Klassifizierungsstandard E-Class

Klassifizierungsstandard E-Class Logistik in Formeln pressen Der von der Industrie getriebene Klassifizierungsstandard E-Class beschreibt im neuesten Release 7.0 auch Logistikdienstleistungen. Das könnte relevant für Ausschreibungen werden. Wenn Industrie- und Handelsunternehmen Logistikdienstleis-tungen ausschreiben, stellen sie viele Anforderungen. Die Bewerber müssen nicht nur fest definierte Leistungsziele erfüllen, sondern auch die bisherigen Prozesskosten deutlich unterbieten. Wenn möglich sollen sie die voraussichtlichen Aufwendungen für Verpackung, Beladung und andere Einzelvorgänge genau kennen und in der voraussichtlichen Vertragslaufzeit weiter senken. Wichtig sind außerdem eine moderne IT, welche mit dem System des Auftraggebers kommuniziert, sowie Risk-Management-Maßnahmen gegen unternehmens- oder standortbedingte Ausfälle. In Zukunft könnte eine weitere Anforderung hinzukommen. Der Bewerber sollte seine Transport- und Lagerdienstleis-tungen auf Basis des internationalen Klassifikationsstandards E-Class beschreiben, wünschen möglicherweise schon bald manche Verlader. Seit dem 15. Februar 2011 ist dies möglich. An diesem Tag veröffentlichte die Kölner Non-Profit-Organisation E-Class e.V. mit Release 7.0 die neueste Ausgabe des mittlerweile über zehn Jahre alten Klassifikationssystems. Mit dem Sachgebiet 14 wird erstmals die Logistik als eigenständige Dienstleistung erfasst. Standards für Lager und Transport En détail werden unter anderem Transport, Beladung, Umladung, Entladung, Ladungssicherung sowie Lagerung und Reinigung von Transportequipment beschrieben. „Supply Chains werden mit harmonisierten Transport- und Lagerdienstleistungen transparenter und zeichnen sich durch bessere Prozessabläufe aus“, verspricht Jörg Schumacher, Senior Technical Materials Manager von BASF und für Logistik verantwortlicher Vorstand von E-Class. Mit Release 7.0. kommt innerhalb eines Jahres das zweite Regelwerk heraus, das Standards für Lager- und Transportprozesse definiert. Seit Anfang 2010 gibt es bereits die DIN Spezifikation (DIN Spec) 1001. In monatelanger Kleinarbeit haben das Deutsche Institut für Normung (DIN), die Unternehmensberatung Miebach Consulting, das Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) sowie große Branchenunternehmen wie Hellmann Worldwide Logistics oder TOP Mehrwert-Logis-tik eigene Transport- und Logistikdienstleistungen definiert und Kriterien für Kennzahlen benannt. Grundsätzlich unterscheidet DIN Spec 1001 ebenfalls zwischen Logistik, Transport, Lagerung und Mehrwertleistungen. Wie Release 7.0. soll auch dieses Regelwerk Ausschreibungen in der Logistik „einfach und transparent“ machen – so jedenfalls lautet der Anspruch der Initiatoren (siehe VerkehrsRundschau-Ausgabe 24/2010, Seite 34). Führende Konzerne stehen dahinter Allerdings können die E-Class-Macher viel mehr Gewicht in die Waage werfen. Dem Lenkungssausschuss der Non-Profit-Organisation, der für den Auf- und Ausbau der Klassifikationen verantwortlich ist, gehören führende deutsche Konzerne wie BASF, Deutsche Bahn, Eon, Evonik, Siemens und VW an. Außerdem wird E-Class vom Bundesministerium für Wirtschaft gefördert, das sich von diesem Projekt Erleichterungen für den Mittelstand verspricht. Diese Rechnung ist aufgegangen. Weil jährlich mehrere 1000 kleine und mittlere Unternehmen die neuesten E-Class-Versionen herunterladen, ist das Regelwerk zum branchenübergreifenden und internationalen Warenschlüssel herangewachsen. Viele Unternehmen machten die vierstufigen Klassifikationen (siehe Kasten) zur Basis ihrer Beschaffungslogistik: Wer als Teile-Lieferant oder Anbieter von elektronischen Katalogen bei diesen Einkäufern zum Zuge kommen will, muss seine Artikel häufig auf Basis von E-Class charakterisieren. Unternehmen, die diesen aufwendigen Prozess für ihr Sortiment bewältigt haben, versprechen sich auch von den neuen Dienstleistungsklassifikationen Vorteile. Lutz Güde, Juniorchef des Plettenberger Federring- und Schraubenherstellers Güde GmbH, sieht sogar mögliche Vorteile für den Logistikdienstleister: „Wenn ein Logistikunternehmen die mit der Produktklassifikation verknüpften Informationen nutzt, kann er auf Basis der erfassten Merkmale wie beispielsweise Gewichtsangaben leichter planen.