VR-Barometer: Tschechien und Slowakei

VR-Barometer: Tschechien und Slowakei Endlich wieder Wachstum Kleine Zuwächse, aber keine vollständige Erholung – das zeichnet Tschechien und die Slowakei im ersten Halbjahr 2010 aus. Die beiden Märkte wurden im vergangenen Jahr aufgrund ihrer Abhängigkeit vom Außenhandel besonders heftig von der Krise gebeutelt. Steigende Aufträge sorgen in Tschechien und in der Slowakei für bessere Stimmung. Allerdings dürfte es noch eine Weile dauern, bis sich die beiden Länder wieder von den Einbrüchen der Wirtschaftskrise vollständig erholt haben. „Die Entwicklung ist sehr langsam“, sagt Jan Medved, Vorstandsvorsitzender der tschechischen Transportunternehmer-Vereinigung Česmad Bohemia. Denn beide Märkte sind mit zehn beziehungsweise fünf Millionen Konsumenten relativ klein und stark auf den Außenhandel angewiesen. Wie in anderen Ländern stemmen auch hier die LKW den Großteil der Transportlast. „Im Januar und im Februar sind die Aufträge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurückgegangen“, erklärt Medved. Erst im März habe es wieder ein Plus gegeben. Nach sechs Monaten kletterten die Volumina um 1,8 Prozent. „Dabei sind die Preise noch weit im Keller“, betont der Manager. Und das ist nicht das einzige Problem: Auch die Zeit, innerhalb derer die Transporteure ihre Entgelte erhielten, sei noch ziemlich lang. Medved ärgert außerdem, dass die Regierung in den vergangenen zwölf Monaten die Diesel-Besteuerung zweimal erhöht hat. „Zusätzlich hat der Staat ab dem 1. Januar die Maut für LKW zwischen 3,5 und 12 Tonnen eingeführt“, sagt er. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Tschechien brach in der Wirtschaftskrise um 4,1 Prozent ein, die Wirtschaft der Slowakei um 4,7 Prozent. Insbesondere Deutschland als wichtiger Absatzmarkt war massiv zurückgegangen. Die Gesamterlöse der Transporteure und Lagerdienstleister verringerten sich laut tschechischem Statistikamt im vierten Quartal 2009 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5,5 Prozent. In der Slowakei gingen die Transporterlöse sogar um 13,3 Prozent zurück. Ein weiteres Problem ist, dass die beiden Standorte stark von der Automobilindustrie geprägt sind, die in der Krisenzeit mit starken Rückgängen zu kämpfen hatte. Volkswagen betreibt in der Slowakei beispielsweise ein Audi- und Seat-Werk in der 60.000-Einwohner-Stadt Martin – ganze 230 Kilometer von der Hauptstadt Bratislava entfernt. Viele Transporteure haben dort ein sehr hartes Jahr hinter sich. Einsparungen an falscher Stelle „Transporteure mussten dramatisch ihre Kosten senken, wenn sie überleben wollten“, macht Medved klar. Gespart worden sei daher sehr viel: Leider auch an der Weiterbildung der Angestellten sowie an der Überholung des Fuhrparks. Doch manchmal nutzte auch das nichts: „Mindestens zehn Prozent aller tschechischen LKW-Transporteure mussten die Zahlungsunfähigkeit anmelden“, weiß Medved. Ein ähnliches Bild herrscht in der Slowakei: „Die Unternehmen haben die Zahl ihrer Fahrzeuge verringert, da die Aufträge ausgeblieben sind“, erklärt Pavol Reich, Generalsekretär der Cesmad Slovakia, dem slowakischen Pendant zu Česmad Bohemia. Die Transporteure haben damit die hohen Steuern für die Fahrzeuge vermeiden wollen. „Derzeit gibt es eine ausreichende Zahl von Aufträgen“, sagt der Cesmad-Mann. Die