Frankfurt/Berlin. Nach sieben Wochen Pause nehmen die Deutsche Bahn und die Lokomotivführergewerkschaft GDL heute ihre Tarifverhandlungen wieder auf. Beide Seiten treffen sich in Frankfurt am Main, um über Einkommen, Arbeitsbedingungen und Beschäftigungssicherung der Lokführer zu sprechen. Die Bahn hatte zuletzt ihren Willen zum Abschluss eines neuen Tarifvertrages bekräftigt. Fraglich bleibt, ob der von der GDL geforderte Rahmentarifvertrag unter Beteiligung der großen Bahn-Wettbewerber zustande kommt.
Die Bahn hatte der GDL ihr Tarifangebot am Dienstag nochmals mit detaillierten Erläuterungen übermittelt. Daraufhin nahm die GDL ihre Streikdrohung für die Bahn zurück und kündigte die Rückkehr an den Verhandlungstisch an. Beim Einkommen hat die GDL einen Aufschlag von fünf Prozent verlangt. Die Bahn bietet rückwirkend zum 1. März 1,8 Prozent mehr Geld und weitere 2,0 Prozent zum 1. Januar 2012. Hinzu kommt ein Aufschlag im Volumen von 1,2 Prozent durch diverse Sozialleistungen.
Erklärtes Ziel der Gewerkschaft sind einheitliche Tarifstandards für etwa 26.000 Lokführer im Nah-, Fern- und Güterverkehr, unabhängig davon, bei welchem Unternehmen sie beschäftigt sind. Akut ist der Tarifkonflikt derzeit mit den im regionalen Personenverkehr tätigen Bahn-Konkurrenten, darunter Privatbahnen und Töchter ausländischer Staatskonzerne. Sie müssen laut GDL mit Streiks rechnen, falls sie nicht zu Verhandlungen über einen Rahmentarifvertrag bereit sind. Nach drei Warnstreiks hatten die sechs großen Bahn-Konkurrenten Abellio, Arriva, Benex, Keolis, Veolia und Hessische Landesbahn ihre Verhandlungsgemeinschaft aufgelöst.
Mit drei Unternehmen des Schienengüterverkehrs hat sich die GDL nach eigenen Angaben am vergangenen Mittwoch auf einen Rahmentarifvertrag geeinigt. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hält dies für eine Täuschung. Tatsächlich habe sich die GDL mit der privaten Güterbahn SBB Cargo und den beiden Personaldienstleistern Assoft-Railman und MEV nur auf ein Eckpunktepapier verständigt. Assoft-Railman und MEV liehen lediglich Lokführer aus, seien aber nicht selbst im Transportgeschäft tätig, hieß es bei der EVG. (dpa)