KFZ-Versicherung

KFZ-Versicherung Die Prämien steigen schon wieder Unangenehme Nachrichten für Betreiber von LKW-Flotten: Die meisten KFZ- Versicherungen erhöhen ihre Beiträge kommendes Jahr spürbar. Lohnt sich ein Wechsel – oder gibt es andere Möglichkeiten, höhere Kosten zu verhindern? Eigentlich steuerten die KFZ-Versicherer in diesem Jahr lange Zeit in ruhigem Fahrwasser. Nach dem ersten Halbjahr sah es trotz Jahrhunderthochwasser so aus, als ob die für die Preisgestaltung mitentscheidende Schadenquote auf 91 Prozent und damit auf den niedrigsten Stand seit 2007 sinken würde. Doch ausgerechnet im Sommermonat August verhagelten Unwetter im wahrsten Sinne des Wortes die Bilanz. Die Versicherungen mussten Millionensummen für die Regulierung von Hagelschäden aufbringen. Dies trifft im nächsten Jahr die Kunden in Form von steigenden Haftplicht-, Teil- und Vollkaskobeiträgen. Auch für die Betreiber von LKW-Flotten haben die Vertriebler der KFZ-Versicherungen und die Versicherungsmakler schlechte Nachrichten. Mit vier bis sieben Prozent höheren Prämien rechnet Winfried Nibus, Bereichsleiter für das KFZ-Geschäft beim Münchner Versicherungsmakler Aktiv Assekuranz, in 2014 – eine stabile Schadenquote vorausgesetzt. Demnach gelten die Preiserhöhungen auch für Kaskopolicen. In den vergangenen Jahren scheiterte der Versuch zwar oft am knallharten Konkurrenzkampf zwischen den KFZ-Versicherern – doch diesmal sehen die Experten wenig Chancen, der Prämienerhöhung durch einen einfachen Versicherungswechsel aus dem Weg zu gehen. „Es gab Jahre, in denen Flottenbetreiber nur drei Vermittler anrufen mussten, um ein besseres Angebot zu bekommen. Das funktioniert nicht mehr“, sagt Detlef Dörrié, geschäftsführender Gesellschafter der Aktiv Assekuranz. Kravag, einer der führenden Anbieter für die Versicherung des LKW-Fuhrparks, formuliert es vorsichtiger: „Bei vielen Flotten waren die Beiträge in den letzten Jahren schlichtweg zu niedrig. Das war eine Folge des jahrelangen Preiskampfs im KFZ-Versicherungsgeschäft “, erklärt Axel Salzmann, Leiter des Kompetenzzentrums für das Straßenverkehrsgewerbe und Logistik bei Kravag in Hamburg. „Durch Sanierungsmaßnahmen und Beitragsanpassungen konnte der Schadenverlauf verbessert werden. Dennoch ist es so, dass es bei einigen PKW- und LKW-Flotten weiterhin Nachholbedarf gibt“, ergänzt der Fachmann. Keine Rabatte für Neukunden Makler wie Dörrié und Nibus beobachten, dass die Versicherer im Neugeschäft die Prämien sogar noch härter kalkulieren als bei Bestandskunden. Das hat auch Michael Kubenz registriert, der mit der Schunck-Gruppe, einem Versicherungsmakler aus München, zusammenarbeitet. „Normalerweise schreiben wir unsere KFZ-Versicherungen jährlich neu aus. Dieses Jahr werden wir das nicht tun“, sagt der Inhaber der Hamburger Kraftwagenspedition Kube und Kubenz. Die Zeiten, in denen sich die Versicherer erbitterte Preisschlachten im KFZ-Segment – insbesondere im Flottengeschäft – liefern, scheinen vorbei zu sein. „Bereits seit Jahren wird aufgrund der schwierigen Ertragslage mit einer Konsolidierung gerechnet. Im Flottenbereich sehen wir, dass sich einige kleinere Anbieter aus dem Wettbewerb zurückgezogen haben. Langfristig ist sicherlich mit einer weiteren Spezialisierung der Versicherer im Flottengeschäft zu rechnen“, sagt Salzmann von Kravag. Die Aktiv-Manager Nibus und Dörrié sehen noch einen anderen Grund, warum die Versicherer einen restriktiveren Kurs steuern. „Sie arbeiten immer mehr mit aktuarischen Softwaretools“, sagt Nibus. In diese versicherungsmathematischen Rechenmodelle fließen beispielsweise Informationen zur KFZ-Flotte, Schadensfrequenzen und Großschäden ein. Das Ergebnis ist eine Soll-Prämie, von der auch Vertriebler auf der Jagd nach Marktanteilen und Neugeschäft nicht entscheidend abweichen dürfen. Mit der Schadenquote steigt die Prämie Besonders schlechte Karten im Poker um günstige Versicherungskonditionen haben Flottenbetreiber, die einen schlechten Schadenverlauf vorzuweisen haben. Sie müssen mit drastisch höheren Prämien rechnen – das können