Mauterhöhung in Tschechien

Mauterhöhung in Tschechien Tschechien verteuert den Straßentransport Die neue tschechische Regierung will die Güterbahn zulasten des Straßenverkehrs stärken. Die Straßengüter-Verkehrsvereinigung Cesmad Bohemia hat erreicht, dass zumindest Euro-5-LKW künftig keine höhere Maut zahlen müssen. Speditionen und Transportunternehmen werden in Tschechien – einem wichtigen Transitland nach Osteuropa – zum Jahreswechsel mit unerfreulichen Änderungen konfrontiert: Die tschechische Regierung will ab dem 1. Januar 2011 die Maut für LKW auf Autobahnen und Schnellstraßen um 25 Prozent erhöhen. Doch das ist noch nicht alles: Auch im darauffolgenden Jahr 2012 soll die Maut noch einmal um ein Viertel angehoben werden. Dies gilt jedoch nur für LKW der Emissionsklassen Euro 4 und niedriger. Schadstoffarme Euro-5-LKW sind von der neuen Preisgestaltung ausgenommen. Auf die Transporteure kommen dabei zwei Probleme zu: Zum einen bringen die Preissteigerungen insbesondere die kleinen Unternehmen, die nur über eine geringe Kapitaldecke verfügen, an die Grenzen des finanziell Machbaren. Außerdem handelt es sich bei den neuen Mautgebühren nicht um die übliche Preisanpassung, wie sie in allen Ländern fast regelmäßig zum Jahreswechsel erfolgt. Sei es, um offiziell die Inflation auszugleichen, oder auch nur, damit der Staat inoffiziell seine Haushaltkasse auffüllen kann. In diesem Fall ist diese Mauterhöhung vielmehr eine Grundsatzentscheidung und Bestandteil eines gesamten politischen Programms, das wie eine Kampf-ansage an den LKW klingt. Tschechien setzt auf die Schiene „Wir wollen damit einen systematischen Wandel einleiten“, sagt Verkehrsminister Vít Bárta. Die Regierung will mehr Verkehr auf die Schienen bringen. Die Trassenpreise für den Schienengüterverkehr sollen parallel zur Mauterhöhung gesenkt werden. Zusätzlich soll die private Konkurrenz auf der Schiene gefördert werden, erklärt der Minister, ohne allerdings schon Einzelheiten zu verraten. Zur Beruhigung der heimischen Transportbranche kündigt Bárta für die Unternehmen Ausgleichszahlungen in Höhe von zwölf Millionen Euro sowie Preisnachlässe bei der LKW-Maut für Unternehmen mit großer Fahrzeugflotte an. „Diese Erhöhung ist der erste Schritt, um insbesondere den LKW-Verkehr auf den Fernstraßen einzuschränken“, führt Bárta weiter aus. Damit wendet er sich direkt gegen den Transitverkehr und die internationalen Transporteure. Aus der Sicht des Ministers ist das unbedingt notwendig, weil zu viele LKW über kleine Landstraßen fahren, obwohl diese nicht für den Schwerverkehr geeignet seien. „Die Einwohner unterschiedlicher Gemeinden leiden einfach darunter“, unterstreicht Bárta. Insbesondere der schlesisch-mährische Kreis und der Kreis Karlbad seien betroffen. Da wichtige Autobahn-Trassen fehlen oder einzelne Autobahnabschnitte nur teilweise in Betrieb sind, weichen viele Transporteure auf die kleinen Landstraßen aus, die durch Ortschaften führen, deren Anwohner immer wieder über den Verkehrslärm klagen. Tschechien verfügt über knapp 730 Kilometer Autobahn und 580 Kilometer Schnellstraße. Das Straßennetz ist zwar im Vergleich zu anderen Ländern aus der Region wie Polen relativ gut ausgebaut. Doch verzögern Finanzierungsschwierigkeiten sowie vereinzelte Klagen von Umweltschützern den geplanten notwendigen Ausbau des gesamten Streckennetzes. Die tschechische Regierung ist