München. Nach einem erneuten Auftragseinbruch im zweiten Quartal stellt sich der Nutzfahrzeug- und Maschinenbaukonzern MAN auf harte Zeiten ein. „Wir rechnen nach dem starken Abschwung nur mit einer langsamen Erholung der Industrieproduktion über einen Zeitraum von mehreren Jahren“, teilte der DAX-Konzern heute in München mit. Dennoch will MAN in diesem Jahr in der Gewinnzone bleiben und trotz massiver Absatzeinbrüche im Lastwagengeschäft weiter ohne Kündigungen auskommen. „Unser Ziel ist es, diese Durststrecke zu überstehen. Wir brauchen unsere Mitarbeiter auch in Zukunft“, sagte Vorstandschef Håkan Samuelsson. Die MAN-Aktie stand gegen Mittag mit 3,4 Prozent im Minus bei 47,30 Euro. Im zweiten Quartal erfasste der weltweite Wirtschaftsabschwung den Konzern auf breiter Front. Während in den vergangen Monaten vor allem das Geschäft mit Lastwagen gelitten hatte, brachen nun auch bei Dieselmotoren und Turbomaschinen die Bestellungen deutlich ein. Konzernweit lag der Auftragseingang mit 2,278 Milliarden Euro 45 Prozent unter dem Vorjahreswert. Vor allem das Geschäft mit Schiffsmotoren schwächelte. Wegen weltweit sinkender Frachtraten im Schiffsverkehr gingen hier auch viele Stornierungen ein. Insgesamt sank der Auftragseingang im Geschäftsbereich Diesel im zweiten Quartal um zwei Drittel auf 301 Millionen Euro. Unverändert schlecht blieb die Lage im mit Abstand wichtigsten Geschäftsbereich Nutzfahrzeuge. „Der Markt für Lastwagen ist weiter sehr schwach. Wir sehen da keine Anzeichen für eine Verbesserung“, sagte Samuelsson. Der Auftragseingang ging nochmals um mehr als 50 Prozent auf knapp 1,3 Milliarden Euro zurück. Der Umsatz brach um 42 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro ein, operativ fiel ein Verlust von 22 Millionen Euro an. Dieser wurde aber durch das von Volkswagen zugekaufte Nutzfahrzeuggeschäft in Brasilien und positive Ergebnisse in den anderen Sparten kompensiert. Unter dem Strich rettete sich MAN damit zwischen April und Ende Juni mit einem Gewinn von 27 Millionen Euro knapp in die Gewinnzone. In der Vorjahresperiode hatte der Konzern noch ein Plus von 446 Millionen Euro erwirtschaftet. Der Umsatz ging um 20 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro zurück. Das operative Ergebnis brach von 526 auf 144 Millionen Euro ein. Mit einem schnellen Aufschwung rechnet der Konzern nicht. „Für 2010 gehen wir davon aus, dass sich keine wirtschaftliche Besserung abzeichnet.“ Eine konkrete Prognose für das nächste Jahr wagte der MAN-Chef nicht. 2009 will der Konzern aber schwarze Zahlen schreiben. „Das wird schwierig zu halten sein, aber wir wollen im zweiten Halbjahr in der Gewinnzone bleiben.“ Betriebsbedingte Kündigungen seien per Standortvereinbarung bis 2012 ausgeschlossen, sagte Samuelsson. „Wir haben die Absicht, diesen Vertrag einzuhalten.“ Dennoch werde die Zahl der Mitarbeiter weiter sinken. Dafür würden die natürliche Fluktuation und Abfindungen genutzt. Zwischen Ende Dezember und Ende Juni war die Zahl der Beschäftigten im Konzern bereits von gut 51.300 auf knapp 49.500 zurückgegangen. Davon entfielen etwa 1700 Stellen auf Leiharbeiter. (dpa)
MAN steht vor harten Zeiten
Nutzfahrzeugmarkt bleibt schwach: Hersteller rettet sich nur knapp in die Gewinnzone