schon einmal 50 Prozent oder mehr sein. Besonders in solchen Fällen bietet sich für die Unternehmen an, mit dem Versicherer über eine höhere Selbstbeteiligung zu reden. Dies reduziert aus Sicht der Versicherer das Risiko – und dämpft den Prämienanstieg. Wer seinen Selbstbehalt beispielsweise von 500 auf 5000 Euro ausweitet, kann so mitunter eine Prämienerhöhung von 50 Prozent kompensieren. Ob eine Erhöhung des Selbstbehaltes tatsächlich eine Einsparung bringt, erweist sich allerdings erst im Nachhinein. Verändert sich in der Schadenprävention nichts, fließt das Geld einfach nur an die Werkstatt statt an die Versicherung. „An den Gesamtkosten ändert sich dann gar nichts“, sagt Jens Könemann, Leiter Services Kraftfahrt bei HDI-Gerling Sicherheitstechnik, Tochter des gleichnamigen Versicherungskonzerns. Unisono empfehlen Makler und Versicherer eine detaillierte Schadenanalyse und darauf aufbauend gezielte Unfallprävention. Die Analyse zeigt auf, wo Unfallschwerpunkte liegen. Sind es immer wieder dieselben Fahrer, die in Unfälle verwickelt werden? Gibt es überdurchschnittlich viele Auffahrunfälle oder Schäden beim Rangieren? „Hier kann bereits eine gezielte Fahrerschulung oder der Einsatz von kameragesteuerten Rückfahrhilfen Abhilfe schaffen. Wir unterstützen hierbei unsere Kunden in der Beratung und Umsetzung dieser Maßnahmen“, sagt Kravag-Logistikexperte Salzmann. Winfried Nibus von der Aktiv Assekuranz empfiehlt, in eine solche Analyse auch Unfälle einzubeziehen, die gar nicht der Versicherung gemeldet werden, weil sie unter der Selbstbehaltgrenze liegen. „Zehn mal 500 Euro für Bagatellschäden machen auch 5000 Euro aus. Dazu kommen dann noch Kosten für den Ausfall des Fahrzeugs“, sagt Niebus, dessen Arbeitgeber über ein Tochterunternehmen die Gesellschaft für Schadenverhütung im Verkehrsgewerbe, Präventionskonzepte und deren Umsetzung als Dienstleistung anbietet. Die HDI-Gerling Sicherheitstechnik hat die nicht versicherten Kosten wie den Ausfall des Fahrzeugs oder den administrativen Aufwand nach einem LKW-Unfall ermittelt. „Sie betragen durchschnittlich rund 3500 Euro pro Unfall“, sagt Könemann. Er empfiehlt Unternehmen, ihren Mitarbeitern für Unfälle festgeschriebene Handlungsanweisungen auf den Weg zu geben. Neben der Schadenmeldung gehöre dazu beispielsweise auch ein Schadensgespräch mit dem Fahrer. Auch sollte es klare Regeln für die Vergabe von Reparaturaufträgen geben. Schadenprävention zahlt sich aus Damit die nach der Schadenanalyse festgelegten Maßnahmen Erfolg haben, sei es notwendig, Schadenverhütungs-Management durch die Unternehmens- und Fuhrparkleitung konsequent umzusetzen und fortzuführen, mahnt Salzmann. Die Kommunikation zwischen Kunde und Versicherer ist laut Salzmann wichtig, da der Schadenverlauf des Fuhrparks regelmäßig ausgewertet und besprochen werden muss. Je nach Ausgangslage und Maßnahmen ließe sich der Schadenverlauf erfahrungsgemäß durch eine verbesserte Schadenprävention um bis zu 30 Prozent senken. Spediteur Michael Kubenz kann die positiven Erfahrungen mit der Schadenprävention bestätigen. Da Kube und Kubenz im Gefahrguttransport aktiv sind, stehen Fahrerschulungen im Mittelpunkt. Das Unternehmen schult die Fahrer in einem fünfstufigen Trainingskonzept, das durch Zuschüsse aus dem De-Minimis-Programm vom Bundesverkehrsministerium mitfinanziert wird. Höhepunkt ist die Begleitung der Fahrer durch erfahrene „Master Driver“, die überprüfen, ob die Fahrer das Gelernte im Arbeitsalltag umsetzen. Ein weiterer Weg, Versicherungskosten zu sparen, ist dahin zu gehen, wo es weh tut: In das Bedingungswerk der Versicherung. Viele Unternehmer gehen davon aus, dass sich die Versicherungsbedingungen im Wesentlichen gleichen. Das ist jedoch ein gefährlicher Trugschluss. Ein Beispiel: Die Fachzeitschrift „Risiko & Vorsorge“ verglich in ihrer Ausgabe 4/2011 die Mitversicherung von Elementargefahren (Dachlawinen, Hagel, Erdrutsch etc.) von 19 Versicherungen in der Teilkaskoversicherung. Einige Versicherungen deckten nur vier von 16 abgefragten Elementarschäden, andere sogar