“ Die E-Class-Verantwortlichen selbst haben Dienstleistungen bisher pauschal in einem einzigen Sachgebiet zusammengefasst, was praxisnahe Anwendungen etwa für Ausschreibungen verhinderte. Mit dem Release 7.0 wird dies anders. Für zwei Dienstleistungen – Logistik und Instandhaltung – wurden erstmals eigenständige Sachgebiete geschaffen. „Die neuen Klassifikationen für Logistik sind prozessorientiert vom Versender zum Empfänger aufgebaut, bilden Verkehrsträger vollständig und einheitlich ab und können auch von kleineren und mittleren Kunden und Lieferanten für ihre Geschäftsprozesse genutzt werden“, versichert BASF-Manager Schumacher. Logistiker wurden nicht gefragt Von DIN Spec 1001 unterscheidet sich E-Class allerdings in einem entscheidenden Punkt. An diesem Regelwerk haben keine Logistikunternehmen mitgearbeitet. Das merkt man den einzelnen Klassifikationen auch an. Standards wie Teil- und Komplettladungen sind überhaupt nicht erfasst, KEP-Verkehre kommen allenfalls als „nicht klassifizierte PKW- bzw. LKW- Transporte“ vor, von Paketsendungen ist an keiner Stelle die Rede und logistische Leistungen werden pauschal als „Mehrwertdienstleis-tungen“ bezeichnet. An solche unscharfen und mehrdeutigen Begriffe muss sich mancher Marktkenner erst einmal gewöhnen. Die E-Class-Verantwortlichen geben indessen gerne zu, dass Release 7.0 beim Thema Logistik nur Stückwerk ist. „Vor allem bei den Merkmalen, welche die klassifizierten Leistungen näher charakterisieren, muss nachgearbeitet werden“, sagt André Lindner, Fachgruppenleiter in der E-Class-Hauptgeschäftsstelle in Köln. Beim nächsten Release will man kräftig nachbessern. Logistikunternehmen können sich indessen bei Ausschreibungen entspannt zurücklehnen „In der derzeitigen Form sollte das Regelwerk keinem Bewerber Probleme bereiten“, urteilt Lindner. ❙❚■ Stefan Bottler, freier Journalist Ziel von E-Class: Dienstleistungen im Lager und beim Transport sollen definiert werden Klassifizierungsstandard E-Class E-Class für Logistikdienstleistung E-Class ist ein internationaler Standard zur Klassifizierung und Beschreibung von Materialien und Dienstleistungen. Er wird seit 2000 getragen von der Kölner Non-Profit-Organisation E-Class e.V. Im Februar ist Release 7.0 erschienen, in dem erstmals auch Logistik als Dienstleistung erfasst ist. E-Class baut auf vier Klassifikationsstufen auf: Sachgebiete Hauptgruppen Gruppen Untergruppen Auch Logistikdienstleistungen können in diesem Schema erfasst werden. Ein Beispiel: Hinter 14-01-01-01 verbergen sich LKW-Ladungssicherungen für Stückgut. Das Zahlenwerk baut auf dem Sachgebiet Logistik (14), der Hauptgruppe Ladungssicherung (14-01) und der Gruppe LKW-Ladungssicherung (14-01-01) auf. Weitere Untergruppen sind LKW-Ladungssicherungen für Schüttgut, Flüssiggut, Gas und nicht klassifizierbare Transportgüter. Außerdem können Produkte beziehungsweise Dienstleistungen mit Merkmalen und Schlagworten näher beschrieben werden. So gibt es für Tablet-PCs die Klassifikation 19-01-02-90 als Untergruppe, welche sich zusammensetzt aus den Klassifikationen für das Sachgebiet Informationstechnik (19), der Hauptgruppe Computersysteme (19-01) und der Gruppe Notebook (19-01-02). Viele Gruppen und Untergruppen werden außerdem mit Merkmalen näher beschrieben, welche in Form von neunstelligen Buchstaben- und Zahlenkombinationen Aufschluss über Herkunft, Hersteller, Lieferanten, Zolltarifnummer und andere Einzelheiten geben. Bei LKW-Ladungssicherungen für Stückgut kreierten die E-Class- Logistiker acht Merkmale: Anbieter mit bzw. ohne Identifikationsnummer, die für Barcodes wichtige GTIN-Nummer, Leistungseinheit, Leistungskurztext, Personalqualifikation sowie Verordnungen und Normen bzw. Zertifikate und Zulassungen. Mit Release 7.0 definiert E-Class insgesamt 37.864 Produkte und Dienstleistungen. Beim nächsten Update, das voraussichtlich Ende 2011 kommt, dürften es vermutlich deutlich über 40.000 sein. bot 14-01-01 Gruppe LKW-Ladungssicherung Hauptgruppe Ladungssicherung Sachgebiet Logistik

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