Weimar. Bei seiner Mitgliederversammlung hat der Landesverband Thüringen des Verkehrsgewerbes (LTV) einen neuen Präsidenten gewählt. Nachdem sich der bisherige Präsident Christoph Schuchert nach 22 Jahren im Amt der Wiederwahl nicht mehr stellen wollte, wählten die anwesenden Mitglieder den bisherigen Vizepräsidenten Karsten Beese einstimmig zum neuen LTV-Präsidenten. Christoph Schuchert wurde im anschließenden Wahlgang ebenfalls einstimmig zum Vizepräsidenten bestimmt und versprach, seinen Nachfolger nach Kräften zu unterstützen. Im Amt als weiterer Vizepräsident wurde René Starke bestätigt.
Karsten Beese (49) ist seit 2012 Geschäftsführer der von seinem Vater 1990 gegründeten B&H Spedition in Hörsel und hat eine klassische Karriere hinter sich: vom Lehrberuf bei der Bahn über Fahrertätigkeiten im Stückgut und Fernverkehr, gefolgt von zwei erfolgreich absolvierten Studiengänge – Logistik und Wirtschaft – bis hin zum Einstieg in den elterlichen Betrieb 1996. Die B&H Spedition beschäftigt aktuell 85 Mitarbeiter sowie sieben Auszubildende, ist aktuell mit weltweiten Transport- und Logistikaufgaben sowie einer flexiblen Lagerhaltung tätig. 2008 hat das Unternehmen eine Erweiterung abgeschlossen und ein neues Verwaltungsgebäude sowie einen zusätzlichen Hallenabschnitt mit 3000 Quadratmetern in Betrieb genommen.
Hohe Erwartungen an das Mobilitätspaket der EU
Bei seiner Antrittsrede hob Beese seine Erwartungen an das Mobilitätspaket der EU hervor. „Ich erwarte vor allem eine stärkere Kontrolle von Verstößen gegen das Kabotageverbot sowie bei den Mindestlöhnen – ansonsten besteht die Gefahr, dass der deutsche Frachtführer über kurz oder lang ausstirbt!“ Zum Thema Alternative Antriebe bezog der Geschäftsführer und neue Präsident ebenfalls klare Kante: „Fördergelder für E-Mobilität sind unsinnig, wenn Ideologie die erste Geige spielt – so wie oft in der rot-rot-grünen Landesregierung in Thüringen.“ Beese betonte aber auch, dass das Gewerbe nicht mit dem Diesel verheiratet sei. „Aber er ist aus unserer Sicht noch immer die einzige wirtschaftliche Lösung“, sagte der neue LTV-Präsident.
Eine interessante Idee hatte LTV-Geschäftsführer Martin Kammer, der im Vorfeld der Mitgliederversammlung den im Thüringer Landtag vertretenen Parteien einen Themenkatalog übersandet und darum bat, bei der Zusammenkunft innerhalb von sechs Minuten entsprechende Statements aufzubereiten. Wider Erwarten hielten sich alle Redner an die vorgegebene Zeit, wobei von Bündnis 90/Die Grünen kein Kandidat vor Ort war. Wirklich Gehaltvolles war den Reden nicht zu entnehmen – das hatte aber wohl auch niemand erwartet. Immerhin bekannte sich der CDU-Abgesandte dazu, dass die Proteste des Personenverkehrsgewerbes genützt hätten und der Bundesverkehrsminister – der im Lauf der Versammlung schon als „Gespenst, das im Taxigewerbe umging“ tituliert wurde – jetzt eine Bund-Länder-Konferenz zum Thema Liberalisierung des Taximarktes einberufen will.
Von der Linken war zu vernehmen, dass man Kontrollen des Lkw-Gewerbes für dringend geboten halte, während der FDP-Abgeordnete in seinem Redebeitrag sofort nachschob, dass diese sich nicht nur „gegen“ deutsche Unternehmen richten dürften. Zudem sähe die FDP enormen Handlungsbedarf, bei Verstößen harte Sanktionen gegen ausländische Unternehmen zu verhängen, wenn Fälle der Wettbewerbsverzerrung festgestellt werden. Zum Thema Mobilitätspaket hat der LTV bereits im Vorfeld der Mitgliederversammlung eine Resolution verfasst, die von den anwesenden Mitgliedern einstimmig angenommen wurde. Sie kann unter https://www.ltv-thueringen.de/page/presse/-d_17470-t_news_detail/ im Internet nachgelesen werden. (gg)