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Lkw-Fahrer gesucht: Logistikbranche hat massives Nachwuchsproblem

22.06.2016 10:22 Uhr
Lkw-Fahrer gesucht: Logistikbranche hat massives Nachwuchsproblem
Es gibt sie, die jungen Leute, die Lkw-Fahrer werden wollen. Doch es sind viel zu wenig, um das Nachwuchsproblem zu lösen
© Foto: Gerhard Grünig

Der Landesverband des Verkehrsgewerbes in Sachsen-Anhalt schlägt Alarm: Für das Nachwuchsproblem bei Lkw-Fahrern ist keine Lösung in Sicht.

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Magdeburg. Die Berufskraftfahrer haben in Sachsen-Anhalt ein massives Nachwuchsproblem. "Der Zustand ist schon jetzt katastrophal", sagte der Geschäftsführer des Landesverbands des Verkehrsgewerbes, Matthias Schollmeyer, der Deutschen Presse-Agentur. Jeder vierte Lastwagen-Fahrer im Güterverkehr sei über 55 Jahre alt.

Innerhalb weniger Jahre würden daher rund 5100 Menschen in dieser Branche in den Ruhestand gehen. Dabei würden immer mehr Güter über die Straßen transportiert. Auch die Löhne seien gestiegen. Doch eine Lösung für dieses Problem sei nicht in Sicht. Insgesamt 20.000 Lkw-Fahrer sind auf den Straßen in Sachsen-Anhalt unterwegs. "Nur 500 davon sind bei uns jünger als 25 Jahre", sagte Schollmeyer. Über 40 Prozent der Nachwuchs-Kraftfahrer brechen die Ausbildung ab. Deutschlandweit liegt die Quote bei etwa 25 Prozent.

Arbeitszeiten, Krankheiten, Umgangston
"In Sachsen-Anhalt ist das Problem wesentlich größer als im Rest von Deutschland." Das liege zum Teil am demografischen Wandel, mit dem Sachsen-Anhalt stärker als anderen Länder zu kämpfen habe. Doch der potenzielle Nachwuchs habe auch falsche Vorstellungen vom Beruf Kraftfahrer. "Die Arbeitszeiten sind schwierig", sagte der Geschäftsführer des Verbandes. Die Fahrer seien oft tagelang unterwegs. "Die Work-Life-Balance leidet darunter." Viele haben später mit berufsbedingten Krankheiten wie Rückenleiden durch das lange Sitzen zu kämpfen. Deshalb gingen die meisten Fahrer auch bereits mit 60 in Rente. Zudem sei der Ton an den Laderampen teilweise unterstes Niveau. "Kraftfahrer werden häufig als unterstes Glied der Kette gesehen."

Steigende Löhne lösen das Problem nicht
Dabei werde die Bedeutung des Gewerbes gar nicht wahrgenommen, findet Schollmeyer. "Zwei Drittel aller Güter werden mit dem Lkw transportiert." Die Branche wächst - Fahrer werden dringend gesucht. Das habe auch zu einem deutlichen Anstieg der Löhne in den vergangenen Jahren geführt. Sogar Abwerbungsversuche und Ablösezahlungen gebe es schon. Der Wettbewerb um die sinkende Zahl an Berufsfahrern ist bereits in vollem Gang.

"Bei manchem Betrieb werden deshalb schon bis zu 2700 Euro brutto gezahlt", sagte der Verkehrsexperte. "Für unsere Region ist das sehr gut." Andere Firmen könnten sich hingegen nur den Mindestlohn leisten und hätten auch damit bereits zu kämpfen. Einige Unternehmen werde der Fahrermangel wohl die Existenz kosten. Mit diesem Problem ist die Branche nicht allein. So fehlt es etwa auch im Handwerk an Nachwuchs. "So einen Zustand hat es noch nicht gegeben. Bislang gab es immer genügend Arbeitskräfte", sagte Schollmeyer. Der Verband könnte zwar an die Unternehmen appellieren, mehr auszubilden. Doch dieses Vorhaben sei angesichts der Lage nur ein "Papiertiger". Eine Lösung sehe er deshalb in naher Zukunft nicht. (dpa/tr)

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KOMMENTARE


Der Hausen

05.03.2017 - 10:21 Uhr

Das Problem ist ja nicht neu. Statt zu jammern sollte die Branche einmal in Klausur gehen und die eigenen Versäumnisse aufarbeiten. Und statt den Fahrer als letztes Glied der Kette zu betrachten, sollte man sich einmal fragen, wer auf der Straße das Geld einfährt.Der "unterirdische Ton an den Rampen" spiegelt das Niveau wieder, auf dem der Beruf des Fuhrmannes angesiedelt ist. Fahrer, Unternehmen und die gesamte Branche haben fleißig selbst mit dazu beigetragen. Gleiches gilt im Übrigen für das Handwerk.Statt sich selbst in immer weiter nach unten führenden Spiralen gegenseitig selbst das Wasser abzugraben, wäre Öffentlichkeitsarbeit gefragt. Ich frage mich, wie lange es dauert, bis man in der Branche versteht, dass man mit gezielter Öffentlichkeitsarbeit und Werbung den Beruf durchaus wieder aufwerten kann.Attraktivere Arbeitsmodelle müssen her, ggf. neue Modelle gefunden werden. Der Begriff "Work-live-Balance" ist in diesem Zusammenhang absolut unangebracht. Fuhrleute zahlen den Beruf mizt Ihrer Lebenszeit und im wahrsten Sinn des Wortes auch viel zu oft mit ihrem Leben. Wer will sich denn als Dank dafür (von Disponenten, Unternehmern, Verkehrsteilnehmern, der Presse und der Gesellschaft) wie der letzten Dreck behandeln lassen?Sie brauchen Ideen? Dann helfe ich Ihnen mal auf die Sprünge. Wie wäre es etwa- mit einer Kampagne für die gesellschaftliche Akzeptanz der Branche und der Berufs des BKF?- Wie wäre es mit einer konsequenten Umsetzung des Kabotageverbotes, um ein langsames und qualvolles Ausbluten der Branche zu verhindern?- Wie wäre es, Sofa-Spediteuren den Kampf anzusagen um Fuhrunternehmen endlich die Frachtraten zukommen zu lassen, die sie brauchen um anständige Löhne zu zahlen?- Wie wäre es, offensichtliche unhaltbare Zustände, wie den Parkplatzmangel aktiv selbst anzugehen statt immer nur auf Hilfe aus der Politik zu warten (warum bilden Fuhrunternehmen und BGL keine privatwirtschaftlichen Parkplatzgenossenschaften)?- Wie wäre es, wenn BKF neben ausreichendem Parkraum eine besseres Netz zur ärztlichen Versorgung, so wie angemessene Freizeitmöglichkeiten (Sport, Fitness, Erholung) zur Gesundheitsvorsorge und zum Stressausgleich angeboten würden?- Warum müssen Fahrerhäuser so klein sein, während eine Vergrößerung der zulässigen Gesamtlänge eines Fahrzeuges um einen Meter keine negativen Auswirkungen hätte?Die Liste der Fragen könnte ich beliebig fortsetzen. Vielleicht solte mal jemand die Ärmel hochkrempeln und Nägel mit Köpfen machen statt ratlos von einem runden Tisch zum nächsten zu wandern..


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