Künftige Fix-Sterne

Die Studien Urban E-Truck und Vision-Van einen optisch die neue geglättete Designsprache samt digital kommunizierender Cockpits - und ihre prinzipielle Fahrfähigkeit! Denn Daimler nutzt hier fast ausschließlich Komponenten, die bereits existieren oder die sich auf dem konkreten Weg zur Serie befinden. Und was haben die Kunden und Nutzer davon? Im Idealfall einen viel entspannteren Arbeitsalltag. Steigen wir zuerst in den Urban E-Truck, dessen Rohbau und Interieur weitgehend den aktuellen schweren Baureihen entspricht. Statt auf klassische Zeigerinstrumente blickt man auf ein Display, das dank blauem "LED-Rahmen" im Instrumentenausschnitt zu schweben scheint - ebenso wie der Touchscreen auf der Mittelkonsole, auf dem sich diverse Inhalte wie Audiodateien, Reichweite oder Wetterinfos steuern und abrufen lassen. Wobei das mit dem Steuern des Wetters noch nicht ganz klappt ... dafür können Daimler und Dispo Wetterdaten künftig mit in Wirtschaftlichkeitsberechnungen einbeziehen, was die Datenanalyse weiter präzisiert. Bestehende Kritik gezielt ausgemerzt Da Daimler den Diesel unterm Kabinenboden gegen ein deutlich flacheres Batteriepaket tauschte, schrumpfte der "Motortunnel" zu einem kleinen Podest, was den Durchstieg erleichtert. Kameras ersetzen die Außenspiegel, was in vielen Lkw ohnehin bald Serie sein wird. Die Technik der beiden Studien präsentierten wir bereits in der Verkehrs-Rundschau 31/2016 (S. 80, Urban E-Truck) und 37/2016 (S. 144, Vision Van). Daimlers Ingenieure optimierten die Punkte, die beispielsweise am Schweizer E-Force auf Iveco-Stralis-Basis kritisiert werden: Die teuren Batterien packte man geschützt mittig in den Leiterrahmen, damit sie nicht angefahren werden können. Die Elektrokomponenten hängen außen am Rahmen, sauber getrennt in Hochvoltkomponenten auf der Beifahrerseite und Niedervolttechnik auf der Fahrerseite. Und das Fahrerlebnis? Da dürfte der Urban E-Truck ganz im positiven Sinn dem E-Force folgen: Volles Drehmoment aus dem Stand sorgt auch beladen für flotte Beschleunigung. Und im Stopand-go-Verkehr kann ein 26-Tonner viel Energie rekuperieren. Und nebenbei ist die summende Soundkulisse viel leiser als die beim Standard-Antos nagelnden Dieselmotoren. Lenkrad und Pedale flogen raus Vom Urban E-Truck steigen wir in den Vision-Van um. Der geht einen Schritt weiter Richtung Zukunft. Lenkrad und Pedale ersetzt ein Joystick. Der ist keine Zukunftsmusik, sondern war schon einmal in einer Actros-1-Studie (vor der Jahrtausendwende) verbaut. Und ist sowohl in Niederflurfahrzeugen als auch in Elektro-Rollstühlen "State of the Art". Als Rechtshänder säße man allerdings lieber in einer Rechtslenkerversion, denn der Umgang mit dem sehr spontan ansprechenden, aus dem Vollen gefrästen Edel-Stick erfordert Gewöhnung. Die Drohnen unterstützen den Fahrer Geradezu gespenstisch ist dagegen das selbstständige Starten und Landen der Lieferdrohnen, deren Status im Zentraldisplay angezeigt wird. Dazu führen sie mit jedem Päckchen auch einen frischen Akku mit, der deshalb entsprechend klein ausfallen kann. Für jedes kleine Päckchen einen kleinen Akku? Nun ja, da fehle es eben noch an Reichweite, bekennt man bei Daimler. So wie überhaupt die ganze Drohnenthematik noch in der Schwebe sei. Bei Mercedes ist man sich aber trotzdem sicher, dass die fliegenden Zusteller kommen werden. State of the Art ist dagegen das automatisch bestückte Regal, das komplett vorkonfektioniert in den Vision-Van geschoben wird. Auch damit arbeiten die Logistiker bereits, denn im Prinzip handelt es sich um ein automatisiertes Mini-Hochregallager. Um die Praxistauglichkeit vorzuführen, stellte man auf der IAA einen Vito mit einem solchen System aus. Im Vision-Van bekommt der Fahrer vorn nur noch angezeigt, wohin er fahren muss und erhält das jeweilige Päckchen automatisch am Haltepunkt in den Ausgabeschacht geworfen. Das ergänzt auch das künftige autonome Fahren respektive Liefern. Doch laut Daimler wird der Fahrer im KEP-Bereich auf absehbare Zeit nicht zu ersetzen sein. Denn aktuell kennt nur der Mensch alternative Abgabeadressen oder weiß, wo er klingeln kann, um sein Päckchen im Zweifel trotzdem loszuwerden. Oder wo er besser nicht läutet, um sich und seinem Chef späteren Ärger zu ersparen. Noch gar nicht zur skizzierten Zukunft passt der innerstädtische Verkehr, der bis zur autonomen Entspanntheit noch einige Jahrzehnte der Entwicklung vor sich haben dürfte. Bis dahin werden sich auch Urban E-Truck und Vision-Van durch Staus und Umleitungen quälen und in zweiter Reihe stehen, bevor sie die nächsten paar Meter zum nächsten Kunden stromern können. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier "Elektro-Lkw" www.verkehrsrundschau.de/dossiers

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