München. Eine aktuelle Umfrage des Landesverbands Bayerischer Spediteure (LBS) unter seinen Mitgliedern hat gezeigt, dass es 2020 Corona-bedingt zu Umsatzrückgängen bis zu einem Drittel gegenüber dem 1. Halbjahr 2019 gekommen ist. Die Mehrheit der Firmen erwarte zwar im zweiten Halbjahr Verbesserungen, dennoch würden mehr als ein Drittel der Befragten in nächster Zeit Entlassungen in Betracht ziehen oder hätten sie schon geplant.
Dem Verband zufolge sei besonders stark die Luftfracht getroffen (minus 31,1 Prozent), gefolgt vom Ladungsverkehr international (minus 26,8 Prozent) und von Stückgut international (minus 26,4 Prozent). Die geringsten Rückgänge verzeichnen der Schienenverkehr (minus 6 Prozent), die Lagerei (minus 9,1 Prozent) und Stückgut national (9,4 Prozent). Die Ergebnisse spiegeln sowohl die Bandbreite der Dienstleistungen wider, die durch LBS-Mitgliedsunternehmen angeboten werden, als auch den Grad der Betroffenheit des Güterverkehrs allgemein, so der LBS.
Ergebnisse bestätigen Prognosen aus April und Mai
In der Summe bestätigten die Ergebnisse dieser inzwischen dritten Umfrage in diesem Jahr, was sich bei den beiden ersten Meinungsbildern im April und Mai schon abzeichnete hätte. Damals hatte etwa jeweils jedes fünfte Unternehmen mit einem Umsatzausfall zwischen zehn und 20 Prozent beziehungsweise 20 und 30 Prozent gerechnet. Die hohe Anzahl von Firmen, die noch im April von Umsatzverlusten in Höhe von 40 Prozent und mehr gerechnet hatten, war im Mai schon auf etwa die Hälfte geschrumpft.
Verbessert hat sich im Verlauf der Umfragen die Einschätzung, wie weit die Unternehmen mit der bestehenden Liquidität auskommen. Der Anteil der Befragten, die hier „länger als sechs Monate“ angaben, wuchs von 40 auf 60 Prozent. Bei anderen Zeiträumen sanken die Anteile entsprechend:
- „bis zu vier Wochen“ von 7 (April) auf 3 Prozent (Juli),
- „bis zu zwei Monate“ von 28,5 (April) auf 16,5 Prozent (Juli),
- „bis zu sechs Monate“ von 25 (April) auf 20 Prozent (Juli)
Geteilte Meinungen zu öffentlichen Hilfsmaßnahmen
Was die öffentlichen Hilfsmaßnahmen angeht, wurden diese im April und Mai von einem Drittel der Befragten als „hilfreich“ bewertet. Starke Schwankungen gab es bei den anderen Kriterien: „hilfreich und ausreichend“ nannten sie zunächst elf, dann 23 Prozent, „hilfreich aber nicht ausreichend“ empfanden sie erst 39, dann nur noch 24 Prozent der Befragten. Etwa jeder zehnte Betrieb bewertete die Hilfen als „nicht ausreichend“.
Rund 29 Prozent der aktuell Befragten gehen davon aus, dass die Geschäfte ihres Unternehmens auch in der zweiten Jahreshälfte rückläufig sein werden. Fast 61 Prozent hingegen sind sich sicher, dass die Umsätze zwischen Juli und Dezember wieder steigen werden. Allerdings erwarten nur zwei von 100 Befragten, dass sich auf diesem Weg die Verluste aus dem ersten Halbjahr wieder ausgleichen lassen. Mit geringen Schwankungsbreiten entspricht dies dem Stimmungsbild der beiden vorherigen Umfragen.
Was die Beschäftigungssituation angeht, ergibt sich ein differenziertes Bild. Auf der einen Seite wollen 31,1 Prozent der Unternehmen den Anteil der Kurzarbeit reduzieren, auf der anderen Seite ziehen 27,4 Prozent der Befragten Entlassungen in Betracht. Bei 6,6 Prozent der Firmen sind sie bereits fest für die kommenden drei Monate geplant. (ja)