Mehr Menge bei konstanten Preisen

Nimmt man die aktuellen Zahlen der Statistiker und Wirtschaftswissenschaftler zur Hand, dann wird dem Wirtschaftsstandort Deutschland derzeit eine ziemliche gute Note bescheinigt. Erst letzte Woche hat das Ifo-Institut seine Prognose für das Wirtschaftswachstum in Deutschland nach oben korrigiert: 1,8 Prozent soll die Zunahme des Bruttoinlandsproduktes (BIP) 2016 betragen. Im Frühjahr hatten die Experten noch ein Plus von 1,6 Prozent vorhergesagt. Ein wesentlicher Grund für die positive Einschätzung sind die Zahlen, die bereits für 2016 vorliegen. So hat das BIP im ersten Quartal 2016 überraschend stark zugelegt mit einem Plus von 0,7 Prozent im Vergleich zum vierten Quartal 2015. "Die deutsche Wirtschaft ist kraftvoll in das neue Jahr gestartet", kommentiert das Statistische Bundesamt ungewohnt euphorisch den Jahresauftakt. Im Sog einer starken wirtschaftlichen Entwicklung nimmt in der Regel auch die Transportnachfrage zu. Sofern das Angebot nicht ausgedehnt wird, hat eine höhere Nachfrage zur Folge, dass die Frachtraten steigen. Doch dies war im zweiten Quartal 2016 nicht der Fall. Die Preise im nationalen Straßengüterverkehr stagnieren, wie die neuesten Daten des VerkehrsRundschau-Index zeigen. Der aktuellste Index für den Straßentransport in Deutschland, der von der Unternehmensberatung BearingPoint unterstüzt wird, hat sich um minimale 0,06 Prozent im Vergleich zum 1. Quartal 2016 nach oben bewegt (siehe Grafik Seite 18). Läuft also die gute Konjunktur an den Unternehmen im Transportgewerbe vorbei? Nein, das scheint nun auch nicht der Fall zu sein. Denn zumindest die Auftragsbücher sind im zweiten Quartal 2016 besser gefüllt als in den ersten drei Monaten des Jahres. Immerhin 42 Prozent der befragten Verlader und Dienstleister geben an, dass ihr Aufkommen im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal gestiegen ist. Demgegenüber berichten nur 12 Prozent von einem Rückgang, sodass die positive wirtschaftliche Entwicklung sich in steigenden Transportmengen bemerkbar gemacht hat. Nur die Preise, die bewegen sich nicht. Das kann zum einen daran liegen, dass der Fuhrpark ausgedehnt wurde. Oder bei den vorhandenen Kapazitäten war noch Luft, sodass diese besser ausgelastet wurden. Plus 1,06 Prozent im Jahresvergleich Die verbesserte Nachfrage lässt sich auch an der Mautstatistik ablesen. Im April und Mai (die Juni-Daten liegen noch nicht vor) betrug die durchschnittliche, monatliche Fahrleistung der Mautfahrzeuge 2,735 Milliarden Kilometer. Im ersten Quartal 2016 lag dieser Wert bei 2,60 Milliarden. Immerhin ein Plus von gut fünf Prozent. Von den stagnierenden Frachtraten sind allerdings nicht alle Segmente im Transportmarkt gleichermaßen betroffen. So gab es im zweiten Quartal bei den Komplettladungen ein durchaus beachtliches Plus von 0,54 Prozent (siehe Grafik Seite 19). Im Jahresvergleich hingegen haben sich die Frachtraten stärker verändert. Um 1,06 Prozent stieg der Index (Quartal 2/2016 zu Quartal 2/2015) - auch wenn zeitgleich die Dieselpreise gesunken sind. So musste man im April 2016 (aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor) laut Destatis 80,92 Euro pro 100 Liter Diesel (bei Abgabe an Großverbraucher) zahlen. Damit war Diesel um 15,1 Prozent günstiger als im April 2015. Allerdings mussten die Unternehmen andere Kostensteigerungen verkraften, zum Beispiel für Personal, aber vor allem auch für die Lkw-Maut. So gilt seit Juli 2015 die Maut für 1100 Kilometer vierstreifige Bundesstraßen. Im zweiten Schritt wurde zum 1. Oktober 2015 die Gewichtsgrenze für mautpflichtige Lkw von 12 Tonnen auf 7,5 Tonnen abgesenkt und es erfolgte eine Neuberechnung der Kostenanlastungen nach Achsklassen. Vor dem Hintergrund dieser zusätzlichen Belastungen erscheint die Preissteigerung in Höhe von 1,06 Prozent eher gering. Doch auch hier gilt: Es kommt auf das jeweilige Unternehmen an. Denn wenn es einem Dienstleister gelungen ist, die zusätzlichen Mengen weitgehend ohne Ausdehnung der eigenen Kapazitäten zu transportieren, sondern durch eine bessere Auslastung des bereits vorhandenen Frachtraums, dann steigen die Fixkosten nicht oder nur geringfügig mit, sodass er unter dem Strich trotz der geringen Preissteigerung ein besseres Ergebnis einfährt. Verlader erwarten steigende Mengen Die Mengen- und Preisentwicklung spielt also