Søren Skou, Chef der Reederei Maersk aus Dänemark, war 14. November für eine einstündige Stippvisite in Hamburg zu Besuch. Im Kapitänszimmer der Drei-Mast-Bark „Rickmer-Rickmers“ erzählte er der geladenen Wirtschaftspresse seine Sicht der Dinge. Mit Zahlen hielt sich Skou nicht lange auf – dabei hatte sein Konzern zum dritten Quartal ein märchenhaftes Ergebnis vorgelegt: 22,8 Milliarden Dollar Umsatz und 8,5 Milliarden Dollar Gewinn; alles in allem etwa das Vierfache von Hapag-Lloyd.
Wichtig sei ihm, so Skou, der weitere Ausbau seines Konzerns in allen Sparten: Ocean, Container, Container-Logistik inklusive der Hafenterminals, Logistik insgesamt, aber auch Treibstoffe („green fuel“). Eine integrierende Rolle über alle Sparten hinweg habe die IT. Vor sechs Jahren war Maersk komplett gehackt worden und musste viel Lehrgeld für die Schadensbeseitigung und mehr Datensicherheit bezahlen: Heute gehören zur Kernmannschaft über 6000 IT-Spezialisten.
Kampf gegen den Klimawandel
Zweites aktuelles Konzernfeld ist nach Skous Worten den Kampf gegen den Klimawandel. Seit vier Jahren arbeite man an der Herstellung, dem Einsatz und der Verbreitung von „green fuel“. Am Anfang hebe die Erkenntnis gestanden, dass man mit der CO2-Emission von einem globalen Weltwirtschaftstag selbst Teil des Problems sei. Lösungen in Form von ausreichendem grünen Wasserstoff habe es nicht gegeben; also galt es selbst anzupacken. Bei dieser Aufholjagd laufe Maersk volle Fahrt voraus, alle Quellen würden genutzt: Sonne, Wind, Solar, selbst etwas Biogas. Bei den Mengen, um die es gehe (er denkt dabei vor allem an Wasserstoff) sei das kein Kinderspiel.
Was Maersk denn mit soviel Geld mache, war die Frage eines hanseatischen Wirtschaftskorrespondenten. Skous Antwort: „Als erstes bezahlen wir unsere Steuern an den Staat.“ Sodann bekämen die Anteilseigner ihren - ebenfalls zu versteuernden - Teil des Gewinns, für die Investitionen bleibe dann auch noch was. Dabei dachte er wohl an Hafen- und Terminal-Beteiligungen; in China habe man schon elf Stück davon, immer aber als Minderheitspartner. Dabei solle es auch bleiben. Konkrete neue Gelegenheiten nannte er nicht.
Regionales Headquarter für Hamburg Süd geplant
Auch im Wettbewerb müsse man sich behaupten. Die größte Herausforderung sei die ungleiche Konkurrenz der „Staatslinien“, die sich nicht wirklich am Markt bewähren müssten. Ein kleines, aber wichtiges Detail sei dabei, dass die Frequenzen auf den großen Fahrtrouten stimmen müssten. Die Mega-Staus der auf Reede liegenden Container-Carrier haben da wohl ihren Lernprozess ausgelöst.
Lobende Worte für „Hamburg Süd“, die Maersk vor vier Jahren komplett gekauft hatte, aber selbständig weiter operieren lassen will. Hier gebe es ein optimales Zusammenspiel zwischen den beiden Häusern, insbesondere auf Hamburg-Süds Traditionsmarkt Südamerika, aber auch Australien und Neuseeland. Die Geschäfte laufen offensichtlich so gut, dass Maersk 2024 in Hamburg ein regionales Headquarter aufbauen will. (cfd/sn)