London. Die britische Regierung sieht sich gezwungen, die Einführung von Grenzkontrollen für Warenimporte aus der EU auf das kommende Jahr zu verschieben. Die Angst war offenbar zu groß, dass der Brexit die Probleme bei Lieferketten weiter verschärft und den Briten zu Weihnachten die Waren ausgehen. Das berichtete am Dienstag unter anderem die „Süddeutsche Zeitung“.
Wie die Zeitung weiter schreibt, machte Brexit-Minister David Frost nicht den britischen EU-Austritt für diesen Schritt mit verantwortlich, sondern allein das Coronavirus. „Die Pandemie hatte langfristigere Auswirkungen auf Unternehmen, sowohl im Vereinigten Königreich als auch in der EU, als viele Beobachter noch im März erwartet haben", zitierte die SZ Frost. "Wir möchten, dass sich Unternehmen auf die Erholung von der Pandemie konzentrieren anstatt sich mit neuen Anforderungen an der Grenze auseinandersetzen zu müssen." Deshalb werde ein "pragmatischer neuer Zeitplan für die Einführung vollständiger Grenzkontrollen festgelegt", so Frost.
Importkontrollen ursprünglich ab Oktober geplant
Eigentlich sollte etwa für den Import von Lebensmitteln aus der EU bereits vom 1. Oktober an eine sogenannte Vorabanmeldung eingeführt werden. Diese soll nun erst zum Jahreswechsel verlangt werden, um die Versorgung für die Weihnachtszeit nicht zu gefährden. Auch weitere bürokratische Hürden, die für die betroffenen Unternehmen vor allem viel Papierkram bedeuten, kommen laut der SZ erst später, teils erst zum 1. Juli 2022.
Kritik kommt von britischen Wirtschaftsvertretern. So habe der Verband der Lebensmittel- und Getränkeindustrie (Food and Drink Federation) erklärt, dass Unternehmen, die den Rat der Regierung befolgt hätten, sich auf Grenzkontrollen vorzubereiten, nun bestraft würden. All jene Firmen hingegen, die die Ankündigung der Regierung ignoriert hätten, würden belohnt. (sn)