Können Sie Ihren Kunden nach dem Gerichtsentscheid Entwarnung geben? Bensel: „Zwar können wir aufatmen, aber noch keine Entwarnung geben. Der Entscheid des Gerichts ist ein wichtiges Signal für unsere Kunden, dass wir alles versuchen, um einen Streik zu vermeiden. Aber es ist auch für die GDL ein klares Zeichen nochmal zu überdenken, ob der Weg an den Verhandlungstisch nicht der bessere ist. Denn klar ist: Ein Streik würde dem Standort Deutschland und den Menschen schaden. Mein Appell an die GDL lautet daher, nicht den Erfolg des Verkehrsträgers Schiene zu gefährden.“ Bleiben die Notfallpläne in der Schublade? Bensel: „Selbstverständlich, und sie werden ständig weiterentwickelt. Wir informieren unsere Kunden täglich über das zu erwartende Geschehen und stimmen mit ihnen ab, welche wichtigen Züge auch bei einem Streik weiter fahren müssen. Dabei stehen Transporte im Vordergrund, die die Versorgung zum Beispiel von Kraftwerken sicherstellen, die Belieferung der Bänder von Automobilfabriken oder die Abfahrt von Produkten aus Stahlwerken und Häfen. Wir fahren jeden Tag 5000 Züge, was rund 100 000 Lastwagen entspricht. Das zeigt schon, dass diese Menge nicht einfach von der Straße oder dem Binnenschiff übernommen werden kann.“ Hat der Tarifstreit schon jetzt Schaden bei der Bahn angerichtet? Bensel: „Ja. Wenn Unternehmen Pläne anstellen, zumindest Teile der Transporte von der Schiene wegzuverlagern, ist das eine echte Bedrohung für die wirtschaftliche Situation der Bahn. Es muss uns deshalb darum gehen, unseren Kunden die Sicherheit zu geben, dass wir alles tun, damit die Streikgefahr so schnell wie möglich zu Ende ist.“
Lokführerstreik – Bahn-Vorstand Bensel im Interview: „Können aufatmen, aber noch keine Entwarnung“
Die Deutsche Bahn begrüßt das einstweilige Verbot von Lokführerstreiks im Güter- und Fernverkehr als wichtiges Signal. Gefahren für das Geschäft seien aber noch nicht endgültig abgewendet. Dies sagte der Logistikvorstand des bundeseigenen Konzerns, Norbert Bensel, am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur dpa in Berlin.