Richmond. Laut Schednet könnten die Arbeiten am vorgeschlagenen Nicaragua-Kanal noch in diesem Jahr beginnen und würden rund sechs Jahre für die Vollendung benötigen. Ein Bericht von Andy Line und Charles Moret, Partner der CTI Consultancy (Richmond, Virginia), untersucht die Auswirkungen des Baus auf den Panama-Kanal. „Da die Transitzeiten bei ein bis zwei Tagen zwischen Nicaragua und Panama liegen, bietet sich je nach Route für einige Containerschiffe eher Nicaragua, für andere eher Panama an. Das Hafennetzwerk bzw. die vielfältigeren Möglichkeiten für das Transhipment sprechen eher für Panama.“ Die Autoren des Berichts schlussfolgern: „Wir erwarten keinen heftigen Preiswettbewerb zwischen Panama und Nicaragua. Der Panamakanal muss ein ganzes Land ernähren und Nicaragua müsste nach dem Bau 40 Milliarden US-Dollar (31,5 Milliarden Euro) zurückzahlen.“
Einen entscheidenen Einfluss könnte gemäß Moret und Line der Einsatz von Containerschiffen größer als die „Neue Panamax“-Klasse haben. Diese Schiffe müssten dann die Durchfahrt durch den Nicaragua-Kanal wählen. „Effiziente Transhipment-Häfen in Panama bieten den Reedereien Möglichkeiten für die Optimierung ihrer Netzwerke. Zudem kann die Zahl der Dienste die den Kanal passieren minimiert und der Nutzungsgrad erhöht werden.“ Die Autoren erwarten ein niedrigeres Wachstum auf dem volumenreicheren Handel zwischen Asien und der amerikanischen Ostküste im Vergleich zu dem höheren Wachstum des Handels in den sich entwickelnden südamerikanischen Ländern. „Falls die größten Wachstumsregionen künftig westlich von Hong Kong liegen, dann ist es für frachtversendende Reedereien schneller und billiger den Weg über den Suez-Kanal zu wählen.“ Die Autoren fügen an: „Es existiert also ein globaler Wettbewerb der Kanäle. Mit der Zeit wird zunehmend auch Trocken- und Flüssigschüttgut über die nördlichen Seewege versendet werden – zumindest saisonal.“ (rup)