Mit neuem Antrieb ein Sprung nach vorn

Ein Mercedes mit Frontantrieb? Nicht nur im PKW-Bereich löste das bis vor Kurzem unverständiges Kopfschütteln aus. Oder kleinere Allergieschübe bei Zeitgenossen, die sich an die eher unrühmliche Geschichte des ebenfalls frontgetriebenen Vito I erinnern. Doch die neuen Autozeiten mit hohen Entwicklungskosten, gesättigten Märkten, geschrumpften Budgets bei gleichzeitig erhöhten Renditewünschen sorgen für ungewöhnliche Lösungen - und Allianzen. Und so war vor allem die spannende Frage beim ersten, exklusiven Fahreindruck mit dem neuen Vito, wie sich der Kompaktvan mit "kleiner" 1,6-Liter-Renault-Maschine und Antrieb über die Vorderräder schlagen würde. Um es kurz zu machen: Der "klassische" Vito mit Heckantrieb könnte künftig einen schweren Stand haben. Renault-typisch geht der leichtgewichtige, quer verbaute Selbstzünder extrem leise und geschmeidig zu Werke. Nach einer ausgeprägten Gedenksekunde beim Anfahren kommt der 111er-Vito, gefahren als etwa 2,5 Tonnen schwere Mixto-Variante mit Sitzbank und Ballast, sehr ordentlich in Fahrt. Der 115-PS-Motor dreht willig hoch und bleibt anders als das rauere 2,1-l-Mercedes-Aggregat tadellos kultiviert. Selbst niedrigste Drehzahlen entlocken dem elastischen Common-Railer kein Brummen. Da gibt sich der 2,1-Liter knorriger. Wobei auch er sich jetzt kultivierter und laufruhiger präsentiert und die einstige Raubeinigkeit fast vergessen lässt. Gute Dämmung, komfortables Fahrwerk Was auch der besseren Dämmung zu verdanken ist. Unabhängig von der Motorversion liegt das akustische Niveau extrem niedrig. Der fahrwerkseitig spürbar fein geschliffene Vito rollt leise ab, neigt auch bei Schlaglöchern nicht zum Trampeln und gefällt mit geringem Windverfang an der aerodynamisch geglätteten Karosserie. Die lange Auslegung des jetzt leichter und weniger sperrig schaltbaren Sechsganggetriebes sorgt zwar im 1,6er noch mehr als im 2,1-Liter-Motor für gebremstes Temperament. Andererseits aber auch für sehr niedriges Drehzahlniveau und folglich optimierte Autobahnverbräuche: Bei Tempo 120 liegen je etwa 2000 Touren pro Minute an. Auf exakt der gleichen 50-km-Strecke mit kurzem Autobahnanteil und viel Überlandbetrieb wies der Bordcomputer für den 111er 6,9 l/100 km aus zu 7,2 l/100 km beim 116er. Noch ein Plus für den Basic-Vito, der auch schon fit für Euro 6 sein soll, was hier sogar ohne SCR-Kat gelingen könnte. Die auf 94 Kilometer fortgesetzte, moderate Landstraßentour im 111er-Modell senkte den Verbrauch auf 6,5 l/100 km. Die 5,7 l/100 km, die Daimler als Bestwert im unrealistischen NEFZ-Zyklus ausweist, liegen da nicht mehr in abstruser Ferne. Zum niedrigen (Bordcomputer)-Verbrauch trägt neben der topfebenen Strecke auch das gute Rollvermögen des Vito bei. Typisch Fronttriebler: höhere Zuladung Traktionsprobleme ließen sich beim Fronttriebler auch beladen nicht feststellen. Zusätzlich darf er 60 Kilo mehr zuladen als die Vitos mit Heckantrieb, die gegenüber dem Vorgänger ebenfalls leicht abgespeckt haben sollen. Zum Leichtgewicht wird der burgsolide gebaute Schwabe damit trotzdem nicht. Dass die wuchtigen Portale wie die Schiebetür so satt ins Schloss fallen, auch Kanaldeckel die Karosserie nicht in Verlegenheit bringen und die Armaturen sich kein Knistern entlocken lassen, all das fordert Tribut: 2040 Kilo wies der Fahrzeugschein für den gut ausgestatteten 116er-L2-Kastenwagen aus. Die angegebenen 1761 Kilo Minimalgewicht dürften meist Theorie