Klein schlägt groß

Der Kleine muss nicht immer den Kürzeren ziehen. Das weiß man, seit David den großen Krieger Goliath im Kampf mit seiner Steinschleuder besiegt hat. Ähnlich wie dem biblischen Riesen könnte es 2015 auch den mittelschweren LKW gehen, wenn sie sich den kleineren Transportern geschlagen geben müssen. Die Steinschleuder reicht in diesem Fall Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) mit seinem Mautkonzept, das ab Oktober dieses Jahres gelten wird. Dann werden LKW ab 7,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht in die Mautpflicht genommen, die kleineren Nutzfahrzeuge zwischen 3,5 und 7,5 Tonnen nicht. Das wird die Fuhrparks verändern: Die Unternehmer werden mehr Transporter einsetzen, um bei der Maut zu sparen. Wer kann, verzichtet dann auf die mittelschweren LKW. Dafür sprechen die Zahlen auf dem Nutzfahrzeugmarkt schon jetzt. Der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) meldete für 2014 ein Minus von über acht Prozent bei den Neuzulassungen der Nutzfahrzeuge zwischen 7,5 und 12 Tonnen. Den Grund sieht der Verband in der bevorstehenden Absenkung der Mautgrenze. Der Trend dürfte sich 2015 fortsetzen. Um die Absatzzahlen macht sich der VDIK dennoch keine Sorgen. Er glaubt, dass der Rückgang bei den größeren Nutzfahrzeugen kompensiert wird - durch die mautfreien Transporter. Die Absenkung der Mautgrenze ist aber nicht die einzige Änderung, die sich auf die Fuhrparks auswirkt. Fielen bisher vier- und fünfachsige Gespanne in eine Mautkategorie, zahlt der Unternehmer ab Oktober 1,8 Cent weniger pro Kilometer, wenn er auf vier statt fünf Achsen setzt. Nach einer Rechnung des Speditionsverbandes BGL bringt eine Vier-Achs-Kombination bei nur zwei Tonnen Nutzlastverlust eine Mautersparnis von zehn Prozent gegenüber dem größeren Gespann. Das wird zu einem Boom der Zwei-Achs-Auflieger führen. Das Todesurteil dürften die neuen Regeln in jedem Fall für den 11,99-Tonner sein. Diese Gewichtsklasse hatten viele Transportunternehmen eingesetzt, um die alte Mautgrenze von 12 Tonnen zu umgehen. Dafür wird der aufgrund der neuen Führerscheinklassen totgesagte 7,49-Tonner eine Renaissance erfahren. Denn er stellt künftig die größte mautbefreite LKW-Klasse. Zur Person Katharina Spirklbetreut das Ressort Politik + Wirtschaft und die Nachrichtenredaktion. Die Medienwissenschaftlerin (geboren 1987 in Ansbach) ist seit 2013 Mitglied der VerkehrsRundschau-Redaktion.Ihre Meinung zur These an: katharina.spirkl@springer.com

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