit verschiedenen Aktivitäten handelt. Wenn nun in der Chemieindustrie tatsächlich die Logistikprozesse genauer unter die Lupe genommen werden, welche Tätigkeiten rücken dann besonders in den Fokus? Darauf gibt die Studie eine Antwort. Nicht weiter überraschend ist, dass der höchste Outsourcinggrad in der Chemieindustrie bei den externen Transporten mit 83 Prozent erzielt wird. Hier gibt es zahlreiche Dienstleister, nicht nur die großen wie Hoyer, Bertschi oder Schmidt, sondern auch viele mittelständische oder kleinere Speditionen, die sich auf die Chemie spezialisiert haben. Fahrzeuge mit der Aufschrift Bayer, BASF oder Lanxess sind hingegen nur noch selten auf den Verkehrswegen zu sehen. Etwas überraschend ist, dass der Anteil fremdvergebener, externer Transportleistungen künftig leicht sinken soll. Klaus-Peter Jung, Partner bei Miebach Consulting, kann sich dies nur schwer vorstellen und begründet seine Skepsis damit, dass die Lohnkostenvorteile der Dienstleister im Vergleich zur Chemiebranche immer noch zu hoch sind. Deutlich niedriger als bei den externen Transporten ist der Outsourcinggrad bei den internen Werktransporten (35 Prozent) und bei den Werkseisenbahnen (34 Prozent). Das sind jedoch die Leistungen, die nach den externen Transporten am häufigsten an Dienstleister vergeben werden. Bei den internen Werktransporten soll sich der Anteil künftig nur geringfügig auf 37 Prozent erhöhen. Etwas mehr Bewegung ist bei den Werkseisenbahnen zu beobachten, bei denen der Outsourcinggrad auf 38 Prozent steigen soll. "Abfüllung" ein Wachstumsfeld Als ein Wachstumsfeld für Dienstleister zeichnet sich der Bereich "Abfüllung" ab. Derzeit wird diese Tätigkeit zu 23 Prozent von Dienstleistern übernommen. Künftig wollen die Chemieunternehmen 32 Prozent ihrer Abfüllanlagen durch Dritte bedienen lassen. "Die Dienstleister sind kostengünstiger als die Industrie", nennt Logistikexperte Jung den entscheidenden Grund für den Wandel (siehe Interview). Auch in der Silobewirtschaftung werden Möglichkeiten gesehen, vermehrt Dienstleister einzusetzen. Der Outsourcinggrad soll hier von derzeit 25 Prozent auf 31 Prozent klettern. Die Unternehmen bestätigen Jungs These, dass bei den umgesetzten Projekten der Fokus auf dem finanziellen Erfolg liegt. 73 Prozent der Befragten geben als Ziel Kostensenkung an, am zweithäufigsten wird immerhin mit 67 Prozent die Service-Verbesserung genannt. Bestandsreduktionen ist hingegen ein nachrangiges Ziel. Bei aller Euphorie um das Thema Outsourcing halten die Autoren der Studie daher fest: "Damit wird wieder einmal der begrenzte Einfluss der Logistik auf die Bestände der Chemieindustrie deutlich, die noch immer in vielen Bereichen anlagen- beziehungsweise auslastungsoptimiert agiert und dabei nicht immer die Bestände im Auge hat." An der Wertschätzung der Logistik kann also immer noch gearbeitet werden. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier "Chemielogistik" www.verkehrsrundschau.de/dossiers