Unternehmen erneuerten ihre Fuhrparks. „Etwa 2011 könnten wir wieder das Niveau von 2008 erreichen, als alles begann“, prognostiziert Reich. Ökonomen haben für 2010 für beide Länder ein Wirtschaftswachstum prognostiziert. „Ja, der Markt beginnt, sich langsam, aber sicher zu erholen“, bestätigt auch Lenka Riegler von der Spedition Eurotransline, die sowohl nach Tschechien als auch in die Slowakei fahren lässt. Doch werde es noch Monate dauern, bis die Preise wieder steigen. Auch Stefano Vincinelli, CEO von Fiege, sieht seit März einen deutlichen Aufschwung in allen Geschäftsbereichen – mit Auftragsspitzen im April und Juni. Das Unternehmen profitiere von einer guten Auftragslage im Maschinenbau und anderen Kernbereichen. Aufschwung auch bei der Bahn Vertreter der Bahnen blicken ebenfalls auf wachsende Volumina. Die staatliche CD Cargo aus Tschechien freute sich nach den ersten sechs Monaten wieder über eine Tonnage von 36,2 Millionen – das waren 8,5 Prozent mehr als noch zwölf Monate zuvor. Dabei kletterten auch die Umsätze um 4,1 Prozent. „Eisen- und Maschinenbau-Erzeugnisse waren besonders wichtig“, sagt Unternehmenssprecher Petr Stahlavsky. Gerade hier hatte es 2009 große Rückgänge gegeben. Stahlavsky sieht den stärksten Konkurrenten im Straßenverkehr. „Wir müssen für jeden Kilometer Gebühren bezahlen – die LKW-Unternehmen hingegen nicht“, so seine Ansicht. Im harten Jahr 2009 hat auch die CD Cargo auf die Kostenbremse gedrückt. Insgesamt glaubt Stahlavsky aber, dass es 2010 besser wird. „Wir gehen davon aus, dass der Transport stabil bleibt und dass wir erfolgreicher sind als noch zwölf Monate zuvor“, hofft der Sprecher. ❙❚■ Sebastian Becker, Korrespondent in Polen Die VerkehrsRundschau beleuchtet die Aussichten für die Märkte: VR 31-32: Der Transportmarkt in Polen nach der Krise VR 33-34: Tschechien/Slowakei suchen Anschluss an den Boom VR 35: Ukraine vor der Fußball-EM: Eine Chance für Transporteure? VR 36: Die Zukunft der Entsorgungsbranche VR-Barometer: Tschechien und Slowakei Besser, aber noch lange nicht stabil Die kleinen östlichen EU-Märkte Tschechien und Slowakei verzeichnen nach einem harten Jahr 2009 endlich wieder leichte Zuwächse, ohne dass wieder stabile Bedingungen am Markt herrschen. Die Länder sind stark vom Außenhandel und der Automobilindustrie abhängig, die sehr von der Krise getroffen worden sind. Jetzt beginnen die anderen Ökonomien, sich langsam wieder zu erholen, wovon auch Tschechien und die Slowakei profitieren. 2010 wird ein besseres Jahr, ohne eine sichere Stabilität zu bieten. Für manche Anbieter scheint die Krise bereits vorbei zu sein. bec Fazit Erlöse in Transport und lager 1. Quartal 2009 2. Quartal 2009 3. Quartal 2009 4. Quartal 2009 1. Quartal 2010 Gesamterlöse der Transporteure und Lagerdienstleister in Tschechien und in der Slowakei Nach starken Rückgängen der Erlöse in den Bereichen Transport und Lager im Jahr 2009 wendete sich das Blatt im ersten Quartal 2010 in beiden Ländern wieder ins Positive: In Tschechien stiegen die Erlöse um 1,2 Prozent und in der Slowakei um 3,3 Prozent. ab 10 % 0 % -10 % -20 % -10,1 % -14,5 % -12,7 % -17,6 % -9,0 % -11,9 % -5,5 % -13,3 % 1,2 % 3,3 % Der Aufschwung im Maschinenbau hat bei den Bahnen zu einer wachsenden Tonnage geführt

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