bleiben. Marginal sind auch die Unterschiede im Handling: Mit der erstmals in einem Transporter eingebauten, geschwindigkeitsabhängig arbeitenden elektromechanischen Servolenkung steuert sich der Vito locker und doch mit ausreichend Gefühl für die Fahrbahn. Der Vito liegt stets satt und straff auf der Straße, bietet dennoch ordentlichen Komfort. Zur Not greift das adaptive ESP ein. Die Bremsen packen ohnehin stramm zu und das feste Pedalgefühl schafft Vertrauen. Löblich auch, dass Daimler in Serie eine Reifendrucküberwachung verbaut. Nur auf der Autobahn wirkt das Lenkgefühl etwas "luftig". Dafür verbraucht die Steuerung hier keine Energie und trägt so zum Sparen bei. Spürbare Vorteile erfährt sich der Hecktriebler beim Wendekreis, wo er dem Fronttriebler bauartbedingt knapp einen Meter abknöpft. Trotzdem bleibt unterm Strich: Wer nicht ständig voll beladen, auf Highspeed-Fernstrecke oder mit Anhänger unterwegs ist und somit die stärkeren Varianten mit 2,1-l-Motor (136/163/190 PS) braucht, für den dürfte der Fronttriebler schlicht der bessere Vito sein. Denn die "hard facts" sind eindeutig: Ausreichend Leistung, mehr Nutzlast und ein günstigerer Preis: Bei 17.990 Euro liegt der neue Startpreis für den Vito Worker 109 mit Frontantrieb. Kein Wunder, dass ihm Mercedes bis zu 50 Prozent des Vito-Kuchens zutraut. Alle Tests und Fahrberichte seit dem Jahr 2008 für Premium-Abonnenten unter www.verkehrsrundschau.de/testdatenbank Technische Daten Motor1,6-l-CDI (OM 622): Vierzyl.-Reihen-Dieselmotor, Common-Rail, variabler Turbo, vier Ventile pro Zylinder, LLK, Euro 5b+, Steuerkette, Serviceintervall: 40.000 km, Hubraum: 1598 cm3 , 109 CDI: Leistung: 88 PS (65 kW) bei 3800/min., max. Drehm.: 230 Nm bei 1500-2000/min. 111 CDI: Leistung: 114 PS (84 kW) bei 3800/min., max. Drehm.: 270 Nm bei 1500-2500/min.2,1-l-CDI (OM 651): Vierzyl.-Reihen-Dieselmotor, Common-Rail, Bi-Turbo, vier Vent. pro Zyl., Euro 5b+ (119 CDI optional Euro 6), Steuerkette, Serviceintervall: 40.000 km Hubraum: 1598 cm3 , 114 CDI: Leistung: 136 PS (100 kW) bei 3800/ min., max. Drehm.: 330 Nm bei 1200-2400/min. 116 CDI: Leistung: 163 PS (120 kW) bei 3800/ min., max. Drehm.: 380 Nm bei 1400-2400/min. 119 CDI: Leistung: 190 PS (140 kW) bei 3800/ min., max. Drehm.: 440 Nm bei 1400-2400/min.Kraftübertragungman. Sechsgang-Schaltgetriebe, optional Siebengang-Automatik (nur OM 651), Front- (OM 622), Heck- oder Allradantrieb (OM 651)Kurzurteil+ guter Komfort, komfortables Fahrwerk, viele Assistenzsysteme lieferbar- keine Pritschen- und Fahrgestelle lieferbar, eingeschränktes Ladevolumen

Luftfracht: DHL Express und Shell kooperieren

Konjunktur: KfW Research senkt Wachstumsprognose

Export: USA bleiben wichtigster Handelspartner

Batteriehersteller: Northvolt beantragt Gläubigerschutz

Deutsche Wirtschaft wächst im dritten Quartal minimal

Alle Schlagzeilen

Mit neuem Antrieb ein Sprung nach vorn

HASHTAG

#Transporter bis 3,5 t

Der "einfache" Bruder der V-Klasse

Der Modernste seiner Klasse

Schalten und rollen lassen

MEISTGELESEN

Emons Spedition siedelt sich am c-Port an

Bund und Länder fördern Brennstoffzellen-Lkw von Daimler Truck

Fiege baut Logistikzentrum bei Leipzig

STELLENANGEBOTE

Koordinator (m/w/d) Intralogistik mit Teamleitungsfunktion

Leiter (w/m/d) Logistik Teilbereich Warenausgang

Area HR Business Partner

Schichtleiter (w/m/d) Logistik - Warenausgang

Head of Logistics (w/m/d) mit fundierter Erfahrung im internationalen Versand

WEITERLESEN

NEWSLETTER