Berlin. Kleine Produkte – riesige Verpackungen: Trotz Umweltkampagnen gegen den Verpackungsmüll versenden viele Online- Händler ihre Waren offenbar weiterhin in viel zu großen Kartons. Das zeigen Recherchen des RBB-Verbrauchermagazins Super.Markt. So werden vor allem kleine Gegenstände wie zum Beispiel Scheibenwischer mit rund 75 Meter Füllstoff umwickelt verschickt.
Auf Nachfrage des Senders erklärt beispielsweise der Online-Versandhändler Amazon, dass das Unternehmen 30 verschiedene Kartongrößen im Angebot hat. Gearbeitet wird mit Algorithmen. Taucht ein Artikel zum ersten Mal im Logistik-Zentrum auf, werden Daten wie Gewicht, Größe, Höhe und Breite gespeichert. Das System gibt dann an der Packstation die Empfehlung für den passenden Karton. Scheibenwischer jedoch haben bei Amazon keine Standardkartonage, so das Unternehmen: „Auch ist es nicht möglich, Scheibenwischer ohne gesonderte Verpackung zu verschicken, da die Originalverpackung zu schmal ist, um das Versandlabel aufzudrucken. Wir weisen aber gleichzeitig darauf hin, dass Scheibenwischer nicht dazu taugen, zu verallgemeinern.“
Der Versandhändler Conrad Electronics benutzt sechs Standard-Kartongrößen: "Dadurch kann es vorkommen, dass kleine Artikel in einem vergleichsweise großen Karton ausgeliefert werden", erklärt das Unternehmen gegenüber Super.Markt.
Lohnkosten wichtiger als passende Verpackung
Karl-Heinz Behrens, Verpackungsmittel-Mechaniker und Inhaber der Berliner Kartonagenfabrik FaPack, die Hunderte von Paketgrößen im Angebot hat, sieht den Grund für überdimensionierte Kartons in wirtschaftlichen Gründen: „Entscheidend für die Verpackungskosten sind die Lohnkosten darin. Wenn der Verpacker zu lange Zeit hat, sich zu überlegen, welche Größe er nimmt, ist das teurer als die größte Schachtel.“
Mit 18,7 Millionen Tonnen Verpackungsabfällen ist in Deutschland ein neuer Höchststand erreicht, so das Umweltbundesamt. Das sind pro Kopf 107 Kilogramm im Jahr. (dpa/fa)