zwölf. Angebots-Dschungel ist undurchsichtig Ob ein norddeutscher Transportunternehmer das Risiko eines Vulkanausbruches abdecken und dafür eine höhere Prämie zahlen möchte, sei einmal dahingestellt. Aber es gibt auch Klauseln, die extrem relevant sind – zum Beispiel der Ein- oder Ausschluss von Schäden, die durch grobe Fahrlässigkeit verursacht wurden. Das Problem: Den Bedingungs-Dschungel durchblicken nur noch Versicherungsprofis. „Ich kann jedem Flottenbetreiber nur raten, dass er sich einen Betreuer sucht, der sich in den verschiedenen Bedingungen auskennt“, sagt Detlef Dörrié. Michael Kubenz sieht das ähnlich – trotzdem hält er sich ganz persönlich über Versicherungsfragen auf dem Laufenden. „Ich muss meinem Makler schon sagen können, was ich brauche und welche Risiken ich abgesichert haben will“, begründet er. Schwer zu vergleichen sind nicht nur Bedingungs- und Klauselwerke, sonder n auch der Service der einzelnen KFZ-Versicherungen. „Wir hatten vor einiger Zeit einen Schaden in Rumänien, auf dem wir ohne den guten Service des Versicherers möglicherweise sitzen geblieben wären“, erinnert sich Kubenz. Erhebliche Unterschiede gibt es auch beim Verhalten im Schadensfall. Einige Versicherer sind bei einem ungünstigen Schadenverlauf sehr schnell mit einer Kündigung der KFZ-Versicherungen oder extremen Prämienerhöhungen bei der Hand. Andere Anbieter haben zumindest mit loyalen Kunden, die kein extremes Prämien-Hopping betreiben, mehr Geduld. Welche Geschäftspolitik die einzelnen Versicherer betreiben und wie es mit dem Service steht, wissen am besten erfahrene Makler. ❙❚■ Björn Helmke, VR-Korrespondent in Hamburg Vor allem Hagelschäden haben dazu beigetragen, dass die KFZ-Versicherer ihre Prämien anheben Checkliste Hinweise für die Gespräche mit den KFZ-Versicherern Darauf sollten Sie achten: Wer sich von seinem Versicherer trennen will, muss dabei die Kündigungsfrist einhalten. In der Regel kann man KFZ-Versicherungen auch im Flottenbereich zum Jahresende mit einer Frist von einem Monat kündigen – also spätestens zum 30. November. Man kann im Flottenbereich auch andere Kündigungsmodalitäten vereinbaren. So ist es möglich, eine Kündigung zum 1. Juli zu vereinbaren, die bis zum 31. Mai ausgesprochen werden muss. Vorteil: Die Suche nach einem neuen Partner fällt dann in eine Zeit, in der der Versicherungsmarkt entspannter ist. Allerdings spielt dabei nicht jede Versicherung mit. Der Grund: Die Geschäftsjahre der Versicherer entsprechen dem Kalenderjahr und Versicherungsverträge mit abweichender Laufzeit müssen aufwendig bilanziell abgegrenzt werden. Die entscheidende Stellschraube für die Prämienhöhe ist der eigene Schadenverlauf. Er lässt sich durch moderne Technik (zum Beispiel durch Rückfahrkameras oder Abstandswarner) und Fahrerschulungen erheblich beeinflussen. Solche Maßnahmen kosten Geld, rechnen sich aber anschließend wegen niedriger Prämien und geringerer Ausfallzeiten der eigenen Fahrzeuge. Gute Versicherer und spezialisierte Dienstleister unterstützen ihre Kunden durch detaillierte Schadenanalysen. Übrigens: Fahrerschulungen und die Anschaffung von Sicherheitsausrüstung für LKW fördert das Bundesamt für Güterverkehr im Rahmen des De-Minimis- und Weiterbildungsprogrammes. Wer Prämien reduzieren will, schafft das über eine Erhöhung der Selbstbehalte. Ob das die Gesamtkosten reduziert, hängt aber vom weiteren Schadensverlauf ab. Die Versicherungsbedingungen und das Klauselwerk unterscheiden sich je nach Tarif und Versicherer zum Teil sehr deutlich. Wer keine Versicherungsexperten im Haus hat, sollte sich deshalb mit einem unabhängigen Makler zusammensetzen. Auch für LKW-Versicherungen gibt es Vergleichsrechner im Internet, die auf der Basis einiger Angaben zum Fahrzeug, Unternehmen und Fahrer einen einfachen Tarifvergleich ermöglichen sollen. Die meisten Plattformen sind eher für Kleinunternehmen mit einem oder zwei LKW geeignet. Einige werden von Versicherungsmaklern betrieben. Der ersten Recherche über das Internet sollte ein Blick in das Bedingungswerk des Versicherers folgen. he