Bremen. Die deutsche Logistikwirtschaft beurteilt die allgemeine Lage zunehmend skeptischer. Dies geht aus dem Logistik-Indikator hervor, den das Ifo-Institut im Auftrag der Bundesvereinigung Logistik (BVL) im Rahmen seiner Konjunkturumfragen erstellt. Der Indikator notiert im vierten Quartal bei einem „noch zufriedenstellenden“ Stand von 99,4 Punkten, wie der BVL mitteilte. Die Geschäftslage werde zwar noch häufig günstig beurteilt, dies aber seltener als zuletzt. Die Geschäftsaussichten hingegen trübten sich weiter ein. Kaum mehr Firmen blickten „zuversichtlich auf das kommende halbe Jahr“.
„Immerhin – das Geschäftsklima der Logistik insgesamt erweist sich um einige Punkte besser als zum Jahreswechsel 2020 zu 2021“, sagte der BVL-Vorstandsvorsitzende Thomas Wimmer, fügt jedoch hinzu: „Aber vor zwölf Monaten hatten wir die Hoffnung, dass es nach schmerzhaften Lockdowns und dem Beginn der Impfungen kontinuierlich aufwärts gehen würde. Realität sind derzeit dramatisch steigende Preise und abnehmende Lagerbestände bei Industrie und Handel, schrumpfende Auftragsbestände bei den Logistikdienstleistern. Die deutsche Wirtschaft erlebt reduzierte Wertschöpfung und ein eingeschränktes Weihnachtsgeschäft.“ Verwerfungen seien spürbar und würden die Branche ins neue Jahr begleiten, so Wimmer.
Logistikdienstleister schätzen die Lage kritischer ein
Dabei schätzen Verlader in Industrie und Handel die Situation positiver ein als die Logistikdienstleister. Bei Letzteren nahm die Zufriedenheit mit der Geschäftslage merklich ab, so das Info-Institut. Die Geschäftserwartungen seien „nur noch mancherorts von Zuversicht geprägt“. Eine deutliche Mehrheit der Unternehmen fasse Preiserhöhungen ins Auge.
Bei den Logistikdienstleistern dürfe vermutet werden, dass „sich die Reeder in ihren Votings zurückgehalten haben“, kommentierte Wimmer. „Denn die Linienreedereien verdienen zurzeit mehr Geld als in den letzten zehn Jahren zusammen. Das wird wohl auch im kommenden Jahr 2022 so bleiben.“ (tb)