Winsen/Hannover. Am Abend und vor Feiertagen ist es besonders schlimm. Dann stehen die Trucks auf den Zufahrten der Autobahn-Raststätten, illegal an Bundesstraßen und oft auch in Dorfstraßen. Entlang der Trassen gibt es einfach nicht genug Stellplätze für sie. Kritisch ist die Situation beispielsweise vor den Toren Hamburgs. Dort brummt im Hafen der Containerumschlag. Und mit ihm steigt die Zahl der Brummis, die die Ware auf den Autobahnen A 1 und A 7 wegschaffen oder heranbringen - und ihre Ruhezeiten einhalten müssen. Das Land Niedersachsen will von 2008 an Abhilfe schaffen. Parallel planen private Investoren neue riesige Autohöfe. „Die Kapazitäten reichen nicht mehr aus“, sagt Wilhelm Buhr, der das Autobahnpolizeikommissariat Winsen im Kreis Harburg leitet. An manchen Tagen gebe es nur noch „eine LKW-Karawane auf der rechten Spur“. Wenn dann nicht schon der normale Lastwagenverkehr die Stellplätze auf den Raststätten und Autohöfen blocke, brächten die ebenfalls zunehmenden Schwertransporte das Fass zum Überlaufen. Die überdimensionalen Windrad-, Maschinen- oder Brückenteile dürfen nur nachts gefahren werden. „Tagsüber werden die wenigen Plätze damit zugestellt“, klagt Buhr. Immer öfter kämen Fahrer unfreiwillig über ihre Lenkzeiten, weil sie in Autobahnnähe keinen Stellplatz finden. „Wir berichten dem Land seit Jahren über das Problem.“ Dort ist die Botschaft inzwischen angekommen. „Wir planen in den nächsten Jahren 2000 zusätzliche Stellplätze zu schaffen“, sagt Jens-Thilo Schulze, Sprecher der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr in Hannover. Mit einem Schwerpunkt auf den Autobahnen A 1 und A 7 sollen die ersten neuen Plätze vom nächsten Jahr an entstehen. Darüber, bis wann die zusätzlichen Plätze zur Verfügung stehen sollen, schweigt sich die Behörde allerdings aus. „Ob der Bedarf damit gedeckt ist, darüber kann man sich die Köpfe heiß diskutieren“, sagt Schulze. Für Lastwagen gibt es Schätzungen zufolge bundesweit 21.000 Stellplätze auf bewirtschafteten oder unbewirtschafteten Rastanlagen und 19.000 Plätze auf Autohöfen. Eine genaue Statistik führt niemand. In Niedersachsen nennt die Landesverkehrsbehörde „als grobe Hausnummer“ 3000 vom Staat vorgehaltene Plätze an Rastanlagen und 3000 weitere Plätze an Autohöfen. Der Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen (GVN) geht bundesweit von bis zu 30.000 fehlenden Plätzen aus. „Davon entfallen ein Zehntel auf Niedersachsen“, sagt GVN-Sprecher Gunter Zimmermann. Realisiert das Land tatsächlich 2000 zusätzliche Plätze, würden theoretisch noch bis zu 1000 Stellflächen fehlen. Hier wittern Investoren ein Geschäft. Unlängst hat der US-Rastplatz- und Mineralölmulti Flying J ein Grundstück an der A 7 bei Egestorf-Evendorf 50 Kilometer vor Hamburg gekauft. Auf der Fläche von zwölf Fußballfeldern sollen dort die erste europäische „Travel-Plaza“ des Unternehmens mit 300 LKW-Stellplätzen, Restaurant und Kasino entstehen. „Ich gehe davon aus, dass Flying J sogar seinen eigenen Sprit verkaufen wird“, sagt Wilfried Seyer, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Landkreis Harburg. Etwas bescheidener sehen die Planungen 20 Kilometer weiter Richtung Hamburg an der A 7-Auffahrt Brackel-Thieshope aus. Dort hat die Autohof-Netzentwicklung GmbH (ANE) 30 LKW-Stellplätze vorgesehen. „Geplant ist der klassische Autohof mit Tankstelle, Gastronomie und Entertainment“, erklärt Heino Kruse von ANE in Vechta. Harburgs Wirtschaftsförderer wollen indes die Hände nicht in den Schoß legen. „Wir bemühen uns, wenigstens noch einen großen Platz an der A 1 zu realisieren“, sagt Wilfried Seyer. Denkbar sei ein Autohof an der Anschlussstelle Hollenstedt 45 Kilometer vor der Hansestadt. „Flying J ist da sicherlich interessiert.“ (dpa)
Niedersachsen: Mehr LKW-Stellplätze
Autobahnpolizei beklagt Parkplatzmangel für LKW: Niedersachsen plant 2000 zusätzliche Stellplätze