erst seit Juni im Amt und muss einige Monate nach dem Urnengang beweisen, dass sie zu Recht das Vertrauen der Wähler erhalten hat. Sie hat einige grundlegende Reformen der Wirtschaft angekündigt. Neben der Verringerung des Haushaltsdefizits gehört dazu der Umbau des Transportwesens. Dabei stießen die Pläne der tschechischen Regierung für die Mauterhöhung auf den harten Widerstand der einheimischen Transporteure: „Wir haben alles versucht, um diese Entscheidung wieder rückgängig zu machen“, erklärt der Sprecher der tschechischen Straßengüter-Verkehrsvereinigung Cesmad Bohemia im Gespräch mit der VerkehrsRundschau. Seine Organisation vertritt in Tschechien etwa 2000 Mitglieder, die fast 20.000 Fahrzeuge betreiben. „Doch hat sich dies als unrealistisch erwiesen“, gibt der Cesmad-Sprecher zu. „Deswegen haben wir uns darauf konzentriert, dass die Preisteuerungen für unsere Mitglieder so gering wie möglich ausfallen“, sagt Medved. Die Diskussionen mit den Regierungsvertretern seien schwierig gewesen. „Immerhin haben wir erreicht, dass die Emissionsklasse Euro 5 davon ausgenommen wird“, betont er. Deutsche Speditionen bleiben gelassen Die deutschen und internationalen Unternehmen haben die Nachricht von der Mauterhöhung hingegen gelassen aufgenommen. „Grundsätzlich betrachten wir Mauterhöhungen als eine fiskalische Maßnahme, die wir an unsere Kunden weitergeben müssen“, sagt der Sprecher der Logwin AG, Andreas Kerschner. Sein Unternehmen, das weltweit 5500 Angestellte hat, beschäftigt an seinem tschechischen Standort bei Mlada Boleslav rund 150 Mitarbeiter. Die Kleinstadt liegt etwa 70 Kilometer von Prag entfernt an der E 65. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass unsere Kunden Verständnis für derartige Preisanpassungen haben“, betont Kerschner. Er sei zuversichtlich, auch bei einer Mauterhöhung in Tschechien eine Lösung mit den Kunden zu finden. „Wir stehen mit den führenden deutschen Vertretern der Transport- und Logistikbranche in Tschechien in engem Kontakt“, zeigt sich auch der Geschäftsführer der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer (DTIHK), Bernard Bauer, auf Anfrage der VerkehrsRundschau gelassen. Diese Teuerung sei für die Unternehmen weder überraschend gekommen, noch rechneten sie mit wesentlichen Auswirkungen auf die Kostenstruktur, erklärt Bauer. „Die Maut wird auch nach der Erhöhung durchschnittlich weniger als ein Prozent an den gesamten Fahrkosten betragen“, ergänzt er. Der Trassenpreis für den Schienenverkehr liege weiterhin deutlich über den Kosten des LKW-Transports, so der DTIHK-Chef. „Von einem grundsätzlichen Wandel im Transportwesen ist also derzeit nicht auszugehen.“ Deutschland bleibt wichtigster Partner Veränderungen im Transportwesen wie die Mauterhöhung sind auch für die deutschen Unternehmen von großem Interesse, weil Deutschland der größte ausländische Investor ist. Seit 1993 haben deutsche Firmen hier mehr als 20 Milliarden Euro investiert. „Die Transportunternehmen werden die leichte Kostenerhöhung vermutlich direkt in ihrer Preispolitik berücksichtigen“, sagt Bauer. Wegen des geringen Anteils an den Gesamtkosten dürfte sich diese Umlage aber kaum auf die Investitionstätigkeit auswirken. ❙❚■ Sebastian Becker, Korrespondent in Polen Es brechen eisige Zeiten für den Straßengüterverkehr an Mauterhöhung in Tschechien

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