Frankfurt/Main. Die Krise in Russland und der Ukraine belastet zunehmend das Geschäft von Deutschlands größter Industriebranche, dem Maschinenbau. Sanktionen verschärfen die Lage zusätzlich: Exporte brechen ein, Aufträge werden storniert. „Wir leiden sehr unter der Russland-Krise“, sagt der Geschäftsführer eines sächsischen Apparatebauers für Chemie- und Petrochemieanlagen.
Überall in Deutschland spüren die größtenteils mittelständischen Betriebe der Schlüsselindustrie die Auswirkungen des Konflikts. „Die Russen würden uns die Maschinen ja gern abnehmen, aber es ist nicht sicher, ob sie zum Zeitpunkt der Fertigstellung überhaupt noch nach Russland ausgeführt werden können“, sagt der Präsident des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Reinhold Festge, der „Börsen-Zeitung“. Die Politik in Moskau sage längst: „Gebt den Deutschen nicht mehr so viele Aufträge, gebt sie woanders hin.“
Wegen ihrer traditionell engen Beziehungen nach Russland und in die Ukraine trifft es ostdeutsche Unternehmen besonders hart, sagt Reinhard Pätz, Geschäftsführer des VDMA-Landesverbandes Ost. Die Politik müsse sich im Klaren sein, dass Sanktionen gegen Russland auch heimischen Unternehmen schaden: „Wir müssen davon ausgehen, dass langjährige Lieferbeziehungen und mühsam aufgebautes Vertrauen zwischen den Handelspartnern nachhaltig gestört werden.“
Im ersten Quartal waren die deutschen Maschinenexporte nach Russland zum Vorjahr um 17,2 Prozent eingebrochen. Bei einer VDMA-Umfrage vom Juni gaben zwei von drei Maschinenbauern an, negative Folgen zu spüren. Die Mehrheit berichtete von Auftragsrückgängen aus dem ohnehin schon schwierigen russischen Markt. Auch Zahlungsausfälle machten der Branche zu schaffen.
Warnung vor Embargo
VDMA-Präsident Festge warnt: Ein hartes Embargo gegen Russland könnte die an sich starke Maschinenbau-Konjunktur zu brechen. Denn Russland sei der viertgrößte Exportpartner des deutschen Maschinenbaus. Dabei haben schon bisherigen Sanktionen Auswirkungen auf deutsche Unternehmen: Der DIHK erwartet in Folge der EU-Sanktionen einen Rückgang des Exports nach Russland um 10 Prozent in diesem Jahr. „Damit fallen vier Milliarden Euro weg. Dieser Verlust trifft uns schon“, sagt DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW), warnt daher vor einem groß angelegten Wirtschaftsboykott: „Ein Embargo würde bei uns vor allem auf Klein- und Mittelbetriebe in den Branchen Maschinen- und Fahrzeugbau, Elektronische Erzeugnisse, Pharma und Nahrungsmittel zurückschlagen, die im bilateralen Handel dominieren.“ 2013 seien das Ausfuhren im Wert von 36,1 Milliarden Euro gewesen. (dpa)