Der "einfache" Bruder der V-Klasse

Nach der V-Klasse bringt Mercedes nun auch seine weniger noblen "Arbeitstiere" für die Transporterklasse zwischen 2,5 und 3,2 Tonnen Gesamtgewicht in Stellung. Die hören weiterhin auf den Namen Vito und unter der neu gestalteten, aerodynamischeren Hülle (Cw-Wert: 0,32) verbirgt sich die technische Basis des Vorgängers. Weshalb laderaumtechnisch alles beim Alten bleibt: Weiterhin stehen mit "kompakt", "lang" und "extralang" drei Karosserievarianten zur Wahl. Die legten außen um 14 Zentimeter zu, die aber ausschließlich den strengeren Anforderungen an den Fußgängerschutz gewidmet sind. Wie beim Vorgänger passen zwischen 5,5 und 6,6 Kubik in den Vito und auch die Version Kastenwagen Doppelkabine (Mixto genannt) bleibt im Programm. Das selten georderte Hochdach strich Daimler dagegen aus den Listen und Pritschenwagen oder Fahrgestelle bietet auch die dritte Generation der Vito-Familie nicht. Dafür soll der Neue mehr zuladen dürfen. Zumindest in Kombination mit dem neuen 1,6 Liter kleinen Vierzylinder, der aus der Partnerschaft mit Renault hervorgeht und der auch das ebenfalls kürzlich erneuerte Transporter-Duo Renault Trafic und Opel Vivaro antreibt. 88 oder 114 PS leistet der quer eingebaute Hubraumwinzling mit variablem Turbolader. Als Lohn für den Verzicht auf Hubraum nennt Daimler 120 Kilogramm Gewichtsersparnis im Vergleich zum Vorgänger. Wozu ebenfalls beiträgt, dass der OM 622 seine Kraft - Mercedes-untypisch - an die Vorderräder überträgt. Wahl zwischen Front- und Heckantrieb Mehr Sternen-Gene finden sich im längs eingebauten 2,1 Liter großen OM 651, der schon im Vorgänger für Vortrieb sorgte und seine Kraft traditionell an die Hinterachse überträgt. Letztere soll mittels überarbeitetem Differenzial, neuen Kugellagern und durch den Einsatz von Leichtlaufölen reibungsärmer arbeiten. Zusätzlich den Verbrauch senken sollen bedarfsgerecht gesteuerte Benzin- und Ölpumpen, die Lichtmaschine, die sich vorrangig im Schubbetrieb zuschaltet, sowie die elektromechanische Lenkung, die nur Energie benötigt, wenn der Fahrer das Lenkrad auch tatsächlich einschlägt. Von knapp 20 Prozent weniger Verbrauch spricht Mercedes im Vergleich zum Vorgänger. Inklusive dem nur für den "großen" Motor bestellbaren Blue-Efficiency-Spritsparpaket (Start-Stopp, rollwiderstandsoptimierte Reifen und Unterbodenverkleidung) soll sich der Verbrauch auf optimistisch anmutende 5,7 l/100 km drücken lassen - zumindest mit der 163 PS starken Version. Letztere, wie auch die schwächste Einstellung des 2,1-l-CDI mit 136 PS, kann man optional auch mit der aus dem Sprinter bekannten Siebengang-Automatik kombinieren. Beim Topmodell mit strammen 190 Pferdestärken und 440 Newtonmeter Drehmoment ist der "7G-Tronic" genannte Wandler dagegen Serie. Topdiesel schafft optional Euro 6 Ansonsten sind bei allen Motoren sechs handgeschaltete Fahrstufen und die Abgasnorm "Euro 5b+" Standard. Wer in mehr Sauberkeit investieren will, kann zum 119 CDI Bluetec greifen, der mittels Kombination aus Partikelfilter, Abgasrückführung und SCR-Katalysator Euro 6 schafft. Dann muss aber der 11,5 Liter große Adblue-Tank regelmäßig befüllt werden, dessen Einfüllstutzen praktischerweise unterhalb der Öffnung für den Dieseltank montiert ist. Auch den elektronisch geregelten Allradantrieb 4 ETS gibt es für den Vito weiterhin. Wobei auch er zwangsweise an den größten Motor gekoppelt ist. Der 4x4 darf bis zu 2,5 Tonnen schwere Anhänger ziehen, ansonsten liegt das Limit weiterhin bei 2000 Kilogramm. Für alle Modelle zu haben sind dagegen die Assistenzsysteme, die der Vito vom Sprinter erbte. Immer an Bord sind der über das ESP geregelte Seitenwindassistent und der Attention Assist. Der überwacht aus verschiedenen Parametern die Aufmerksamkeit des Fahrers und mahnt bei nachlassender Konzentration akustisch und per Kaffeetassen-Symbol im Kombiinstrument den Fahrer zu einer Pause. Gegen Aufpreis offeriert Mercedes darüber hinaus neben Totwinkel-, Spurhalte-Wächter und Kollisionswarner auch einen Park-Assistenten, der den Vito-Lenker bei der Suche nach einer entsprechend großen Lücke unterstützt. Und das Einparken des bis zu 5,25 Meter langen Transporters selbstständig übernimmt. Preislich starten die Kastenwagen-Varianten in Kombination mit dem 1,6-l-Motor bei 17.990 Euro, womit der Einstieg in die Vito-Welt - zumindest bei den Listenpreisen - deutlich günstiger wird. Und Mercedes verspricht weitere Spar-Effekte: Um 10.000 auf 40.000 Kilometer gestreckte Intervalle sowie niedrigere Wartungs- und Reparaturkosten sollen den Vito um bis zu 6,4 Prozent günstiger fahren lassen als den Vorgänger. Für viele Kunden sicher ein entscheidendes Kriterium. Beste Voraussetzungen also für den Vito, um endlich am aktuell etwas angegrauten Erzrivalen und Marktführer VW T5 vorbeizuziehen.

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