Pack die Miete in den Tank

Weil immer mehr Transportunternehmen und Verlader ihre Etats für Fahrzeuganschaffungen deckeln, haben alle großen Lkw-Marken und einige bekannte Trailerhersteller mittlerweile eigene Mietflotten aufgebaut. Auch Köhler Fahrzeugbau wagte den Einstieg in diesen Markt - und erlitt Schiffbruch. Der Elmshorner Silospezialist hatte eine kleine Mietflotte aus Trailern, Lkw-Aufbauten und Silozügen aufgebaut. Vor wenigen Monaten löste Köhler diesen Fuhrpark aber wieder auf. Die meisten Fahrzeuge seien nach kurzer Zeit nicht mehr einsatzfähig gewesen, heißt es aus dem Unternehmen. "Viele Kunden haben die Fahrzeuge nicht professionell gepflegt und hielten vor der Rückgabe nicht einmal eine Reinigung für erforderlich", schimpft ein Mitarbeiter. Für solche und andere Fahrzeugdienstleistungen haben die rund 35 Mitarbeiter des Fahrzeugbauers, der sich vor allem mit Futtermittel-Silos einen Namen gemacht hat, kaum Zeit gehabt. Köhler Fahrzeugbau ist nicht das einzige Unternehmen, das die Anlaufschwierigkeiten im Nischenmarkt mit der Vermietung von Tank- und Silofahrzeugen unterschätzt hat. Auch andere Hersteller sowie Speditionen und Handelsunternehmen mit langjähriger Erfahrung im Tank- und Silofahrzeugmarkt haben ihren Start ins Mietgeschäft nach kurzer Zeit wieder abgebrochen. Heute dominieren rund ein halbes Dutzend Unternehmen dieses Geschäftsfeld. Von TIP Trailer Services einmal abgesehen, handelt es sich fast ausschließlich um Unternehmen, die keine Koffer, Brücken, Planen und sonstige Standardaufbauten und -auflieger im Mietangebot haben. Überschaubares Angebot Das Logistikunternehmen NS TransCargo, 1994 im dänischen Padborg gegründet, sieht sich als Spezialist für temperaturgeführte Transporte aller Art. In den ersten Jahren baute das Unternehmen Verkehre nach Russland und ins Baltikum auf. Jetzt werden Deutschland, Italien, Spanien und mittel- und südeuropäische Märkte erschlossen. Rund 350 Trailer setzt das Unternehmen ein, darunter zunehmend auch Silofahrzeuge. "Wir benötigen Kippsilos, welche Mehl, Zucker und Kunststoffgranulate transportieren und sofort verfügbar sind", sagt TransCargo-Chef Kim Sörensen. Den Grundstock für den erweiterten Fuhrpark legte ein Mietvertrag mit TIP. 2015 charterte das dänische Unternehmen für mehrere Jahre zehn Silos, welche der Vermieter vorher spekulativ eingekauft hatte. Jeweils fünf werden für Lebensmittel- und Kunststofftransporte eingesetzt. "Die Hersteller rüsteten die Fahrzeuge so um, dass diese 90 Prozent der Transporte übernehmen konnten", berichtet TIP-Vertriebsleiter Dirk Zabel. Die Lösung überzeugte offenbar. Im Sommer 2016 mietete NS Trans-Cargo weitere Silo-Trailer an. Allerdings reagieren branchenbekannte Nutzfahrzeugvermieter sehr unterschiedlich auf solche Mietanfragen von Unternehmern. Während KLV-Rent und Scania Rent sich aus diesem Nischenmarkt völlig heraushalten, bieten die Herstellertöchter MAN Financial Services und PacLease Miet- und Leasinglösungen an. Auch der markenunabhängige Anbieter Pema wirbt mit einem kleinen Mietfahrzeugpool von Kippsilo- und Tanksattelanhängern. Allerdings reichern auch diese Unternehmen ihre Verträge mit zahlreichen Auflagen an. Vor allem die Fahrzeugrückgabe steht im Fokus. Mancher Marktteilnehmer geht hier sehr ins Detail. "Bei Gefahrgutladungen muss der Mieter das Fahrzeuginnere vor der Rückgabe immer spülen", sagt Simon