London. Zu ihrem 50. Bestehen hat die Deutsch-Britische Industrie- und Handelskammer (AHK) vor Folgen des Brexits für den Dienstleistungssektor gewarnt. Die neuen Visa-Vorschriften in beide Richtungen würden die Zusammenarbeit erschweren, sagte AHK-Chef Ulrich Hoppe der „Deutschen Presse-Agentur“ in London. „Dadurch ist natürlich die Befürchtung groß, dass wir auch wirtschaftlich oder gesellschaftlich ein Stück weit auseinanderdriften, weil dieser Austausch einfach schwieriger werden wird.“ Die Londoner Auslandshandelskammer feiert am Mittwoch, 15. September, ihren runden Geburtstag.
„Beim Brexit war sehr stark ein Fokus darauf, dass es zu Stockungen an den Häfen kommt, weil die Container hängen bleiben, weil die Zollabfertigung nicht läuft“, sagte Hoppe. „Da haben wir übersehen, dass wir natürlich auch im Dienstleistungsverkehr wahnsinnig viel Austausch haben. Den sieht man aber nicht so.“ Dabei habe dieser Sektor zuletzt in beiden Volkswirtschaften stark an Gewicht gewonnen und eine große Dynamik, bei der nicht weit im Voraus geplant werde.
Pandemie hat viele Probleme überdeckt
Die Pandemie habe das Problem überdeckt. „Das wird aber dann, wenn wir die Corona-Krise hoffentlich irgendwann hinter uns haben, wieder viel stärker zum Vorschein treten“, warnte Hoppe. „Da sehen wir schon ein Problem auf die Wirtschaft zukommen, aber auch auf die Volkswirtschaften insgesamt.“
In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Arbeit der AHK stark verändert. Heute gehe es viel stärker darum, Unternehmen beim Umgang mit Vorschriften und Administration zu unterstütze. „Es gibt in jedem Land immer unterschiedliche Regularien, die befolgt werden müssen. Und da brauchen Unternehmen Hilfe“, sagte der AHK-Chef. Das werde in der Zukunft noch zunehmen, denn Großbritannien wolle nach dem Brexit einen eigenständigeren Weg im regulativen Bereich einschlagen. Auch wenn der bilaterale Handel zuletzt zurückgegangen ist, bleibe Großbritannien mit etwa 67 Millionen Menschen ein wichtiger Markt, sagte Hoppe. (dpa)