für die Dienstleister eine ganz erhebliche Rolle, aber natürlich auch für die Verlader. Daher sind für ihre Planungen auch Aussagen darüber, wie sich das Aufkommen und die Frachtraten in den kommenden Monaten entwickeln, von hoher Bedeutung. Bezüglich der Transportmengen ergibt sich ein positives Bild: Für das dritte Quartal 2016 erwarten 32,7 Prozent der Befragten steigende Mengen, während 16,0 Prozent mit einer gegenläufigen Entwicklung rechnen. Für die kommenden zwölf Monate gehen 45,1 Prozent der Befragten von einer anziehenden Transportnachfrage aus. Nur 13,9 Prozent prognostizieren rückläufige Mengen. Dabei zeigen sich die Dienstleister deutlich skeptischer als die Verlader (siehe linke Grafik Seite 20). Immerhin ein Wachstum des Aufkommens in Höhe von zwei Prozent erwarten die Verlader. Ein Beleg dafür, dass die Wirtschaftsforschungsinstitute mit ihren Prognosen nicht ganz falsch liegen. In die gleiche Richtung zielen auch die Ergebnisse des Ifo-Geschäftsklima-Index, der im Mai kräftig geklettert ist. "Die Unternehmer waren deutlich zufriedener mit ihrer aktuellen Geschäftslage. Zudem blicken sie merklich optimistischer auf die kommenden Monate", sagte Professor Clemens Fuest, Präsident des Ifo-Instituts. Doch auf die Entwicklung der Frachtraten hat die steigende Nachfrage keinen gravierenden Einfluss. Für das kommende dritte Quartal rechnen sogar nur 13,7 Prozent der Logistikdienstleister und Verlader mit einer Verteuerung - noch weniger als bei der letzten Befragung (18,6 Prozent). Und der Anteil derer, die mit sinkenden Entgelten rechnen, ist mit 11,1 Prozent fast gleich hoch. Daher gehen sowohl die Dienstleister wie auch die Verlader in Summe nur von einer minimalen Anhebung der Transportpreise in Höhe von 0,1 Prozent aus - also wie im zweiten Quartal. Die Dienstleister zeigen sich auch wenig optimistisch, dass sie in den kommenden zwölf Monaten höhere Frachtraten durchsetzen können. 0,4 Prozent mehr: So lautet ihre Prognose. Die Verlader stellen sich auf einen größeren Preisanstieg ein. Mit 1,0 Prozent fällt dieser aber auch überschaubar aus, würde damit aber der Entwicklung entsprechen, die im Zeitraum zwischen dem zweiten Quartal 2015 und dem zweiten Quartal 2016 zu beobachten war. Mehr finden Sie im Dossier Transportpreise www.verkehrsrundschau.de/dossiers Kommentar Das geht auf Dauer nicht gut Während die Wirtschaft in Deutschland zu Jahresanfang einen verheißungsvollen Start hingelegt hat, sind im Straßengüterverkehr im ersten Quartal 2016 die Frachtraten sogar gesunken, drei weitere Monate später stagnieren sie. Das ist eine Entwicklung, die auf Dauer nicht gut gehen kann. Jetzt mag man einwenden, dass die Inflation hierzulande ja auch nur bei 0,5 Prozent liegt. Doch das ist ein Trugschluss: Denn im Straßengüterverkehr spielen die Personalkosten eine wichtige Rolle. Hier ist ein weiterer Anstieg angesichts eines sich verschärfenden Fachkräfte- und Fahrermangels unvermeidlich, wenn die Kunden keine Abstriche an der Leistungsqualität hinnehmen wollen. Die Transportdienstleister werden dieses Personal langfristig nur zahlen können, wenn demgegenüber entsprechende Einnahmen stehen. Deshalb müssen sich die Verlader eher früher als später darauf einstellen, dass die Frachtraten wieder steigen werden. cdMichael Cordes, Redakteur Einmalige Benchmark-Analyse Mitmachen beim VR-Index lohnt sich gleich mehrfach Wollten Sie schon immer mal wissen, wo Sie mit ihren Frachtraten stehen? Werfen Sie als Verlader Geld zum Fenster hinaus und zahlen Sie zu viel im Vergleich zum Markt? Bekommen Sie als Transportdienstleister weniger Geld als ihre Kollegen und sollten daher höhere Preise durchsetzen?Wenn Sie auf diese Fragen Antworten suchen, machen Sie jetzt beim VerkehrsRundschau-Index mit. Die Teilnahme an der Online-Befragung ist kostenlos. Sie erhalten eine Benchmark-Auswertung, bei der Sie in einer Tabelle ablesen können, in welcher Preisklasse Sie um wie viel Prozent von den Durchschnittspreisen abweichen. Eine Analyse, die Sie nirgendwo sonst bekommen. Zudem wird Ihre Teilnahme mit einem Geschenk belohnt, das umso größer ausfällt, je häufiger Sie mitmachen.Neugierig geworden? Dann wenden Sie sich an das Meinungsforschungsinstitut Kleffmann Group, das Ihnen Anonymität garantiert (Christina Gronowski, Tel.: 02591/9188-303). Mehr Infos unter www.verkehrsrundschau.de/index. cd