Greiwing, Geschäftsführer von Rudolf Greiwing. Bei allen anderen Ladungen ist die Reinigung im Servicepaket enthalten oder es werden individuelle Absprachen mit den Kunden getroffen. Die Grevener sind seit Jahren führend in der Tank- und Silovermietung und bieten zahlreiche Services bis hin zu kundenspezifischen Fahrzeugausstattungen an. Der Mietkunde kann Schlauchkupplungen und anderes stark nachgefragtes Equipment standardmäßig hinzubuchen. Knackpunkt Reinigung Auch TIP schreibt solche Dienstleistungen groß. Für Großkunden übernehmen die Hamburger die komplette Fahrzeugbeschaffung, wenn diese die Einheiten anschließend für mehrere Jahre mieten. "Solche Partnerschaften sind gerade bei Tank- und Siloaufliegern wichtig, weil diese fast immer nach den Wünschen der Kunden konfiguriert werden", sagt Vertriebsmann Zabel. Auch bei den rund 250 Trailern, die der Vermieter im Bestand hat, müssen vor einem neuen Mietvertrag häufig Pumpen, Heizungen und andere Teile ausgetauscht werden. Ansonsten bietet nahezu jeder Vermieter an, Trailer und Aufbauten mit Kunden-Logo auszuliefern. "Allerdings sollte der Mietvertrag dann wenigstens 24 Monate lang laufen", sagt Willem van Sambeek, Geschäftsführer von PacLease in Dieburg. Während die DAF-Tochter in der Regel nicht länger als 36 Monaten vermieten will, melden andere Marktteilnehmer mehr als doppelt so lange Mietzeiten. Der Vermieter Cargotainer, der mit einem Pool von 540 Tank- und Silocontainern ebenfalls zu den Großen der Branche zählt, hat mit einigen Kunden Sieben-Jahres-Verträge abgeschlossen. Wenig populär ist die Kurzzeitmiete. Allenfalls TIP bietet die tageweise Anmietung von Tank- und Silofahrzeugen an. Kleinere Vermieter wie RF Trucks und Trucktat wünschen Mietverträge mit mehrmonatiger Laufzeit. MAN Financial Services schließt nur Verträge ab einem Jahr aufwärts ab. Allerdings lebt dieser Markt von Verhandlungslösungen. Bei Cargotainer, Greiwing, Pema und anderen Anbietern mit Fahrzeugpools haben Stammkunden immer eine Chance, kurzfristige Ausfälle mit Tages- oder Wochenmieten zu überbrücken. Zusätzliche Prüfungen verteuern Miete Grundsätzlich empfiehlt sich ein Vermieter in Standortnähe. Denn jedes angemietete Tank- und Silofahrzeug zieht zahlreiche Termine beim Vermieter selbst oder dessen Partnerunternehmen nach sich. Jeder Marktteilnehmer nimmt die gesetzlich vorgeschriebenen Prüftermine selbst vor und überlässt diese nicht dem Mieter. Auch um Reparaturen und Instandhaltungen kümmern sich die Vermieter oder deren Vertragspartner. "Das ist Teil des Full Services", versichert Lars Dörrbecker, Trucktat-Niederlassungsleiter. Allerdings wollen die Vermieter auch nichts dem Zufall überlassen und für vergessliche Mieter geradestehen. Für Tanks und Silos hat der Gesetzgeber zahlreiche Auflagen formuliert. Als Druckanlagen müssen Silos über die Hauptuntersuchung hinaus Prüfungen entsprechend der Betriebssicherheitverordnung bestehen. Für die meisten Ladegüter muss nach spätestens zwei Jahren eine Außenprüfung und nach fünf Jahren eine Innenprüfung vorgenommen werden. Bei der Außenprüfung werden Oberfläche und Schweißnähte, bei der Innenprüfung Ventile und Sicherheitseinrichtungen durchgecheckt. Für Tankfahrzeuge schreiben Gefahrgut- und andere Vorschriften sogar jährliche Prüfungen vor. Auch deswegen werden für diese Einheiten vergleichsweise hohe Mieten verlangt. "Der Mietpreis setzt sich aus Wertverlust, Reifen- und