Ab Januar 2023 tritt das neue Lieferketten-Sorgfaltspflichtengesetz (LkSG) in Kraft und stellt Unternehmen in Deutschland vor große Herausforderungen. Viele kennen die Anforderungen nicht, die auf sie zukommen, und insbesondere die organisatorische Abwicklung, Datenintegration und Zertifizierung der Lieferanten stellen Hürden für die Praxis dar. Das zeigt eine gemeinsame aktuelle Umfrage von Oracle und der Bundesvereinigung Logistik (BVL). Demnach planen zahlreiche Unternehmen, ihre IT-Systeme auf die Anforderungen abzustimmen, doch mangelt es vielerorts noch an der nötigen Initiative.
Mit Beginn des neuen Jahres gilt die Direktive für Unternehmen ab 3000 Beschäftigten und verlangt die Einhaltung der Menschenrechte auch bei mittelbaren Zulieferern. Um die Einhaltung zu gewährleisten, erlegt das Gesetz den betroffenen Unternehmen Dokumentationspflichten auf. In ihrer Umfrage haben Oracle und der BVL nach eigenen Angaben Unternehmen aller Branchen und verschiedener Größen zu zentralen Aspekten des LkSG befragt: 35 Prozent der Befragten stammen aus der Industrie, 22 Prozent aus Transport und Logistik, 15 Prozent aus dem Handel, 23 Prozent aus dem Bereich „Weitere Dienstleistungen“ und 5 Prozent fielen unter „Sonstige“. Eine genaue Angabe, wie viele Unternehmen sich insgesamt an der Umfrage beteiligten, wurde nicht gemacht.
Mehrheit der Befragten kennt Anforderungen nicht
63 Prozent der befragten Unternehmen kennen laut den Ergebnissen der Erhebung die Anforderungen des Gesetzes nicht – darunter besonders viele Transport- und Logistik-Dienstleister sowie branchenübergreifend vor allem kleine Unternehmen (55 Prozent). Auch bei der Umsetzung hapert es bislang noch vielfach. Nur wenige Unternehmen – egal welcher Branche – sind bereits damit befasst, bei den meisten stehen erste Schritte noch aus (87 Prozent). Insbesondere kleine Unternehmen haben Nachholbedarf (92 Prozent). Die Nase vorn haben bislang Unternehmen aus der Konsumgüterbranche, im Maschinen- und Anlagenbau wurde hingegen noch keinerlei Initiative ergriffen.
Organisatorische Abwicklung bereitet die meisten Probleme
Branchenübergreifend sind in der Planung die organisatorische Abwicklung (69 Prozent), Datenintegration (67 Prozent), Zertifizierung der Lieferanten (44 Prozent) und Kosten (43 Prozent) die größten Herausforderungen. Hinzu kommt der Fachkräftemangel, der vor allem in der Logistik immer akuter wird (30 Prozent). Unabhängig von der Unternehmensgröße bilden organisatorische Abwicklung und Datenintegration die Punkte, bei denen Unternehmen am meisten Unterstützung benötigen. Was die Umsetzung des LkSG anbelangt, sind die Hürden anders gestaffelt: Hier ist die Datenintegration (52 Prozent) die Hauptsorge der Anwender.
Implementierung von IT-Lösungen lässt auf sich warten
Hohes Potenzial, die Herausforderungen zu meistern, sehen Unternehmen vor allem bei IT-Lösungen. Ihren Nutzen bewerten vor allem Unternehmen aus der Konsum- und Gebrauchsgüterindustrie sowie Pharmaunternehmen als hoch. Die Implementierung lässt hingegen vielerorts noch auf sich warten: Lediglich 16 von 115 befragten Unternehmen setzen bereits eine Softwarelösung ein, von der sie sich Unterstützung versprechen. Was die Beteiligung der verschiedenen Geschäftsbereiche angeht, sehen Unternehmen am ehesten die Abteilungen Einkauf, Logistik und Recht in der Verantwortung. Die IT-Abteilungen bleiben vielfach unter dem Radar, obwohl sie großes Potenzial bereithalten, die Herausforderungen zu meistern. Dabei dominieren Inhouse-Konzepte, denn nur 33 von 115 befragten Unternehmen nutzen externe Dienstleister.
„Panikmache ist definitiv fehl am Platz, aber die Umfrageergebnisse zeigen deutlich, dass in den Unternehmen in Deutschland noch Einiges zur Umsetzung des LkSG zu tun ist“, erklärt Jürgen Hindler, Senior Manager Geschäftsentwicklung SCM bei Oracle in Deutschland. (sn)