Flensburg. Als Grund wurde die Konzentration auf das Kerngeschäft genannt. Wegen der Randlage Flensburgs in Deutschland sei der Transport für ein Handy zum Kunden teurer als die Produktion. Auch verursache das von Motorola 1998 gebaute Gebäude immense Kosten. Insgesamt arbeiten 900 Menschen bei Motorola in Flensburg. Damit bleiben nur noch 200 Menschen in dem Werk. Die rund 700 Arbeitsplätze werden bis zum Sommer 2008 zum kanadischen Logistik-Unternehmen Cinram nach Alsdorf in die Nähe von Aachen (Nordrhein-Westfalen) verlagert. Alle Mitarbeiter erhielten ein Angebot, dorthin zugehen, betonte Gerbershagen. „Wer nach Alsdorf wechseln möchte, wird demnach zu gleichen Konditionen übernommen“, sagte er. Die Konditionen gelten für ein Jahr. Nach Ansicht des Flensburger IG-Metall-Geschäftsführers Meinhard Geiken ist das Angebot jedoch „nicht richtig ernst gemeint“. Motorola sei bekannt, dass die Mitarbeiter ihre Familien, Häuser und Freunde in der Region hätten. Gerbershagen erklärte, für nicht wechselwillige Mitarbeiter werde es den Sozialplan geben, der bereits im April bei der Schließung der UMTS-Fertigung in Flensburg ausgehandelt worden war. Demnach erhalten die Mitarbeiter eine Abfindung und werden für zwölf Monate in einer Transfergesellschaft beschäftigt. Nach der Verlagerung der gesamten Handy-Produktion von Flensburg nach Asien und dem Ende der Logistiksparte bleiben von einst mehr als 3000 Mitarbeitern noch rund 200 Beschäftigte im ehemals modernsten Handy-Werk Europas, die die Logistik zunächst für zwei Jahre überwachen sollen. Der Betriebsratsvorsitzende Dieter Neugebauer erklärte: „Die verbleibenden 200 werden auch gehen müssen. Innerhalb von zwei Jahren zieht sich Motorola ganz aus Flensburg zurück.“ Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Dietrich Austermann und Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (beide CDU) waren am vergangenen Wochenende eigens zu Gesprächen mit Motorola in die USA gereist, ohne einen Erfolg zu erzielen. Der Konzern hatte seit 1994 insgesamt 26 Millionen Euro an Fördergeldern des Landes erhalten und davon einen Teil zurückzahlen müssen, weil die zugesicherte Anzahl von Mitarbeitern nicht gehalten werden konnte. Motorola hatte zuletzt einen Rückschlag auf den Weltmärkten hinnehmen müssen. Der Konzern verkaufte im zweiten Quartal 2007 knapp 40 Millionen Mobiltelefone, nach 50 Millionen im Vorjahresquartal. Damit sank der Marktanteil von 21,9 auf 14,6 Prozent. Das Logistikunternehmen Cinram hat für die Übernahme der Flensburger Motorola-Logistiksparte mit rund 700 Arbeitsplätzen keine Fördermittel vom Land Nordrhein- Westfalen erhalten. „Es ist kein einziger Euro geflossen“, sagte der Sprecher des NRW-Wirtschaftsministeriums, Joachim Neuser. Auch seien keine Anträge dafür gestellt worden. Alsdorf bei Aachen als Sitz des kanadischen Logistikunternehmens habe einst zu einem Fördergebiet gehört, dies sei aber lange vorbei, betonte er. Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Dietrich Austermann (CDU) hatte dem Radiosender NDR Info erklärt, das Land wäre bereit gewesen, den Erhalt der Arbeitsplätze mit bis zu sieben Millionen Euro zu fördern.
Neue Details: Motorola schließt Logistik in Flensburg – keine Fördergelder für Logistikdienstleister
Der amerikanische Handyhersteller Motorola schließt seine Logistiksparte in Flensburg mit rund 700 Mitarbeitern. „Wir sind kein Logistik-Unternehmen. Wir haben uns deshalb entschlossen, die Logistik-Aktivitäten für Europa an einen externen Dienstleister auszulagern“, sagte Ralf Gerbershagen, Vorsitzender der Geschäftsführung von Motorola, in Flensburg.