Bremsenverschleiß, TÜV- und Prüfungsgebühren, Versicherungsprämien sowie optionalen Telematikkosten zusammen", versichert Greiwing. Weil außerdem ein deutlich höherer Einkaufspreis verrechnet werden muss, sind die Mietraten für Tank- und Silofahrzeuge in der Regel um wenigstens zehn Prozent höher als diejenigen für konventionelle Einheiten. Allerdings können Kunden immer besondere Konditionen aushandeln, wenn das Fahrzeug sofort verfügbar ist und nicht umgerüstet werden muss. Für Speditionen, die Tank- und Silofahrzeuge ausschließlich für einen Verlader fahren, kann es sich auszahlen, wenn dieser die Einheiten in seinem Namen anmietet. "Solche Fahrzeuge werden in der Regel besonders gut gepflegt", weiß Trucktat-Mann Dörrbecker. Wenn es sich nicht gerade um Gefahrgut handelt, spielt das Ladegut beim Aushandeln der Mietrate keine Rolle. Das zumindestens versichert nahezu jeder Vermieter. Für diese Aussage sprechen die detaillierten Rückgabebedingungen, die jeder Mieter unterschreiben muss. "Dieser Vorgang ist deutlich aufwendiger als bei konventionellen Einheiten und muss von qualifiziertem Personal durchgeführt werden", sagt Pema-Vertriebsleiter Udo Brestel. Schrubben fürs Zertifikat Der Mieter ist gut beraten, ein Reinigungszertifikat vorzulegen, auch wenn dies mit dem Vermieter nicht vereinbart worden ist. Solche Papiere gehören in vielen Transportunternehmen ohnehin zum Betriebsalltag. Viele Verlader machen Auftragsvergaben von Reinigungszertifikaten abhängig. Vor allem Chemie- und Lebensmittelhersteller fürchten Schäden für ihre Produkte, wenn nur geringe Verunreinigungen vorhandenen sind, und schreiben deshalb ausdrücklich das European Cleaning Document (ECD) des europäischen Branchenverbands EFTCO vor. Diesem gehören gut 500 Reingungsdienstleister aus 22 Ländern an. Hinzu kommen Branchenstandards. So gelten für Silos, in denen Rohprodukte für Viehfutter verladen werden, besondere Reinigungsvorschriften auf Basis der Good Manufacturing Practice (GMP). Vermieter wollen mit ihren Forderungen nicht hinter den Verladern zurückstehen. "Wir legen dem Mietkunden bei der Vertragsunterzeichnung ein Zertifikat des Vormieters vor", versichert Brestel. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Miete www.verkehrsrundschau.de/dossiers Tipp Was Mieter von Tank- und Silo-Lkw beachten sollten - Viele Nutzer von Tank- und Silofahrzeugen benötigen besonderes Equipment, welches in den Fuhrparkpools der Vermieter nicht vorhanden ist. Informieren Sie sich, welche Nachrüstungen im Service enthalten sind und welche Sie selbst übernehmen müssen.- Holen Sie Angebote von wenigstens drei Vermietern ein. Darunter sollte mindestens ein Kleiner sein, denn manche von ihnen kaufen gezielt Fahrzeuge mit Sonderzubehör ein. Das haben die Großen oft nicht in ihren Portfolios.- Achten Sie auf Vermieter mit Stützpunkten in Standortnähe. Fragen Sie vor Abschluss eines Mietvertrags, welche Prüf- und Instandhaltungstermine während der Laufzeiten anfallen und ob ein Ersatzfahrzeug zur Verfügung gestellt werden kann.- Treffen Sie genaue Vereinbarungen über die Fahrzeugrückgabe und reinigen Sie das Fahrzeug bei einem zertifizierten Dienstleister, wenn der Vermieter diesen Service nicht selbst übernehmen will. Bestehen Sie auch bei der Fahrzeugübernahme zu Vertragsbeginn auf Vorlage des Vormieter-Zertifikats. bot

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